Nintendo's Prioritäten liegen anders, als es sich ein Teil der Spielerschaft wünscht. So wundert es nicht, dass innerhalb von sieben Jahren bereits der dritte Teil der kunterbunten Tintenschlacht veröffentlicht wird, anstelle eines neuen Metroid, F-Zero oder Starfox. Und auch im neusten Teil wird gekleckst, grundiert und gesprüht bis der Arzt kommt.
Anscheinend müssen die Vorgänger massig Devisen in die Portokasse von Nintendo gespült haben. Kein Wunder, denn die eigenständige Steuerung und das originelle Gameplay heben sich markant von den anderen Multiplayershootern ab. In Splatoon werden keine Headshots gezählt, das Hämoglobin bleibt im Körper und die tödlichen Kugeln und Granaten werden durch Farbbomben und Sprühflaschen ersetzt. Das Ziel von Splatoon ist es nicht, die meistens Kills nach Hause zu tragen, sondern mit einem Malwerkszeug soviel Levelfläche wie möglich mit Farbe zu bedecken, bevor die Spielzeit vorbei ist.
Mit der Farbwumme im Anschlag sprühen wir Wände, Böden und andere Umgebungsobjekte ein. Die grosse Kleckserei bietet unserer Heldin, die auf den Namen Agent 3 hört, zusätzliche Fähigkeiten. Per Knopfdruck verwandelt sie sich in einen Kalmar und schwimmt in zügigem Tempo den bemalten Flächen entlang, denn zu Fuss ist die flotte Dame nur halb so schnell. So schlittern wir um Ecken oder gleiten an Wänden hoch, insofern sie mit unserer Farbe bedeckt sind. Doch die Farbspur erhöht nicht nur die Lauf- bzw. Gleitgeschwindigkeit, sondern füllt auch gleich unseren Farbhaushalt wieder auf, damit im wilden Gefecht nicht die Munition ausgeht. Kleine Kanten und Abgründe werden mit einem simplen Hüpfer überwunden.
Je schneller ihr die gegnerische Meute anmalt und deren Gebiet volltagged, umso rascher habt ihr Zugriff auf eure Sekundärfähigkeit. Je nach Wumme lädt sich eine Leiste auf, die sich bei jedem Schuss ein wenig auffüllt. Ist sie voll, aktiviert ihr den Powershot eurer Waffe und deckt die feindliche Meute richtig mit Farbe ein. Durch die hohe Anzahl an unterschiedlichen Malutensilien wie Farbroller, Riesenpinsel, Doppelpistole etc. spielt sich jedes Match unterschiedlich. Für umfangreiche Abwechslung ist gesorgt.
Dem zukünftigen Montagsmaler bieten sich eine Reihe verschiedener Spielmodi. In der Solokampagne klappert ihr 6 Inseln ab und löst dabei über 60 Challenges inklusive einiger dicker Endbosse. Eine glibberige Masse hat das Land der Inklings bedeckt und es liegt an uns, die violette Gallerte vom Planeten zu tilgen. Nach jeder Herausforderung regnet es orange Orbs. Diese nutzen wir als Granatenmunition, um die augenartigen Fortsätze der gelartigen Masse zu eliminieren und weitere Levelbereiche freizuschalten. Unterwegs heimsen wir Upgradepunkte und Bonussardinen ein, die wir im überschaulichen Skilltree gegen höheres Fassungsvermögen und schnellere Schussfrequenz einwechseln oder wir bekommen neue Bombenarten oder erhöhte Resistenz gegen feindliche Farbangriffe, die unseren Charakter ansonsten verlangsamen. Stets dabei sind auch die Smallfrys. Diese putzigen Hühner misshandeln wir als Farbbombe, falls ein Gegner ausser Reichweite unserer Farbkanone ist. Versteckte Schatzkanister beglücken uns meistens mit kosmetischem Krams.
