Komm doch mal nach South Park, da ist was los wie Jeder weiss. Seit nunmehr 17 Jahren begleitet uns die Sendung um die vier Schüler Cartman, Kyle, Stan und Kenny, die im verschneiten Nest in Colorado ihr Unwesen treiben. Während Matt Stone und Trey Parker in dieser Zeit kaum eine langweilige Episode ablieferten ist die Herausforderung für den Entwickler Obsidian um einiges grösser. Das Publikum soll für 15 Stunden unterhalten werden, nicht nur 20 Minuten. Die kreativen Köpfe der Serie waren bei der Entstehung von South Park: The Stick of Truth stark involviert. Warum sich das am Ende ausbezahlt hat, erfahrt ihr jetzt.
Gleich zu Beginn muss ich mich als Fan der Serie outen, ich bin seit der Ersten Stunde ein treuer Zuschauer. Das heisst aber nicht, dass ich keine Zweifel am Spiel hatte. Schliesslich wäre The Stick of Truth nicht der erste interaktive South Park Titel der kaum überzeugt. Nach wenigen Augenblicken waren meine Bedenken verflogen. Ich kämpfte mit Butter's Unterstützung gegen die Mongolen, half Al Gore den ManBearPig zu finden und befreite Clyde von Mr. Mackey's Schularrest. Ich war wirklich überrascht mit welcher Beständigkeit die Witze und Sprüche abgefeuert werden und wie gut die Mischung aus Comedy und einem simplen aber gut funktionierendem RPG System zusammenpasst.
Zu einem guten Rollenspiel gehört natürlich auch eine spannende Geschichte. Die ist hier sicher geboten. Das Ganze beginnt, typisch für South Park, relativ harmlos. Der "Stab der Wahrheit" wird von den durch Kyle angeführten Elfen gestohlen und die Menschen rund um Cartman versuchen ihn zurückzuerobern. Ihr verkörpert das neue Kind in der Stadt und sollt euch im neuen Ort Freunde suchen. So weit so gut, die harmlose Prämisse gerät allerdings schnell ausser Kontrolle und eskaliert so weit, dass sich die Regierung, Aliens und sogar Taco Bell in eure Machenschaften einmischen.
Auch wenn sich der Titel in einer aufgeblasenen Art und Weise inszeniert, was natürlich pure Absicht ist, schlummert unter der Haube ein eher einfaches RPG System. Ihr zieht mit einem anderen Mitstreiter gegen Randständige, Rotschöpfe sowie Aliens in die Schlacht. Dabei wird ein rundenbasiertes Kampfsystem eingesetzt das gut funktioniert und dank seinem simplen Aufbau auch schnell Spass macht. Nach und nach schaltet ihr weitere Bewohner von South Park frei, die euch sodann in Gefechten unterstützen; es kann aber nur einer gleichzeitig ausgewählt werden. Mit der Zeit erlernt der Charakter Techniken und Zaubersprüche, beispielsweise der aus Skyrim abgekupferte Dragonshout, der aber trotz dessen furchteinflössenden Namen nichts weiter ist, als ein gewöhnlicher Furz. Obsidian hat zudem einige RPG Altlasten über Bord geworfen: Neu könnt ihr beliebig viele Items mit euch rumschleppen oder den Duellen nach Wunsch ausweichen.
Ich konnte der Starterklasse "Jude" nicht widerstehen und entschied mich neben dem Kämpfer, Dieb und Zauberer für die nicht ganz alltägliche Variante. Leider sind die Unterschiede nicht besonders gross, was dann doch ein wenig enttäuschend ist. Klar, jede Klasse bietet verschiedene Spezialfähigkeiten, aber ansonsten kann ein Zauberer genau so ein Schwert benutzen wie der Krieger. Auch Items sind nicht auf bestimmte Klassen zugeschnitten. Das ist ein Dämpfer und so gibt es für mich auch keinen Grund die Kampagne erneut zu spielen.
Unverständlich ist auch, warum sehr nützliche Tipps und Möglichkeiten nicht genauer oder gar nicht erklärt werden. So kann man beispielsweise mit einem D-Pad Tastendruck nach unten seinen Mitstreiter jederzeit wechseln. Oder wenn ihr die Gegner noch mit einem Schlag trefft bevor, es zum eigentlichen Kampf kommt, habt ihr den ersten Zug.
Auch die Vorzüge der einzelnen KI Mitstreiter werden nicht erläutert und es ist an uns das rauszufinden. Einige technische Probleme sind bei der Konsolenversion ebenfalls auszumachen. Die Framerate sinkt in neuen Abschnitten teils ziemlich tief und es gibt ein paar Ladebildschirme zu viel für meinen Geschmack. Damit hat es sich dann auch schon mit der Kritik. Visuell fühlte ich mich als Teil der Serie, nur bei kurzen Rucklern wurde ich aus dieser Illusion gerissen. Auf der Oberwelt seht ihr kein HUD und es ist schwierig das Spiel von der Serie zu unterscheiden.
Die schneebedeckten Hügel von South Park spielten für mich eine Hauptrolle. Das erste Mal war es möglich die Stadt auf eigene Faust zu erkunden und ich wurde nicht enttäuscht. Ich verbrachte mehrere Stunden damit, bekannte Schauplätze wie die Schule oder Starks Pond zu erkunden und alle sind mit Witzen oder Begebenheiten der Show gespickt. Sogar Müll, welchen ihr mit Sicherheit auflesen werdet, ist mit spassigen Beschreibungen ausgestattet.
Dank Timmy’s Pferden könnt ihr schnell von einem Ort zum nächsten wechseln um die diversen Side Quests zu beenden. Davon gibt es einige und alle lohnen sich für Fans und solche die es werden wollen. Klassische Songs wie „Taco flavoured Kisses“ oder Kyle’s Mom’s a *****“ schallen euch aus Radios entgegen und sogar Chinpokomon können gesammelt werden. Was hier geboten wird ist purer Fan Service erster Güteklasse.
Nach ungefähr 14 Stunden ist das absurde Abenteuer vorbei und ich hätte gerne mehr davon gehabt. Obwohl ihr über 100 Charakteren begegnen werdet, fehlen für mich einige Klassiker der Serie. Towelie ist nur auf Ladebildschirmen zu sehen, auch der Eis kackende Taco ist lediglich dort zu entdecken. Die immer wieder urkomischen Weihnachtsviecher haben nur einen ganz kurzen Gastauftritt. Aber in der langen Sende-Zeit haben sich unzählige Charaktere entwickelt und es scheint nicht möglich, alle in ein Spiel reinzupacken.
Fazit:
South Park: The Stick of Truth gab mir den Controller zur 18. Staffel in die Hand. Ich hatte die ganze Spieldauer das Gefühl ein Teil der Serie zu sein und genau hier ist auch der Einfluss von Matt Stone und Trey Parker zu erkennen. Die Essenz der Show wurde einfach nur genial in ein Spiel implementiert. Für Fans von South Park gibt es keinen Grund das Spiel nicht zu kaufen, aber auch für Neulinge gibt es ein ungewöhnliches RPG zu entdecken. Es ist lustig, schockierend und ausgelassen, all das was ich von einem South Park Spiel erwartet habe und noch viel mehr.
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