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AutorenbildSascha Böhme

The(G)net Review: Splinter Cell: Double Agent

Ubisoft schlägt mit Splinter Cell Double Agent ein weiteres Kapitel der Stealth-Saga auf. Diesmal infiltriert Sam Fisher in seiner bisher gefährlichsten Mission als Doppel-Agent das Hauptquartier einer äusserst gefährlichen Terror-Organisation.


Splinter Cell: Double Agent Test, Review, Testbericht.

In Sam's erstem "Next-Gen"-Einsatz gerät die Welt aus den Fugen. Sein Spion-Schützling beisst unter seiner Obhut und bei seinem ersten Auftrag ins Gras und wenig später wird seine Tochter von einem betrunkenen Raser über den Haufen gefahren und stirbt. Völlig am Ende stürzt sich unser Held in den Alkoholrausch, liefert sich Faustkämpfe in dunklen Spielunken und sieht sich selber am Ende seiner Karriere. Glücklicherweise scheint genau diese Ausgangslage geradezu optimal für die NSA, um Sam auf eine heikle Mission zu schicken. Er soll sich verhaften lassen, im Knast das Vertrauen eines der Köpfe der "John Brown's Army" gewinnen, ihm zur Flucht verhelfen und dadurch ins Hauptquartier der Terror-Organisation vordringen. Die "JBA" soll mehrere Bomben vom Typ "Red Mercury" besitzen. Sam soll herausfinden wo sich die Bomben befinden, für was sie verwendet werden und sie nach Möglichkeit auch gleich unschädlich machen. Willkommen im Leben eines Doppel-Agenten.


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Als Doppel-Agent habt ihr es nicht einfach. Zum einen müsst ihr die Ziele der bösen Buben verfolgen und geratet dadurch in so manche, moralisch verwerfliche Situation. Zum anderen dürft ihr es mit eurer Loyalität zum Feind nicht übertreiben, damit die Guten nicht plötzlich das Gefühl bekommen, dass ihr übergelaufen seid. Dieser Aspekt wird im Spiel durch den Einsatz eines "Vertrauenssystems" realisiert. Jede Mission besteht aus vielen Primär- und Sekundärzielen beider Parteien. Erledigt ihr Objektive der NSA, schwindet unter Umständen das Vertrauen der JBA und visa versa. Die Balken der Vertrauensanzeige nehmen dann ab oder zu und wenn einer der beiden leer ist, habt ihr es mit dieser Partei vergeigt und bekommt das Game-Over zu Gesicht.


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Da die meisten Missions-Ziele optional sind, müsst ihr selber abwägen, was ihr tun und lassen solltet. Eure Entscheidungen und Taten verändern den Verlauf der Story und an deren Ende bekommt ihr je nach dem eines von drei unterschiedlichen Enden zu sehen. Es gibt auch Situationen, an denen die Mission gleich vor Ort einen anderen Verlauf nimmt. Eine tolle Idee, die zum mehrmaligen Durchspielen motiviert und das Ganze etwas weniger linear erscheinen lässt. Die Hauptmissionen sind nämlich ansonsten weiterhin ziemlich "gerade aus" und gespickt mit gescripteten Events.


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Grafik und Spielbarkeit im neuen Splinter Cell sind wie gewohnt von hohem Niveau. Gerade die Optik strotzt nur so von grafischen Finessen. Messerscharfe Multi-Texturen, Bump-Mapping, exzessiver Shader-Einsatz, Reflektionen und Licht-Spielereien machen die Grafik zum Highlight. Die Grafik-Engine stösst zwar ab und zu an ihre Grenzen, dies stört aber den Spielfluss wenig, da ihr ohnehin meisten "langsam und gemütlich" (schleichend und vorsichtig) unter Wegs seid. Sam beherrscht weiterhin alle Moves und Bewegungen des Vorgängers und verfügt über ein paar neue Nahkampf-Manöver. Um in allen Aktionen sattelfest zu werden ist aber nach wie vor eine gewisse Einarbeitungszeit von Nöten. Der Controller ist wie immer vollbepackt mit Funktionen und doppelt belegten Tasten. Insgesamt spielt sich "Double Agent" trotzdem einfacher als die Vorgänger, was an den vielen kontextsensitiven Eingaben liegt. Sam's Markenzeichen-Equipment - allen voran das grün leuchtende Nachtsichtgerät - ist natürlich wieder mit von der Partie.


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Das OPSAT-PDA befindet sich neuerdings in Form einer Digital-Uhr am Handgelenk. Hier finden sich Informationen zu aktuellen Zielen, eine 3D Karte, ein Hacking-Tool, JBA-Profile und ein nützliches GPS-System, das Feinde als kleine, runde Punkte in einer "Overhead-Ansicht" der aktuellen Gegend anzeigt. Das GPS-System kann auf Wunsch als konstante HUD-Anzeige verwendet werden. Ansonsten findet ihr keine störenden Elemente auf dem Bildschirm. All euer Equipment kann im Verlauf der Spiels noch verbessert werden. Wer alle mit einem Stern gekennzeichneten Aufgabe einer Mission erledigt, erhält Upgrades wie Gas-Haftmine, Granat-Werfer-Attachement, elektronischer Dietrich, Auto-Hacking Tool oder die Nachtsicht in Farbe. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass ihr jetzt nicht mehr bloss auf "Sticky-Shocker" und "Airfoil-Rounds" zurückgreifen müsst, um euch der Gegner zu entledigen. Als Doppel-Agent habt ihr nämlich die sogenannte "5. Freiheit" und könnt somit jeden Gegner mit beliebigen Mitteln eliminieren, ohne gleich den "Mission failed" Screen zu erblicken. Ein grossen Plus, dass dem Spielspass zu Gute kommt und vor allem den Leuten gefallen wird, die lieber Ballern als Schleichen.


