Stellt euch vor, eure und auch andere Welten werden von einem ausserirdischen Imperium unterworfen und alle samt versuchen dieser Übermacht Paroli zu bieten. Das ist Star Renegades in einem Satz zusammengefasst.
Das Spiel beginnt mit einem imposanten Anime Opening: Eine Welt wird überfallen, ein Kind mit einer Rettungskapsel in Sicherheit gebracht, eine Mutter die den aussichtslosen Kampf kämpft. Jahre später kehrt das damalige Kind zurück und erlebt erst einmal eine böse Überraschung...
Unsere Story beginnt wie Wynn Syphex (das damalige Kind) mit ihrem Bruder versucht, eine angehende Invasion abzuwehren. Für uns ist es das Tutorial. Alles grundlegende wird ausführlich erklärt und die ersten Kämpfe sind garantiert gewonnen zu werden. Storybedingt allerdings verlieren wir den ersten Kampf gegen den Truppenführer der Invasoren und der Bruder das Leben. Die Zeit vergeht und das Universum, wie wir es kannten, steht kurz vor der endgültigen Vernichtung. Währenddessen ist dieses Universum in einer parallelen Welt schon vernichtet. Eine Wissenschaftlerin schickt eine Drohne über Dimensionsgrenzen hinweg, in der Hoffnung das unausweichliche Ende zumindest in einem anderen Universum doch noch zu verhindern.
Genau hier setzt das Spiel und seine Mechanik an. Es gilt drei Planeten zu befreien und das Mutterschiff letztendlich zu vernichten. Zu Beginn spielen wir mit Wynn Syphex, einer Walküre, Xurx Nrza, einem Androiden und Nodo Kalthoris, einem Saboteur. Jeder der Kämpfer hat eigene Fähigkeiten, Stärken und Schwächen, die über die anstehenden Schlachten entsprechend geschickt eingesetzt werden müssen. Ein Level beginnt auf einer Karte welche on-demand generiert wird. Dem Spieler wird zuerst die Möglichkeit geboten, die ganze Spielkarte zu betrachten und sich einen Weg zu suchen, der hoffentlich erfolgreich zum angegebenen Ziel führt. Da jede Spielkarte neu generiert wird, gibt es entsprechend mal mehr oder mal weniger Gegner, Minibosse und Items.
Jetzt wird so mancher sich denken: "Dann lauf ich halt eine Route, in der ich schnell Leveln kann und nehme so viele Gegner mit wie nur möglich." Pustekuchen! Die erste Limitierung vom Spiel sind maximal drei Gates pro Spielrunde die geöffnet werden dürfen, bevor ein Spieltag offiziell beendet ist und ein Nachtlager aufgeschlagen werden muss. Auch dürft ihr die meisten Gates nur in einer Richtung durchschreiten; zurück ist meist unmöglich. Die zweite Limitierung ist Lebensenergie, welche nur im Nachtlager regeneriert werden kann. Die Schilde der Einheiten werden nach Kampfende, von diversen Faktoren abhängig, zum Grossteil regeneriert. Die dritte Limitierung ist das Nachtlager: Heilen ist nicht einfach mit einer Runde Schlaf getan. Ihr benötigt hierfür Essenskarten (droppen an zufälligen Essensstationen) oder eine Einheit mit einer Heilungsfähigkeit. Beides ist jeweils nur einmal pro Nacht anwendbar und im Falle von Essenskarten verschwinden diese dann auch.
Weitere Karten im Spiel sind Buff- und beziehungsfördernde Karten. Aber auch die können nicht endlos benutzt werden. Jede Karte hat gewisse Einsatzkosten; Aktionspunkte von denen ihr fünf pro Nacht habt. Ganz schön komplex bis jetzt? Wir haben hier nur an der Oberfläche gekratzt. Es gibt ja, wie bereits erwähnt, "beziehungsfördernde Karten". Nun, stellt euch vor, ihr werdet während einer Rebellion einfach in einen Haufen unbekannter Leute geworfen und sollt mit ihnen das Universum retten. Ihr kennt euch nicht, ihr vertraut euch nicht, jeder hält sich zu einem gewissen Grad zurück; simple Logik. Die erwähnten Karten haben neben Aktionspunkten auch Herzchen mit einer Zahl drauf; dies sind die Beziehungspunkte. Wendet ihr eure Karte auf einen Mitstreiter an, ist das fördernd für eure Beziehung, aber auch später für die folgenden Kämpfe. Je besser die Beziehung zwischen den Charakteren wird, desto mehr Fähigkeiten werden freigeschaltet. Darunter finden sich auch sehr mächtige Komboskills.
Betrachten wir nun Waffen- und Rüstungsupgrades, so wie Levelaufstieg. Es gibt keine Shops per se, aber unter anderem zufällig verteilte Waffenkisten und Rüstungsupgrade-Stationen. Das heisst, in jedem Versuch habt ihr die absolute Unbekannte was das angeht. Dazu kommt, dass nur eine Einheit jeweils ausgewählt werden kann, welche dieses Upgrade bekommt und je rarer die Waffe, desto mehr Level wird vorausgesetzt. Das Leveln der Einheiten ist auch recht ungewöhnlich gelöst: Ihr teilt euch die Erfahrungspunkte (DNA in diesem Spiel). Das bedeutet, sobald genug DNA für ein Levelanstieg zur Verfügung steht, werdet ihr benachrichtigt und habt dann die Qual der Wahl.
