Nach den phänomenalen Einspielergebnissen der letzten beiden Sonic Filme war es nur eine Frage der Zeit, bis der blauen Igel erneut die Videospielbühne betritt und im wahnsinnigen Tempo goldene Ringe hortet, Kilometer auf Grind Stangen absolviert und reihenweise krude Alien Invasoren ausknockt.
Dr. Robotnik kann es nicht lassen. Obwohl er schon gefühlt ein paar Dutzend Male von Sonic in die Schranken gewiesen wurde, versucht er erneut die Weltherrschaft an sich zu reissen. Unterstützt wird der Fiesling von einer mysteriösen Dame, die regelmässig in den Cutscenes dazwischen grätscht. Ihre Warnung ist stets die gleiche – Sonic soll die Finger von der Sache lassen und abzischen. Doch der blaue Igel lässt das relativ kalt. Ein letztes Mal die roten Sneaker gut festgezurrt und ab geht die Lutzi!
Sonic Froniters bietet Sega's Hauptmaskottchen eine Quasi Open World. Obwohl uns das Spiel zu Beginn verspricht, dass wir uns nach dem Intro überall frei bewegen können, sind wir an gewisse Auflagen gebunden. Die insgesamt 5 grossräumigen Levels werden erst freigeschalten, wenn man den dazugehörigen Revierboss erledigt und die nötigen Chaos Emeralds eingesackt hat. Auf der übersichtlichen Weltkarte sind anfänglich nur vereinzelte Sektoren sichtbar, der Rest muss in kleinen Mini Games freigeschalten werden. Entdecken wir ein wehendes Fähnchen, lösen wir kurze Challenges wie z.B. eine gewisse Anzahl Ringe unter Zeitlimit durchqueren, auf einem Quadrat das korrekte Muster ablaufen oder mit dem Energieschweif Objekte zerstören. Haben wir die Aufgabe erfolgreich abgeschlossen, wird ein weiterer Teil der Weltkarte freigeschalten. Nur wenn wir alle Kartenfähnchen eines Abschnittes aktiviert, dürfen wir per Schnellreise zwischen den einzelnen Fähnchen hin und her switchen. Ansonsten heisst es zu Fuss die entlegenen Winkel zu erforschen.
Glücklicherweise stehen überall Rails herum, die zum sportlichen Grinden einladen, Bumper und Lifte lassen uns erhöhte Plattformen erreichen und Windblumen katapultieren uns gefühlte 100 Meter in die Luft. Unterwegs trifft Sonic meistens auf viele Feinde und selten auf alte Kollegen wie Amy, Knuckles und Co. Die spärlichen Basis Skills wie Doppelsprung, Homingshot und Dash bekommen kontinuierlich Zulauf. So schalten wir nach eifrigem Aussammeln spezieller Orbs einen mächtigen Stompkick frei, verwirren die Feinde mit dem Zick Zack-Angriff oder verschiessen Energiebälle in alle Richtungen.
Erledigte Gegner lassen blaue und rote Power Herzen fallen, die wir beim Hermit, einem weisen NPC, gegen Upgrades wie schnelleres Tempo oder bessere Defensive umtauschen. Finden wir kleine Baby Kucos, die überall verteilt sind, bringen wir jene zum Papa Kuco zurück, der uns jeweils pro gerettetem Winzling mit einem Extrapunkt Speed oder erhöhtes Fassungsvermögen für die Goldringe belohnt. Alle 4 Statuswerte (Speed, Ringe, Angriff und Defensive) lassen sich bis auf 99 Stufen hochleveln.
Erreicht Sonic die Maximalmenge an tragbaren Ringen, aktiviert der Turbo-Igel automatisch einen kleinen Boost und wir freuen uns über flotteres Schritttempo und mehr Wumms hinter unseren Attacken. Verlieren wir aber nur einen der Ringe, ist der Buff weg.
Auf unserem Durchmarsch gegen Robtonik's Weltherrschaftsfantasie stolpern wir regelmässig auf kleinere und grössere Bosse. Wir können diese zwar auf links liegen lassen und das Weite suchen, verpassen dann aber das eine oder andere nützliche Item. Denn um in die nächsten Levels vorzustossen, muss eine bestimmte Anzahl an Portalschlüsseln eingesammelt werden, damit sich der Levelboss die Ehre gibt.