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Das Schleichen ist im neuen Splinter Cell ohnehin nicht mehr ganz so einfach, weil ein Grossteil der Missionen jetzt bei hellem Tageslicht statt finden ("nowhere to hide Mr. Koshima?). In Kinshasa (Kongo) ist die Sonne gar so grell, dass Sam sein Nachtsichtgerät kurzerhand gegen eine Sonnenbrille eintauscht. Netter Gag am Rande: Zieht ihr die Sonnenbrille aus, wird die ganze Umgebung merklich heller und mit einem blendenden "Bloom"-Effekt hinterlegt. Nach wie vor könnt ihr euch an schattigen Orten verstecken. Euer Stealth-Meter gibt Auskunft darüber, wie gut ihr versteckt seid. Bei Grün seid ihr so gut wie unsichtbar, bei Orange sichtbar und bei Rot hat man euch entdeckt. Dann heisst es die Beine in die Hand nehmen, denn viele Kugeln verträgt unser Held nicht. Es gibt keine Lebensenergie-Anzeige oder Health-Packs. Wie schon in Call of Duty 2 verändert sich bei Treffern die Farbe des Bildes. Findet ihr schnell eine Deckung, erholt sich euer Alter-Ego wieder.


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Abseits der Single-Player Kampagne erwartet euch der in Pandorra Tomorrow ins Leben gerufene und nach wie vor ziemlich spezielle Multiplayer-Modus. Auf 10 Karten und mit bis zu 5 anderen Spielern treibt ihr im Splitscreen- oder vie XBOX-Live entweder als flinker Spion oder waffenstarrender Merc ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel. Spione infiltrieren und stehlen Daten. Mercs versuchen die Spione daran zu hindern. Der Clou: Als Spion erlebt ihr das Spiel in der 3rd Person View und könnt Wege nutzen, die den Mercs verwehrt bleiben. Als Merc hingegen erlebt ihr die Action als First Person Shooter, was die Sicht absichtlich ein wenig einschränkt. Dafür habt ihr aber ein paar nette, elektronische Hilfmittel, die das Aufspüren der hinterlistigen Spione erleichtert.


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Der Multiplayer-Part wurde in Double Agent ein bisschen vereinfacht, vermutlich um ihn zugänglicher zu machen. Es spielt sich ungewohnt flott und "unkompliziert". Als Spion müsst ihr bei der Infiltration nicht mehr auf Kameras und Laserschranken achten, könnt euch aber im Gegenzug nicht mehr richtig verteidigen, da ihr keine Waffe mehr besitzt. Es ist zwar weiterhin möglich einen Merc von hinten zu überraschen und ihm das Genick zu brechen, dies benötigt jetzt aber viel mehr Geschick und ein äusserst präzises Timing, da die Söldner über einen neues Gerät verfügen, das die Anwesenheit eines Spions durch einen Piepton verrät. Spione können durch ihr Allzweck-Hacking Tool das Equipment der Mercs zwar kurzzeitig stören, trotzdem wird es merklich schwerer, sich die schiesswütigen Soldaten vom Leib zu halten. Da bleibt meistens nur die Flucht. Spione müssen sich mehr denn je auf ihre Schnelligkeit verlassen. Manche mögen jetzt über den Verlust des "Stealth-Aspekts" die Nase rümpfen.


Splinter Cell: Double Agent Test, Review, Testbericht.

Die Multiplayer-Gefechte machen aber nach wie vor einen riesen Spass und nach einer Weile weiss man die Neuerungen durchaus zu schätzen. Ein Kooperations-Modus ist übrigens auch wieder dabei, jedoch sind diese Einsätze keine richtigen Missionen mehr, sondern vielmehr eine Variante des normalen Spy VS Merc-Modus mit Bots und auf den selben Maps. Schade eigentlich, hier hätten richtige Missionen wie in "Chaos Theory" hin gehört. Grafisch gibt es im Multiplayer-Modus auch ein paar Abstriche gegenüber der Single-Player Kampagne. Die Action läuft dafür etwas flüssiger und ohne Ruckler ab. Lags blieben bei unseren Online-Sessions ebenfalls aus.



Fazit:

Jedes Jahr versucht man bei Ubisoft das Stealth-Genre ein Stück weiter zu revolutionieren. Mit "Double Agent" ist dies angesichts der wenigen Neuerungen und der nach wie vor ziemlich kümmerlichen KI der Gegner nur teilweise gelungen. Der Sprung von Pandorra Tomorrow zu Chaos Theory war damals jedenfalls grösser. Spielerisch und vor allem auch optisch gibt sich das neue Splinter Cell aber keine Blösse. Wunderschöne, mega-detaillierte Backgrounds, ein durchdachtes Level-Design mit vielen verschiedenen Wegen und viel Abwechslung, Animationen wie sie realistischer nicht sein könnten, dynamische Musik und eine umfassende aber eingängige Steuerung sprechen für sich. Diesmal dürft ihr sogar auf rohe Gewalt zurück greifen, was Double Agent zum bis jetzt actionreichsten Splinter Cell macht und weswegen vor allem auch Shooter-Fans einen Blick riskieren sollten. Die Idee, den Spieler folgendschwere Entscheidungen selbst fällen zu lassen und je nach Vorgehensweise andere Level-Abschnitte oder ein anderes Ending zu zeigen, ist ebenfalls löblich und motiviert zum mehrmaligen Durchspielen. Splinter Cell Double Agent ist für Genre-Fans auf jeden Fall ein Hit, online wie offline.


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