Der freundliche Netzschwinger Peter Parker kehrt in Spider-Man 3 diese Tage auf die Leinwand der Kinos zurück. Logisch, dass da ein entsprechendes Videospiel nicht fehlen darf. Wir haben uns Spider-Man 3 für die XBOX 360 angesehen und verraten euch in diesem Testbericht, ob sich ein Ausflug ins virtuelle New York lohnt oder nicht.
Ihr habt Spider-Man 2 damals auch gespielt? Dann werdet ihr euch in Spider-Man 3 gleich heimisch fühlen. Wie bereits im Vorgänger dürft ihr nach Lust und Laune durch das riesige, virtuelle New York schwingen und dabei nach Herzenslust Verbrecher jagen, einer Hauptstory folgen oder an Nebenbeschäftigungen teil nehmen. Ganz wie im Genre-Primus GTA eben. Wer lieber gezielt vorgeht, hat die Möglichkeit dazu: Über eine praktische 3D Stadtkarte wählt und markiert ihr eine Mission oder Aktivität, worauf diese inklusive Distanz-Angabe auf eurem Radar erscheint.
Die Story im Spiel folgt natürlich der Handlung des aktuellen Kinofilmes, mischt jedoch noch einige neue aber bekannte Bösewichte aus dem Spider-Man Universum bei. Welche das sind, möchten wir hier nicht verraten, lasst euch einfach überraschen. Wie erwähnt gibt es abseits der Story einiges zu tun. Ihr könnt die örtliche Polizei unterstützen und auf Verbrecherjagd gehen, in Zeitrennen eure Netzschwinger-Fähigkeiten unter Beweis stellen, für den Daily Bugle Fotos schiessen, Fallschirmspringen, Bomben entschärfen oder die überall versteckten "Tokens" suchen.
Wie schon im Vorgänger verbessert ihr mit zunehmender Spieldauer eure Charaktereigenschaften. Die Sprunghöhe nimmt zu, die Schwing-Geschwindigkeit erhöht sich und eure kämpferischen Fähigkeiten werden mit neuen Moves und Combos ausgebaut. Etwa in der Hälfte des Spiels erhaltet ihr auch den aus dem Kinofilm bekannten, schwarzen Anzug und somit noch einmal eine gehörige Portion Power. Während ihr eure Gegner vermöbelt, lädt sich eine Super-Move-Leiste auf. Ist diese komplett gefüllt, dürft ihr einen von mehreren Special-Moves ausführen, der schonmal eine ganze Gruppe von Feinden auf einen Schlag auslöscht. Zu den Neuerungen in Teil 3 gehören die Spider-Reflexe und der verbesserte Spider-Sense. Die Spider-Reflexe kommen der aus anderen Spielen bekannten "Bullet Time" recht nahe. Auf Knopfdruck verlangsamt ihr die Zeit und verschafft euch so einen Vorteil im Kampf gegen die üblen Schurken. Mit dem richtigen Timing weicht ihr Schüssen aus oder kontert die Angriffe eurer Gegner. Diese Konter-Attacken werden mit Quick-Time-Events ausgelöst (kurz: QTE). Drückt dazu im richtigen Moment den oder die eingeblendeten Knöpfe. Auch in Boss-Kämpfen, beim Entschärfen vom Bomben oder in Zwischensequenzen kommen diese QTEs zum Einsatz. Solltet ihr diese Reaktionstests vermasseln, ist das aber nicht weiter tragisch. Faire Checkpoints vermeiden frustige Momente.
Der "Spider-Sense" macht Peter's leben ebenfalls ein ganzes Stück einfacher. Aktiviert ihr eure Spinnen-Sinne, wird die Umgebung in einen schwarz-weiss-Filter getaucht. Verdächtige Personen, Autos oder Gegenstände werden dann rot markiert. Schalter, Items oder Fussspuren erleuchten in einem Gelbton und Verbündete in grellem Grün. Das Leuchten ist selbst durch Wände oder ganze Hochhäuser hindurch sichtbar. Solltet ihr also z.B. in einer Mission nicht wissen, was als nächstes zu tun ist, hilft meistens der Spinnen-Sinn aus der Patsche. Eines der spassigsten Dinge ist nach wie vor die Schwingerei. Spidey kann an einer oder zwei Netzleinen gleichzeitig schwingen und coole Air-Tricks vollführen. Ihr könnt jetzt neu die Richtung jederzeit beeinflussen. Das macht das ganze Unterfangen etwas einfacher, speziell wenn ihr um Ecken schwingen wollt. Der linke Trigger fungiert als Boost, mit dessen Hilfe ihr entweder an Höhe oder Geschwindigkeit gewinnt. Die "Netz-Schleuder" ist neu im Programm: Schleudert euch an gewissen Orten wie der Stein in der Steinschleuder von Dächern und fliegt wie Superman mehrere Kilometer weit. Die liquide Spinnenflüssigkeit ist multifunktional einsetzbar. Hängt Feinde an Laternen auf, wickelt sie ein, wirbelt sie durch die Gegend oder betäubt sie durch einen gezielten Web-Shot.
