„Du???? Warum spielst ausgerechnet du ein Skater-Game?“ Diesen Satz musste ich mir beim Release von Skate des öfteren anhören. Niemand konnte glauben, dass ein hart gesottener (das Wort benutze ich jetzt aus rein rhetorischen Gründen) Black-Metal-Fan Freude an einem Skaterspiel haben kann. Doch die Antwort liegt auf der Hand – und ich muss gestehen, ich hab sie auch sehr gerne gegeben: „Weil man da unglaublich geil auf die Fresse fliegen kann!“
Skate 2 bietet das, was sein Vorgänger bereits gemacht hat. Einfach nur besser. Als (wieder einmal – ach wie originell) unbekannter Skater ist es eure Aufgabe, euch in der neuen Stadt San Vanelona einen Namen als der Skate-Pro überhaupt zu machen. Dafür müsst ihr verschiedene Aufgaben lösen, die euch Skate 2 in der frei begehbaren....äh......befahrbaren....(eben beides) Welt stellt. Alternativ dürfen die Events auch über die Challenge Karte aufgerufen werden, die im Vergleich zu Teil eins positiv überarbeitet wurde.
Die Navigation fällt durch die Legendenaufteilung der Challenges wesentlich angenehmer. Ob Fotoshooting an einem Spot (meistens könnt ihr euch die schweren Stürze schon vorstellen, bevor ihr das Event überhaupt gestartet habt), ein Deathrace (fahr in einem Affenzahn die Passstrasse runter und gewinne gegen deine Kontrahenten), Spotowning (an einem Ort die meisten Punkte mit einer Trick-Kombo sammeln) oder auch den äusserst netten Contest – alles steht euch offen. Habt ihr gerade keinen Bock auf den Karrieremodus dürft ihr auch einfach in der relativ lebendingen Welt umherskaten oder auch laufen. Was? Laufen? Ja! Skate 2 bietet euch die Möglichkeit vom Board zu steigen und die grosse (ladepausefreie) Welt von San Vanelona auf Schusters Rappen zu erkunden. Wobei ich euch davon abraten würde. Erstens sieht euer Skater beim laufen aus, als hätte er einen Stock im Arsch und andererseits ist die Lauf-Kontrolle wohl einer der schlechtesten, welche momentan in aktuellen Titeln vorzufinden ist. Dabei wäre es sehr nützlich, wenn das kleine digitale „Ich“ auch wirklich das machen würde, was man mit ihm vor hat. Denn eine der vielen Neuerungen erlaubt es euch, Objekte in der Welt zu verschieben. Damit werden euch ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Wollt ihr auf eine Busstation gapen? Kein Problem – irgendwo wird schon eine Rampe herumstehen, die man mitten auf die Strasse stellen kann. Habt ihr danach Bock zu grinden? Dann schiebt doch einfach die metallene Absperrung in Position und los geht der Knochenbrecherspass.
Um die Tricks auszuführen, bedient sich Skate 2 dem innovativen Steuerungsprinzip des Vorgängers. Mit Hilfe des rechten Sticks kontrolliert ihr euer Skateboard, mit dem linken könnt ihr euren Skater drehen. Über die Schultertasten führt der Protagonist Grabs aus und über die A, B und X-Buttons in Kombination mit dem rechten Stick, könnt ihr eure ausgeführten Tricks noch ein wenig aufpolieren. Das System ist also prinzipiell ganz einfach – und wesentlich besser als bei Tony Hawk. Steht ein Ollie auf dem Programm, zieht ihr den linken Stick nach unten, um ihn sogleich wieder noch oben zu drücken. Damit wird die Gewichtsverlagerung des Skaters auf dem Skateboard simuliert. Mit Erfolg. Einfache Tricks sind nach einer Eingewöhnungszeit von etwa einer Stunde bestens zu meistern. Komplexere Moves stehen euch zwar bereits von Anfang an zur Verfügung, können aber erst nach einer gewissen Trainingszeit fehlerfrei ausgeführt werden. Doch Vorsicht! Versucht bloss nicht nach einem hohen Sprung einen Footplant zu landen – ein verbogener Fuss kann sehr schmerzhaft aussehen..
