Die Klonkriege sind vorbei, die Jedi-Ritter sind nahezu ausgelöscht und die dunkle Seite der Macht hat die Kontrolle über das Universum übernommen. Auf seiner Reise nach Kashyyyk macht Sithlord Darth Vader eine Entdeckung: Er findet einen jungen, dessen Midi-Chlorian-Werte beeindruckend genug gewesen sein müssen, dass er ihn zu seinem geheimen Schüler macht.
Dieser Schüler nennt sich Galen "Starkiller" Marek. Prinzipiell war das sogar der erste Name für Luke Skywalker, schlussendlich entschied sich George Lucas aber dennoch für den Namen Luke. Spielt man in The Force Unleashed nun eigentlich das Gute oder das Böse? Die Frage wollen wir euch hier nicht beantworten, nur soviel: Lucas Arts weiss, wie man eine Story genial in Szene setzt und verdammt gut erzählt – und es ist nach wie vor erstaunlich, dass sie den Spagat zwischen Episode 3 und 4 sehr gut halten. Und genau in dieser Zeit spielt The Force Unleashed.
Das neueste Star Wars Spiel hat nicht umsonst den Untertitel "The Force Unleashed" bekommen, denn die Hauptfähigkeit von Starkiller sind seine mächtigen Macht-Angriffe. Sei es der böse Würgegriff, ein Machtstoss, die elektrisierenden Blitzschläge oder die schützende Machtexplosion – die Auswahl ist vielleicht nicht gross, aber sie reicht vollkommen aus, um den Gegnern mächtig einzuheizen. Ausserdem lassen sich alle Machttricks bis zu drei Mal aufleveln, wodurch sie nicht nur übler werden, sondern auch noch mehr Kollateralschaden anrichten. Beeindruckend ist vor allem, dass die meisten Objekte aus ihren Verankerungen herausgerissen und als Wurfgeschoss auf die Feinde geworfen werden können. Auch TIE-Fighter lassen sich mit der Macht durch die Gegend schleudern. Andernorts verbiegt ihr die Umgebung, um euch einen Weg zu bahnen.
Die Euphoria-Engine überzeugt mit gelungenen Physik-Effekten. Es ist wirklich unglaublich schade, wie wenig Kreativität Lucas Arts in die zum Teil wirklich genialen Macht-Features gesteckt hat. Da kann man seine Macht in einem dreidimensionalen Raum mit den beiden Sticks steuern und trotzdem kommt dieses Feature leider nur für einige wenige Boni zum Einsatz, für die man sich etwaige Wege beispielsweise erst ebnen oder zusammenbauen muss. Ansonsten heisst es meistens nur: Mit dem Machtstoss Türen öffnen oder Schildgeneratoren lahm legen, damit sie keinen Strom mehr haben. Da verwundert es auch nicht weiter, dass das Leveldesign strikt linear aufgebaut ist und bis auf die etwaigen Wege zu diversen Boni keinerlei Alternativen bietet.
Um einiges interessanter sind die Kämpfe mit dem Lichtschwert, denn entgegen aller Erwartungen sind die Kombinationen mit dem lasernen Säbel sehr komplex ausgefallen. Während man am Anfang vielleicht enttäuscht sein könnte, wird man ganz schnell feststellen, dass hier eine riesige Auswahl an Moves geboten wird, die nicht nur verdammt cool aussehen, sondern auch mit der Macht kombiniert werden können. Beispielsweise entlädt Starkiller einen monströsen Blitz in einem kraftvollen Vertikalschlag. Oder aber er bearbeitet seinen Gegner mit zwei bis drei Schlägen und schickt ihn dann mittels Machtstoss ins Nirvana. Schade nur, dass normale Gegner, seien es die Sturmtruppen, Rancors, Ferucian-Krieger oder Jawas, dumm wir Brot sind – und das trotz der Euphoria-Engine, die eigentlich auch für kluge Gegner sorgen soll. Neue Techniken lernt ihr übrigens auch. Nach und nach wird Starkiller im Level aufsteigen und damit diverse Skillpunkte erhalten.
Zusätzlich hat Lucas Arts noch sogenannte "Holocrons" in den Levels versteckt, die je nach Farbe Skillmöglichkeiten erhöhen, oder neue Outfits und verschieden farbige Kristalle für das Lichtschwert enthalten. Während Anfangs die Wahl der Skillpunkte noch schwer fällt, weil alles sehr hilfreich zu sein scheint, wird man im späteren Verlauf des Spiels so ziemlich alles besitzen, was aber im Angesicht der harten Bosskämpfe von Nöten ist. Kommen wir zur "Dunklen Seite" des Spiels, denn ehrlich gesagt ist es nur die Star Wars-Lizenz, die das Spiel trotz der teilweise gravierenden Mängel auf die 8 Punkte Wertung hievt. Da wäre zum Beispiel das Problem mit den bereits oben angesprochenen, linearen Level und den viel zu selten vorkommenden Macht-Rätsel. Da bot Lego Star Wars mehr.