Wer bis jetzt noch am Lesen ist wird wohl festgestellt haben, dass Star Renegades taktische Kampfplanung bis in die Wurzeln umgesetzt hat. Absolut plan- und hirnlos in den Kampf zu laufen ist nicht mit diesem Spiel. Manch einer wird sich jetzt denken "Mei, dann verlier ich den Kampf halt. Nächster Versuch klappt sicher!". Tja, hier kommt das anfangs erwähnte Multiversumkonzept ins Rampenlicht. Sterbt ihr im Kampf, ist das Universum verloren, die vorher erwähnte Drohne reist in ein anderes Universum und es geht von vorne los; absolut gnadenlos. Waffen weg, Level weg, Beziehungsstatus weg.
Es gibt nur wenige Dinge, die über die Universen hinweg behalten werden und diese machen euch den nächsten Versuch ein kleines Stückchen leichter. Weitere Konsequenzen eurer Niederlage sind auf der gegnerischen Seite zu finden. Wie auch die Spielfelder, werden die gesandten des Imperiums (bis auf den Endboss der jeweiligen Welt) zufällig generiert. Die Einheit, die euch geschlagen hat, wird befördert und ist beim nächsten Aufeinandertreffen noch stärker. Ihr habt auch vor Beginn der Mission die Möglichkeit, die Gegner zu untersuchen, um auch deren Schwächen und Stärken im Vorfeld zu kennen (und die sind durch die zufällige Generierung eigentlich nie gleich).
Jetzt noch ein paar Worte zum Kampfsystem. Es ist rundenbasiert, aber nicht in Echtzeit. Das Kampfgeschehen wird über eine Zeitleiste präsentiert, die quasi anzeigt, wer wann mit seiner Attacke dran kommt. Das taktische Element hierbei ist, den Gegner so gut es geht in seinen Attacken zu verzögern und ihn hoffentlich auch zu vernichten, bevor er überhaupt zum Zug kommt. Es gibt auch Staggermoves und Breaks, welche den Gegner vorläufig komplett von der Zeitleiste schubsen; Freiwild. Einige Dinge gilt es zu beachten, welche aber gut im Tutorial erklärt werden. Zusammengefasst: Powerangriffe brauchen viel Vorbereitungszeit, ihr seit quasi zum Abschuss frei und lauft auch Gefahr, dass ihr unterbrochen werden könnt und somit die Attacke am Schluss gar nicht ausgeführt wird. Schwächere Attacken sind schneller ausgeführt und können den Gegner eventuell verzögern, was die Chance auf hohe kritische Treffer deutlich verbessert. Ihr habt ausserdem immer den Überblick, welche eurer Einheiten von wem ins Visier genommen worden sind und somit die Chance entsprechend zu reagieren.
Im Kampf gibt es somit quasi keine Zufallselemente, alles hängt davon ab, wie ihr in den Kampf geht. Habt ihr zu wenig Rüstung und Schilde oder seid z.B. anfällig gegen Feuer und der Gegner hat einen Flammenwerfer, dann ist der Kampf sehr schnell zu Ende. Gleiches gilt, wenn ihr Waffen oder gar Einheiten mit in den Kampf nehmt, gegen die der Gegner eine extrem hohe Resistenz hat. Ihr macht einfach keinen Schaden und die Niederlage ist unausweichlich. Ach ja, bevor ich es vergesse: Die anfangs erwähnten drei Einheiten sind nur die Starter. Über das Spiel hinweg könnt ihr natürlich weitere freischalten. Aber auch Söldner können sich euch anschliessen. Maximal sechs Kämpfer dürfen so im Verlauf des Spiels auf das Feld gesetzt werden. Auf Grund der vielen unterschiedlichen Attribute all jener Einheiten, kommt damit das nächste komplexe Element ins Spiel: Die perfekte Einheitenkombination für die angehende Mission.
Fazit:
Mein Fazit zu Star Renegades ist überwiegend positiv. Ja, es kann echt frusten wenn man bis zu Minibossen quasi ohne Schaden kommt und dann aufgrund einer Resistenz auf Gegnerseite oder Schwäche auf Heldenseite direkt vernichtet wird und dann alles weg ist. Aber man kann aus Fehlern lernen und somit versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Ich war zu Beginn auch eher schlecht als recht unterwegs, aber nach etwas mehr Kennenlernen der Spielmechanik und der verfügbaren Charaktere, waren zuvor schwierige Passagen wirklich einfacher zu bewältigen. Zur Grafik habe ich kein Wort verloren, da das Spiel primär statisch abläuft. Aber die Pixelengine ist wirklich nett anzusehen, auch wenn es mir ein Rätsel ist, wie es auf einer PS4 bei so einer Grafik in einem statischen Menü zu Rucklern und Inputlags kommen kann. Wer sich also mit einem rundenbasierten, extrem taktischen rouge-lite RPG und dem fokusierten Lernen von Kampfstrategien anfreunden kann und auch nicht gleich das Handtuch wirft, wenn wieder bei Null angefangen werden muss, dem kann ich das Spiel wirklich empfehlen. Durch den absoluten Zufall, dank der Generierung von Spielkarten und Gegnern, entsteht ein quasi dauerhafter Spielgenuss, der immer unterschiedlich ausfällt.
Star Renegades wurde von uns auf einer PS4 getestet, ist aber auch für Nintendo Switch und PC erhältlich. Das Testmuster stammt direkt von Publisher ININ Games.
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