Der Einspielermodus mag Veteranen unterfordern, für Neulinge ist er aber der perfekte Einstieg ins Splatoonuniversum. Den grössten Brocken nehmen jedoch ganz klar die unterschiedlichen Multiplayervarianten ein und wer kein Switch Onlilneabo besitzt, hat nur auf den Solomodus Zugriff. Selbst Shopping ist ohne Onlinezugang nicht erlaubt!
Im Mehrspieler Turfwar treten jeweils zwei 4er Teams auf einer von zwei rotierenden, von Nintendo vorgegebenen Maps an. Die Karten werden aber in regelmässigen Abständen automatisch gewechselt. In den Anarchy Battles können wir in vier unterschiedlichen Modis unsere Wummen sprechen lassen. Im Rainmaker müssen wir eine bestimmte Waffe erobern und sie bis zum Ende in unserem Team behalten. Bei Tower Control müssen wir Türme besetzen. In Clam Blitz sammeln wir Muscheln ein und schmeissen jene aufs gegnerisches Territorium und Splat Zones ist eine leicht abgeänderte From von Turfwar.
Der Salmon Run schliesslich ist ein separater Modus, in dem wir Wellen von Gegnern niedermähen und deren Krafteier einsammeln und zu einem Sammelkorb schleppen. Nach ein paar Runden platzt ein besonders fieser Miniboss ins Geschehen. Mit den erwirtschafteten Erfahrungspunkten und Taschengeld darf man sich auch mal was gönnen. In der Shoppingmeile des Oberwelt-Hub decken wir uns mit neuen Waffen, Klamotten und anderen nützlichen Items ein. Wer ein wenig Abstand von der ganzen Malerei nehmen möchte, gönnt sich ein paar Runden im Tableturf. In diesem Geschicklickkeits-Kartenspiel gilt es Tetris-ähnliche Formen rundenbasiert auf einem Feld einzufügen, die wir aus einem vorgegeben Kartenset aussuchen.
Fazit:
Obwohl ich die Switch schon seit ein paar Jahren besitze, machte ich stets einen grossen Bogen um die Farbschlacht von Nintendo. Mir war das ganze Setting zu kindisch und da ich eh fast keine Zeit für Onlinerambazama freischaufeln kann, schob ich Splatoon stets zur Seite. Zu Unrecht! Das Rumgewusle der Massenfärberei ist weitaus besser als angenommen. Klar, dass nach dem dritten Anlauf die Steuerung wie eine eins sitzt. Egal ob Motioncontrol oder Dualstick, beide Varianten spielen sich traumhaft. Zu Beginn war das Spielprinzip mit Gleiten und Kleckern ungewohnt, nach ein paar Runden hatte ich aber den Dreh raus und zerpflückte meine Kontrahenten am Laufmeter - oder sie mich. Motivierend ist auch die regelmässige Zuschaufelung mit neuen Waffen, Skills und Kleidungstücken. Ich habe weitaus mehr Zeit in Splatoon 3 verbracht, als ich geplant hatte. Schuld sind aber nicht die ganzen unterschiedlichen Spielmodi, sondern das für mich frische Spielprinzip. Nur bei der lauen Netzwerkverbindung ist noch Nachholungsbedarf, da ich gelegentlich aus den Matches geflogen bin. Doch dieses Problem plagte bereits die Vorgänger, wie eine kurze Internetrecherche zu Tage förderte. Unglaublich aber wahr! Für mich ist Splatoon nach einem lauen 1st Party-Switchjahr das beste Stück Software 2022 aus dem Hause Nintendo. Falls Big N das Veröffentlichungstempo beibehält, werden wir uns 2025 auf Splatoon 4 (möglicherweise als Launchtitel für die Switch 2) freuen können.
Splatoon 3 ist exklusiv für Nintendo Switch erhältlich. Das Test-Muster für diesen Test stammt von Nintendo, wofür wir uns recht herzlich bedanken!
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