Nervig sind die Quicktime-Events. Normalerweise finde ich solche Reaktions-Tests ja witzig, aber hier sind sie deplatziert, weil sie einen daran hindern, die grandiosen Bossfinisher in ihrer ganzen Pracht zu erleben. Man achtet viel zu sehr auf die angezeigten Knöpfe als auf die Action, die da auf dem Bildschirm abgeht. Schade, denn diese Sequenzen sind wirklich beeindruckend gemacht. Apropos Bosskämpfe: Hierbei stellt sich die Kamera noch viel dämlicher an, als ohnehin schon. So zoomt sie in Bossfights unnötig in das Geschehen herein oder auch mal hinaus, wodurch die gesamte Übersicht binnen Sekunden flöten geht. Super ist natürlich, dass diese Mängel nicht mal durch Drehen der Kamera behoben werden können, da sie in diesen Momenten fixiert wird. Auch die Sprungpassagen leiden merklich darunter. Ansonsten aber machen die Kämpfe viel Spass, da sie mitunter verschiedene Taktiken verlangen, auf die man nicht sofort kommt.
Am Schlimmsten aber waren die Bugs am Spiel. Starkiller bleibt vielfach ohne ersichtlichen Grund an einem Vorsprung hängen, Gegner tauchen vor eurer Nase auf oder verschwinden, Objekte werden unsichtbar... Die Liste scheint endlos. Dann gibt es da noch das extrem unbefriedigende Checkpoint-System zu nennen das, wenn ihr wirklich viel Pech habt, euch irgendwo 15 Minuten zurück wirft. Ausserdem musste Lucas Arts der an sich starken Grafik ein Zugeständnis machen: Leichen der Strumtruppen und aller anderen Feinde verschwinden binnen weniger Sekunden – gefällt vielleicht der deutschen USK, dem Spieler fällt sowas jedoch negativ ins Auge. Und zuletzt wäre da noch das miserable Zielsystem: Wer denkt, Starkiller würde das Ziel anvisieren, auf das die Kamera gerichtet ist, der irrt gewaltig. Das Problem: Es gibt so extrem viele Objekte zum Anvisieren und Packen – leider spinnt das System in dieser Hinsicht viel zu oft, wodurch sich der Einsatz von Schwert und Blitzschlag viel mehr lohnt.
Doch kommen wir wieder zu den positiven Dingen von Star Wars: The Force Unleashed und da kann man gleich die brillante Grafik nennen. Selten zuvor wurde ein Star Wars-Spiel so verdammt akkurat nachgebaut – man hat einfach das Gefühl einen Film zu spielen, speziell wenn die Zwischensequenzen laufen. Auch die Effekte gehen dank Euphoria Engine richtig gut ab. Einzige Mängel: Tearing und einige Frameraten-Einbrüche. Beim Sound liess sich Lucas Arts nicht lumpen und präsentiert die gesamte Bandbreite an Meisterwerken des John Williams. Angefangen vom Intro-Theme über die zahlreichen, bekannten Tracks bis hin zu eigens für das Spiel komponierten Songs, die sich perfekt in die Saga integrieren. Auch die Sprachausgabe ist top. Die englischen Sprecher sind einen Zacken ausdruckskräftiger als die deutschen Synchronsprecher, aber dafür können wir uns über die original deutschen Stimmen von Vader, Leia oder dem Imperator freuen, während man bei der englischen Version leider nicht die Originale verwenden durfte. Es befinden sich übrigens beide Tonspuren auf der Disk.
Fazit:
Eines vorweg: Unsere 8er Wertung beinhaltet einen halben Punkt Star Wars Bonus! Die aufgeführten Kritik-Punkte sind bis auf die Bugs nur echte Kleinigkeiten, obgleich Kleinvieh in diesem Fall wirklich Grossmist macht und damit wesentliche Sprünge in noch höhere Wertungsregionen verhindert. Und trotzdem kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Star Wars: The Force Unleashed das beste Star-Wars-Spiel der letzten sechs Jahre ist. Die miserable Kameraführung, die etwas schwache Machtkontrolle beim Machtgriff sowie das extrem lineare Gameplay sorgen für Bauchschmerzen. Fans jedoch wird das nicht stören, sobald sie den traumhaften Soundtrack hören und die bombastischen Effekte zu sehen kriegen. Eine klare Kaufempfehlung für Fans der Saga! Alle anderen dürfen sich auf einen grundsoliden Titel freuen, der extrem viel Potenzial verschenkt.
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