Technisch macht Spider-Man 3 keine hervorragende, aber dennoch gute Figur. Bei näherem Betrachten fallen vor allem die schönen Texturen, die tollen Charakter-Modelle und ansprechend designten Fahrzeuge auf. Ladezeiten gibt es praktisch keine. Das virtuelle New York ist glaubwürdig inszeniert, mit Unmengen an Menschen und Fahrzeugen. Nur selten trüben einige Pop-Ups das ansonsten tadellose Stadtbild. Die Weitsicht scheint endlos, wobei weiter entfernte Landschaften unscharf dargestellt werden. Nachts stechen die vielen Neon-Reklamen ins Auge. Grund zur Kritik gibt es trotzdem: Ab und zu kann die Framerate nicht ganz mithalten und an vielen Orten zeigen sich unschöne Clipping-Fehler. Angesichts der Grösse und Freiheit kann man da aber drüber hinweg sehen.
Graviender als die instabile Framerate oder grafische Unschönheiten ist die Kamera. Innerhalb von Gebäuden ist sie einfach total überfordert, wackelt und zittert wirr in der Gegend rum und vermasselt euch so manchen Kampf. Zum einen liegt das daran, dass Spidey unglaublich schnell unterwegs ist. Es gibt keine richtige, analoge Kontrolle, sondern nur zwei Geschwindigkeiten: Laufen und Rennen. Zum anderen liegt es an der halb-automatischen Kamera. Ihr könnt zwar den Winkel mittels Analog-Stick einstellen, sobald ihr aber einen Schritt macht, justiert sie sich automatisch und zoomt wieder hinter die Spielfigur. Sie ist auch viel zu weit weg. Innerhalb von Gebäuden müsste sie viel näher an Spidey dran sein. Es kommt oft vor, dass ihr blind um eine Ecke und in einen Haufen Feinde rennt und prompt eine gebacken bekommt. Zum Glück ist im Freien soweit alles okay.
Einen weiteren Negativpunkt ergibt sich im Zusammenhang mit den Spider-Reflexen. Aufblitzende Symbole oberhalb der Köpfe der Gegner warnen vor einer bevorstehenden Attacke. Man sollte möglicht genau dann die Reflexe aktivieren, um dieser Attacke zu entgehen. Leider ist die Zeitspanne vom Aufpoppen der Warnung bis zur effektive Attacke so kurz, dass ihr als Spieler ebenfalls über Spinnen-Reflexe verfügen müsst, um da noch reagieren zu können. Blocken könnt ihr ansonsten nicht. Auch eine "Lock-On" Funktion fehlt. Schade, denn die Idee an sich ist gut und hätte die Kämpfe aufwerten können.
Die uns vorliegende PAL-Version bekommt zudem Abzüge für die verkorkste, deutsche Sprachausgabe und die teilweise falsche Übersetzung. Warum die Entwickler neben der deutschen nicht auch noch die englische Tonspur mit drauf gepackt haben, ist völlig unverständlich. Deutsche Synchronsprecher sind nunmal ein schlechter Ersatz für die Performance der original US-Schauspieler oder Bruce Campbell, der wie schon in Teil 2 die Rolle des "witzigen Erzählers" übernommen hat. Dagegen ist der aufgesetzte Humor der deutschen Fassung einfach nur traurig. Da wären Untertitel die weitaus bessere Lösung gewesen.
Fazit:
Ich bin hin und her gerissen. Auf der einen Seite wurden viele Macken aus Spider-Man 2 beseitigt. Die Side-Quests machen erstmals richtig Spass, sind abwechslungsreich und motivieren, die Grafik wurde verbessert und die Netzschwingerei ist nach wie vor ein grosses Highlight. Auch der Umfang stimmt. Leider kommen mit der hektischen Kamera und unfairen Reaktions-Test neue Probleme ins Spiel, die richtig nerven. Trotz allem ist Spider-Man 3 aber unterhaltsam, was wohl vor allem an der grossen Freiheit liegt, die Stadt nach Lust und Laune und ohne Zeitdruck erkunden zu können. Wer Teil 2 mochte oder Fan des blau-roten Wandkrabblers ist, wird mit Spider-Man 3 sicher glücklich. Unter dem Strich ist es sicher eines der besten "Movie-Games" bis jetzt und allein das ist doch schon eine Leistung, oder?
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