Spärlich verteilt stossen wir auf thronartige Objekte. Einmal mit dem korrekten Gegenstand freigeschalten, werden wir meist in kurze 3D, manchmal in auch in 2,5D Levels teleportiert. Insgesamt 30 dieser "klassischen" Sonic Highspeed-Levels können in Frontiers freigespielt werden. Sonicstyle hetzen wir dort so schnell wie möglich durch die Abschnitte, sammeln Ringe ein, hauen Spitzbuben kurz und klein und hoffen das vorgegeben Zeitlimit zu unterbieten, damit wir die insgesamt 5 Protalschlüssel pro Minilevel einheimsen können. Haben wir den Open World Bereich gesäubert und die benötigten Fundstücke in petto, wird es Zeit dem Levelboss die Leviten zu lesen, um in die nächste Welt vorzudringen.
Als Abwechslung zur ganzen Speed Action geht es beim Angeln weitaus gemütlicher zu. Mit violetten Münzen erstehen wir jeweils einen Köder und holen durch simples Tastendrücken Schatztruhen, Goldfische, Marlins, Tunas, Kalamare und Karpfen aus dem Teich, die wir dann wiederum gegen Items wie Portalschlüssel, Powerherzen und andere Items eintauschen. Ungefähr mit 15 Stunden muss im Schnitt für einen Durchlauf gerechnet werden. Möchtet ihr alles freischalten und sogar den hintersten Zipfel erkunden, dürft ihr gerne nochmals das Doppelte drauflegen.
Fazit:
Im Internet findet man gemischte Meinungen zu Sonic Frontiers und der Grossteil der Reviews gibt dem Spiel Unrecht. Klar hat das neuste Sonic seine Schwächen, dennoch finde ich, wenn man alles zusammen rechnet, ist das neuste Abenteuer des blauen Igels mehr als eine solide Angelegenheit. Die ersten paar Rumflitzereien benötigten Aufgrund des Tempos ein wenig Übung. Hat man sich aber mal an die Geschwindigkeit gewöhnt, kann es mir persönlich nicht zu schnell gehen. Besonders gegen Ende des Spiels ist Sonic so rasant unterwegs, das beinahe die Synapsen kollabieren. Während die meisten Open Worlds durch nervige Missionsmarker und überfüllten Maps langweilen, schafft es Frontier durch cleveres Leveldesign den Spieler so gut abzulenken, dass man sich schnell in eifriger Itemsammlerei verliert und das Missionsziel temporär vergisst. Alle paar Meter steht irgendein Umgebungsrätsel rum und lockt mich mit einem wertvollen Item. So verbringe ich viel mehr Zeit als angenommen in den Levels. Ich kann da den Worten der Chefredaktion nur beipflichten, die meinte, dass man immer wieder gerne zu Froniters zurückkommt, aber nicht weiss warum. Es hat irgendwas entspannendes, Zen-mässiges.
Vielleicht ist es auch der gelungene Mix aus allen möglichen Genrevarianten, der für gesunde Abwechslung sorgt. Während man sich in der Open World austoben kann, ist es bei den Missionslevels ein wenig anders. Hier wird der Schwierigkeitsgrad angezogen und es ist weitaus mehr Joypadartistik gefordert. Die klassischen Sonic-Levels spielen sich flüssig, bei den 2.5D Ablegern hatte ich aber ein wenig Probleme. Denn schon beim Original Sonic auf dem Mega Drive nervte es, wenn Sonic gegen irgendwelche Stacheln oder Fallen läuft und der Speed abrupt abgebrochen wird. Zum Glück sind die Sidescroller Level merklich in der Unterzahl. Die Lösung mit der Semi Open World halte ich für die korrekte Entscheidung seitens Sega. Sie hält den runden Spielfluss aufrecht ohne durch Monotonie zu nerven. Im grossen und ganzen läuft Sonic technisch einwandfrei. Jedoch sind plötzlich aufploppende Levelobjekte ein kleiner Dorn im Igel Auge, welches sicherlich nicht an der Leistung der PS5, sondern an der unsauberen Programmierung liegt. Wem schon Mario zu schnell war, kriegt hier die Krise. Freunde des gepflegten Speed and Run-Genres können aber bedenkenlos zugreifen.
Wir haben Sonic Frontiers selbst gekauft und auf PS5 gespielt. Das Spiel ist auch für Xbox Series, Xbox One, Nintendo Switch, PS4 und PC zu haben.
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