SlavicPunk: Oldtimer ist ein isometrischer Twin-Stick-Shooter, der in der düsteren Welt von SibirPunk spielt, einer grimmigen Darstellung einer Cyberpunk-Welt aus slawischer Perspektive. Aber was zur Hölle ist "SibirPunk" ?
Schnell mal Dr. Google fragen! Aha, es handelt sich dabei um eine dreiteilige Buch-Reihe des polnischen Autors Michał Gołkowski, die in den osteuropäischen Breitengraden wohl ziemlich erfolgreich gewesen sein soll. Sieht so aus, als gingen die Macher von SlavicPunk: Oltimer einen ähnlichen Weg wie ihre Landsleute von CD Projekt Red? Könnte man so sagen, denn wie man weiss, haben sowohl The Witcher wie auch Cyberpunk 2077 ihren Ursprung in erfolgreichen Büchern. Neben einem RPG-Brettspiel gibt es nun also auch ein erstes Videospiel in der Welt von SibirPunk. Wieder was gelernt!
Wir schlüpfen in die Schuhe von Yanus, einem grauhaarigen, anti-heroischen Privatdetektiv mit einer bewegten Vergangenheit, dessen Aufgabe es ist, die Wahrheit hinter einem gestohlenen Datenträger aufzudecken. Die Stadt ist sein Zuhause, ein Zufluchtsort, ein Gefängnis. Manche sagen, dass sie einmal einen Namen hatte ... aber das spielt jetzt kaum noch eine Rolle. Es sind schmutzige Strassen, in denen Blut, Alkohol und Geld mehr wert sind als ein Menschenleben. Der Kontrast zwischen modernster Technologie und weit verbreiteter Armut, in der die Mächtigen von ihren Möglichkeiten (und den Armen) profitieren, steht den Darstellungen in Cyberpunk 2077 in nichts nach. Damit enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten.
In SlavicPunk laufen wir in einer isometrischen Ansicht und stets mit dem Finger am Abzug durch die Strassen und Gebäude, immer auf der Suche nach dem nächsten Pick-Up, einem Computer-Terminal oder lukrativen Side-Gig. Wir hacken Feinde, verbessern unser Equipment und lösen ein paar seichte Rätsel, um die Story rund um Yanus' Vergangheit und den verschwundenen Daten-Stick zu entwirren. Das klingt nach Dungeon-Crawler. Ist es aber nur bedingt. Die Action und der geringe Umfang sind Merkmale klassischer, linearer Action-Spiele. Bereits nach 7-8 Stunden werdet ihr das Ende erreicht haben. Die Geschichte ist angesichts der Buchvorlage überraschend generisch, kurz und vorhersehbar, die Charaktere wenig ausgeprägt.
Eigentlich schade, denn die Grafik und der Sound wären gar nicht übel und tragen wirklich dazu bei, eine düstere, ausgebrannte Welt zu erschaffen, in der die einzige Hoffnung die Neonlichter der Würstchenbuden oder die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Zuges sind. Aber der (Neon-) Schein trügt und wenn es ein Spiel gibt, das diese Redewendung voll und ganz verkörpert, dann dieses.
Die in Comic-Panels erzählten Zwischensequenzen sind wahrscheinlich noch der beste Teil dieser ansonsten recht trostlosen Erfahrung. Das, was uns an Story präsentiert wird, gibt's eigentlich nur in viel zu kleinen Texteinblendung am Rand des Bildschirm zu sehen, ohne Sprachausgabe, was in der Hitze des Gefechts einfach nicht lesbar ist, zumal es nach 3 Sekunden schon wieder verschwindet. So rennt man eigentlich nur plan- und ziellos einem Marker hinterher und ballert alles über den Haufen, was sich uns in den Weg stellt.
Die Streifzüge durch die slawische Dystopie beschränken sich auf verschneite Strassen und übermässig beengte Gebäude mit schimmeligen und zugemüllten Innenräumen, die alle gleich aussehen und meist nur von Gegnern bevölkert werden. Sollten sich mal ein paar Bewohner dazugesellen, sind die meist nur störender Ballast und können entsprechend auch gleich über den Haufen geschossen werden, ohne Konsequenzen versteht sich! Nebenquests oder versteckte Gebiete gibt es nicht. Der Reiz von SlavicPunk besteht einzig darin, die nächste Beutekisten zu erreichen, die uns mit Munition, Medkits, einer seltenen Waffe oder Komponenten versorgt. Ab und zu stolpert man über eine verschlossene Tür, was zu klassischen "Finde den Schlüssel“- oder "Hacke das Terminal"-Szenarien führt, die dank des wohlwollenden Wegindikators keine Hürden darstellen. Selbst das Hacking Mini-Game, das zumindest etwas Rhythmusgefühl voraussetzt, wird bald zur nervigen Tortur.
