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AutorenbildFabrice Henz

The(G)net Review: Sniper Ghost Warrior Contracts 2

Videospiele können oft die Erfüllung von Fantasien sein. Im Sitz eines Rennautos Platz nehmen oder durchs Weltall driften geht auf diese Weise deutlich günstiger und einfacher als im wirklichen Leben. Wenn es um Ego-Shooter geht, steht für viele die Rolle eines Scharfschützen an erster Stelle. Die Sniper Ghost Warrior Reihe von CI Games gibt uns genau diese Möglichkeit. Deshalb haben wir erneut unseren Tarnanzug über geworfen und uns auf der Series X hinters Zielfernrohr gelegt.


Sniper Ghost Warrior Contracts 2 Test Testbericht

Die Story ist schnell erzählt: man übernimmt die Kontrolle des "Raven", DEM Scharfschützen unter den Söldnern. Als es im fiktiven Land Kuamar zu einem Regimewechsel kommt, drohen die Konflikte auch in die angrenzenden Länder überzuschwappen. Dies würde unter anderem zu instabilen Rohöl-Preisen führen und deshalb wird man angeheuert, um die neue Anführerin des Landes inklusive ihrer Handlager zu eliminieren. Die Story bietet zwar nicht den überschwänglichen Militarismus eines Call of Duty, nimmt diesen ab und zu sogar auf die Schippe, wirklich interessant oder besser wird sie dadurch aber nicht.


Sniper Ghost Warrior Contracts 2 Test Testbericht

Statt dessen geht es viel mehr darum, präzise und chirurgisch mit dem Scharfschützengewehr umzugehen. Die Kampagne ist in 5 Missionen bzw. Regionen eingeteilt. Das klingt im ersten Moment nach wenig, entpuppt sich aber schnell als falscher Eindruck. Jede Region ist eine ordentliche Sandbox, in welcher es viel zu tun gibt. Einerseits sind das die Hauptmissionen, andererseits Neben-Ziele, Challenges und Bounties. Wie gewohnt schleicht man durch Wälder und Wiesen, dringt in Festungen ein und erfüllt seine Missionsziele möglichst unentdeckt. Dabei greift man auf ein Scharfschützengewehr, viele Gadgets und andere Waffen zurück. Wieso z.B. die Schwachstelle einer Radaranlage rotierende Knöpfe sind, die man mit gutem Timing aus grosser Distanz treffen muss, ergibt von der Logik her zwar keinen Sinn, spielerisch aber schon und deshalb ist es auch ok. Man darf einfach nicht zu lange darüber nachdenken. Die Gebiete sind gross genug, um verschiedene Herangehensweisen auszuprobieren. Wer aus einem unersichtlichen Grund nicht mit dem Scharfschützengewehr spielen will, kann auch auf Pfeilbogen, Pistolen oder Maschinengewehre zurückgreifen.


Sniper Ghost Warrior Contracts 2 Test Testbericht

Neu sind die "Extreme Sniping" Aufträge, in der man nie näher als einen Kilometer an seine Ziele heran kommt. Man findet sich beispielsweise auf einem Bergkamm wieder und bewegt sich von Snipernest zu Snipernest, während man mehrere Ziele hintereinander ausschaltet. Dabei ändert sich das Gameplay öfters in eine Art Puzzle aus Ursache und Wirkung. In einer Region muss beispielsweise ein Ziel ausgeschaltet werden, welches sich in einem Gebäude ohne Fenster befindet. Also müssen zuerst die Stromgeneratoren ausserhalb des Gebäudes zerstört werden, damit im Innern kein Strom mehr fliesst, worauf das Zielobjekt das Gebäude verlässt und wir eine Chance erhalten, dieses auszuschalten. Verpasst man diese Chance, steht das Ziel anschliessend hinter kugelsicheren Rollläden und wir müssen einen Weg finden, diese unbemerkt zu öffnen. Das Ganze erinnert stark an die Hitman-Serie, ohne dabei dessen spielerische Qualität zu erreichen. Man muss die Kreativität der Entwickler jedoch loben!


