Gillie Suit überziehen, Snipergewehr auf den Rücken schnallen und ab in den Dschungel: Wem Spiele wie Call of Duty, Halo und Co. zu hektisch sind, sollte sich den neusten Titel von City Interactive mal anschauen. Sniper: Ghost Warrior 2 konzentriert sich aufs Auskundschaften und lautlose Ausknipsen. Ob wirklich Spannung aufkommt lest ihr in unserem Review.
Die Geschichte verfrachtet einen erneut in tropische Gefilde. Ihr schlüpft in die Rolle des ehemaligen Militär-Scharfschützen Captain Cole Anderson. Schauplatz ist der philippinische Jungel, die Mission, ein Biowaffen-Deal vereiteln. Soweit, so Standard. Der von der CryEngine 3 berechnete Urwald wirkt glaubwürdig, ist aber weit vom Detailüberfluss eines Crysis 3 oder Battlefield 3 entfernt.
Beim grundlegenden Spieldesign hat das Team Wort gehalten: Lautloses vorankommen und auskundschaften ist der Schlüssel zum Erfolg, wenn ich überleben will. Werdet ihr entdeckt, wird der Trip durch den Dschungel um einiges schwerer. Ähnlich wie ein realer Scharfschütze steht dem Helden fast immer der Spotter zur Seite, welcher koordiniert zuschlägt oder von einer anderen Position aus wichtige Hinweise zu Feindpositionen gibt.
Als ich mich an ein stark bewachtes Lager heranpirsche, sondiere ich erst einmal die Lage: Mein Partner verrät mir die Zahl der Wachen. Im nächsten Schritt sondiere ich das Gelände mit dem stark vergrößernden Fernglas aus, um feindliche Laufwege auszuloten. Zunächst kümmere ich mich um zwei getarnte Sniper in den oberen Stockwerken, dann sind die Wachen am Boden dran. Immer noch kein Alarm, sehr gut. Weitere zwei Gegner beenden ihre Unterhaltung und einer biegt um die Ecke; Anlegen, Luft anhalten, abdrücken – Treffer! Danach ist sein verbleibender Kollege dran. Je nach Schwierigkeitsstufe schaltet das Spiel beim Luftanhalten außerdem in eine leichte Zeitlupe.
Das Gameplay ist motivierend anders zu dem Shooter-Einheitsbrei der letzten Jahre. Die zuvor von mir versuchte Rambo-Taktik a la COD hat mir einen sofortigen Bildschirmtod beschert.
Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad gestalten sich manche Manöver richtig spannend: Vergesse ich eine schwer zu sehende Patrouille, alarmiert sie schon bald ihre Kollegen und mein Leben wird deutlich schwerer. Im Gegensatz zum Genre-Standard lädt sich die Energie nicht automatisch auf, sondern wird mit den in feindlichen Lagern liegenden Verbandskästen regeneriert.
Leider wird der Spaß am Heranpirschen auf den zwei niedrigeren Schwierigkeitsgraden von unnötigen Spielhilfen verdorben: Dort verraten Markierungen, wo sich die Gegner herumtreiben und in welche Richtung sie schauen. Auch das Zielsystem ist dann viel zu einfach gehalten. Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad ist das genaue Anpeilen eines der motivierendsten Spielelemente. Wind und Distanz muss man exakt einkalkulieren. In der Hektik rechne ich sicherlich nicht alles haargenau aus wie ein realer Schütze, im Rahmen eines Computerspiels bietet das System aber einen guten Kompromiss zwischen Realismus und Action. Geht der erste Schuss daneben, steigt der Adrenalinpegel, denn der Zweite muss sitzen, ansonsten schlägt die Wache meist Alarm.
Die Areale hätten ruhig grösser ausfallen dürfen. Ich habe zwar etwas mehr Bewegungsfreiheit als bei Call of Duty & Co, trotzdem erscheint oft schon bei kleinen Stellungswechseln die Nachricht „Zurück aufs Schlachtfeld“. Allzu interaktiv sind die Schauplätze ebenfalls nicht ausgefallen. Da lässt sich mal ein Auto mit einem gezieltem Schuss in in einen Feuerball verwandeln, dort kann ich mal einen Treibstofftank in die Luft jagen, dass wars dann auch.
Technisch ist das Spiel durchaus gelungen und weiss durch ein gelungenes Lighting zu gefallen. Die Framerate liegt meist bei stabilen 30 fps. Mit Grafik-Highlights wie Uncharted oder Battlefield 3 kann der Titel von City Interactive aber bei weitem nicht mithalten.
Der Multiplayerpart ist schnell erzählt: er ist schlicht unbrauchbar! 12 Spieler gehen im klassischen Team Deatchmatch auf Camping Urlaub und kämpfen gegen die schnell aufkommende Müdigkeit.
Fazit:
Sniper: Shost Warrior 2 macht vieles richtig. Es sieht gut aus, hat ein motivierendes Gameplay und mag durchaus adrenalintreibend sein, sofern man auf den höheren Schwierigkeitsgraden spielt.
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