Machen denn wenigstens die Feuergefechte Spass? Eigentlich ja, was vermutlich erstmal nur an der Brutalität liegt. Wir kämpfen uns mit einem überschaubaren Arsenal an retro-futuristischen Waffen durch wenige Feind-Typen (Nahkämpfer, Fernkämpfer, Brute, Schildträger) und dürfen an zwielichtigen Handelkiosken Upgrades kaufen, von denen maximal drei gleichzeitig ausrüsten. Wirds mal brenzlig, gehen wir hinter Kisten in Deckung, hechten mit der Ausweichrolle zur Seite oder bemühen unser Messer für einen tödlichen Nahkampfangriff. Geht der Lebenssaft zu Neige, frischen wir ihn mit maximal drei Health-Kits wieder auf, bevor es ins Game Over geht und wir am letzten Checkpoint einen neuen Anlauf nehmen.
Der Schwierigkeitsgrad wäre OK und die Schiessereien würden sogar Spass machen, wenn da nicht die hirnlose KI wäre und der Fakt, dass Gegner oft aus dem Nichts und hinter uns auftauchen. Das Sichtfeld der Gegner ist zudem arg beschränkt, weswegen Stealth-Kills mit einer lächerlichen Leichtigkeit von der Hand gehen. Abseits des Hackings gibt es keine Spezial-Fähigkeiten, offensive/defensive Verbrauchsmaterialien oder eine andere Mechanik, die dem Kampfsystem etwas mehr Tiefe verleihen würde. Besonders schwach ist, dass es nur einen einzigen Bossfight im Spiel gibt und sich die wenigen Gegner-Typen immer gleich verhalten.
Fazit Sascha:
Eigentlich mag ich prinzipiell alles, wo "Cyberpunk" draufsteht oder was mich in irgend einer Art und Weise an CDPR's Sci-Fi Epos erinnert. SlavicPunk: Oldtimer macht gerade bei der Grafik und der Atmosphäre einiges richtig. Wer aber mehr als einen simplen Twin-Stick Shooter erwartet wird sicherlich enttäuscht. Dabei hätte man hier angesichts der Vorlage so viel Potential für packendes Worldbuilding und interessante Charaktere und Geschichten gehabt. SlavicPunk: Oldtimer ist halt wirklich nur ein durchschnittlicher, linearer Arcade-Shooter. Für manche mag das vielleicht reichen um Spass zu haben. Für mich war es allerdings zu wenig. Da hilft es auch nicht, da und dort ein paar blanke Brüste einzubauen (was ich eigentlich immer begrüsse!).
Fazit Armin:
Slavic Pank macht die ersten paar Minuten eine guten Eindruck. Doch je weiter ich durch das öde Cyberpunk-Setting stapfe, umso mehr kommt es mir vor, als drehe ich mich im Kreis. Die einzelnen Abschnitte unterscheiden sich nur minimal vom vorherigen. Die Ballermechanik kann man als zweckmässig bezeichnen und ist für einen Twin Stick Shooter arg limitiert. Die Idee mit dem Hacking mag auf dem Papier gut erscheinen, aber irgendwie passt es nicht ins Gameplay. Mehrheitlich habe ich die Mechanik nur benutzt, um die nervigen Schild-Rambos zu immobilisieren, alle anderen Methoden sind beinahe unmöglich, den stets wiederkehrenden Miesling zu neutralisieren. Waffenupgrades sind ja gut, solange sie auch funktionieren. Ich konnte jedenfalls nur einmal neue Teile einkaufen und einmal ausrüsten. Muss anscheinend an einem Bug liegen. Tragisch, wenn so ein grundlegender und wichtiger Aspekt beim Release nicht richtig klappt. Zudem mangelt es für einen Shooter an wuchtiger Action. Die immergleichen Gegner Varianten und teils unfairen Situationen, bei denen die Feinde instant nach der Cutscene aus allen Rohren los ballern und euch selbst ausserhalb des Screens zielsicher eine Salve verpassen, sind einfach nur schwach. Was dem Spiel aber am meisten fehlt, ist ein kreativer Kopf. Mit nur einem uninspirierten Bossfight und Leveldesign ab Stange verblüfft mich die Ideenlosigkeit. Tja, das war wohl nix!
SlavicPunk: Oldtimer ist digital für PS5, Xbox Series X|S und den PC erhältlich. Wir haben uns das Spiel auf Xbox Series X und PS5 angeschaut. Die Test-Muster stammen von Gaming Factory, wofür wir uns herzlich bedanken.
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