Sniper Ghost Warrior Contracts 2 Test Testbericht

Zur Erfüllung der Missionen können auch jede Menge Gadgets genutzt werden. Beispielsweise Drohnen, die Ziele mit Giftpfeilen erledigen. Oder man stellt ein Sniper-Geschütz auf, das Ziele markiert und im Anschluss von uns per Knopfdruck und via Videofeed ausgeschaltet werden, gerne auch gleich zwei auf einmal. Egal was wir tun, alles spült Punkte auf unser Konto, mit denen wir zusätzliche Fähigkeiten und Equipment freischalten. Dies eröffnet nicht selten neue Herangehensweisen beim erneuten Spielen einer Mission. All diese zusätzlichen Elemente sind zwar nicht nötig, machen Contracts 2 aber durchaus interessanter und motivierender als seine Vorgänger. Jedes Ziel kann auch auf mehrere Arten ausgeschaltet werden. Hier kommen die "Challenges" ins Spiel. Die Herausforderungen reichen dabei von “erledige X ohne Alarm auszulösen” bis zu schwierigeren Vorgaben wie “erledige Y mit einem Kopfschuss während man sich selbst in einem fahrenden Aufzug befindet”. Dadurch relativiert sich der geringe Umfang der fünf grossen Gebiete schnell, denn es gibt wirklich viel zu tun.


Sniper Ghost Warrior Contracts 2 Test Testbericht

Was den Schwierigkeitsgrad angeht, bietet Contracts 2 viel Spielraum. Wer einfach nur ein bisschen ballern will, ohne zu viel Nachzudenken, kann dies problemlos tun. Das Spiel hilft mit einem optionalen Laserpunkt, der die Einschlagsstelle des Projektils voraussagt oder berechnet die Flugbahn der Kugeln automatisch. Gezielte Kill-Shots werden so zum Kinderspiel, ohne dem Spieler zu viel Handlungsfreiheit zu nehmen. Wer sich gerne selber fordert, kann alle Hilfen ausschalten. Dann muss die Entfernung zum Ziel im Visier richtig eingestellt oder die Umgebung nach Hinweisen auf die Windgeschwindigkeit abgesucht werden. Leider ist die gegnerische KI, egal auf welchem Schwierigkeitsgrad, dumm wie Brot. Man kann quasi vor ihren Augen durchs Feld rennen und sie verlieren einen nach 20m komplett aus den Augen. Dadurch wird es sehr einfach Dutzende von Wachen mit der schallgedämpften Pistole zu erledigen, während diese völlig verwirrt durch die Gegend stolpern.


Sniper Ghost Warrior Contracts 2 Test Testbericht

Technisch ist Sniper Ghost Warrior Contracts 2 ordentlich. Die Areale sind abwechslungsreich, die Waffenmodelle (besonders die der Gewehre) extrem detailliert und auf unserer Xbox Series X lief das Geschehen eigentlich immer geschmeidig schön mit 60fps. Auf der anderen Seite sehen Explosionen wenig spektakulär aus und die Animationen für Nahkampfkills oder Klettereinlagen wirken abgehackt. Die Zwischensequenzen und die englische Sprachausgabe erfüllen ihren Zweck.



Fazit:

Dort wo es zählt, macht Sniper Ghost Warrior Contracts 2 alles richtig. Egal ob Anfänger oder Profi, sich in die Rolle des Raben zu versetzen und Ziele aus mehreren Hundert Metern zu erledigen, fühlt sich einfach gut an. Alles andere ist eher mässig. Umgebungspuzzles zu lösen ist zwar kreativ, aber nicht allzu spannend. Die Immersion geht auch immer wieder dank der doofen KI flöten. Wer aber gerne langsam und gemütlich durch die Pampa schleicht, beobachtet und ein paar Köpfe in Zeitlupe platzen lassen will (der Gore-Faktor ist ziemlich hoch!), ist mit Sniper Ghost Warrior Contracts 2 sicher an der richtigen Adresse.


Sniper Ghost Warrior Contracts 2 Testbericht Wertung Review Score

Wir haben die Xbox Series X Version getestet, die uns freundlicherweise vom Publisher zur Verfügung gestellt wurde. Das Spiel ist auch für PS4, PS5, Xbox One und PC erhältlich.


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