Mit der Steuerung sind wir auch schon bei einem der grössten Kritikpunkte des Titels. Wo Skate noch mit einer relativ überschaubaren Anzahl von Tricks aufwartete, erfüllt Skate 2 die Skater-Träume einerseits mit der Anzahl, andererseits die Alpträume einer genauen Steuerung. Die Tricks sind teilweise so ähnlich auszuführen (Laserflip, Heelflip, Kickflip) dass der Stick mit einer 2° anderen Stickneigung einen komplett anderen Trick ausführt. In der Praxis sind somit einige Events oder Contests nur sehr schwer zu meistern und enden meist in einem langwierigen Trial&Error-Prinzip was ungeahntes Ausrastpotential entfachen lässt. Ich hab mich jedenfalls ein paar mal dabei erwischt, wie ich das Pad am liebsten in die Ecke gepfeffert hätte. Ein weiterer Punkt der erwähnt werden sollte, sind sicherlich die „Skater-Kumpels“. Die fahren nämlich in der ganzen Stadt rum, sind aber doch meistens da, wo ihr selbst gerade seid. Wenn ihr dann versucht einen Trick zu landen, kann es schon vorkommen, dass euch diese dämlichen Vollidioten mitten in den Weg skaten und ihr mal eben heftig den Beton küssen dürft. Das kann mit der Zeit ganz schön frustrierend und nervig sein. Besonders dann, wenn ihr einen Spot schon zum x-ten Mal skatet.
Geht ein Trick daneben sind – wie bereits erwähnt – harte Stürze vorprogrammiert. Und hier haben die Entwickler meine Gebete erhört. Fürs Umfallen gibts jetzt nämlich Punkte. Juhu. „Sauglatt“ wenn ich das mal auf Schweizerdeutsch sagen darf. Je härter der Sturz, desto mehr Punkte gibts aufs „Hall of Meat“ Konto. Somit ist bei einem Sturz das Spiel nicht vorbei – nein. Versucht euren Skater so hart wie möglich auf den Asphalt knallen zu lassen. Am besten noch mit ein paar Drehungen in der Luft, damit beim Aufprall auch möglichst alle Knochen gebrochen werden, denn eventuell ist ja noch ein Achievement nicht freigeschaltet. Diese ganze, relativ morbide, Unterhaltungsmethode lässt sich übrigens auch im Party-Play-Modus mit bis zu vier Spielern zocken. Super – dann brauch ich von jetzt an nicht mehr das Spot-Owning als Heavy-Accident-Location zu missbrauchen.
Habt ihr genug Solo oder Party-Play gezockt, könnt ihr Online gegen eure Freunde antereten. Ob ihr euch für ein simples „Free-Skate“ oder ein Spotowning entscheidet bleibt dabei euch überlassen. Interessant wird es dann, wenn ihr eure eigenen Spots erstellt und die mit euren Freunden skatet. Alternativ dürft ihr natürlich von anderen Usern bereitgestellte Spots auf eure Konsole herunterladen und versuchen die höchste Punktzahl zu erskaten (ich hasse es, für einen Bericht Verben zu erfinden!!).
Präsentations- und soundtechnisch hat sich im Vergleich zu Teil eins nicht all zuviel geändert. Die Animationen des Skaters (auf dem Board und während Tricks) ist nach wie vor eins A (Stock-im-Arsch-Animation ausgenommen), die Stürze sehen dank der tollen Ragdoll-Engine richtig schmerzhaft aus (und werden euch oft ein lautes „AUTSCH – SCHEISSE“ oder „BOA – HEFTIG“ entlocken) und die Soundkulisse, sei es vom musikalischen Aspekt oder vom Effekt-Aspekt her, ist Black Box bestens gelungen.
Fazit:
Mir hat der Vorgänger schon sehr viel Spass gemacht und mit dem Nachfolger verhält es sich nicht anders. Auch wenn die teilweise frustige Steuerung dafür sorgt, dass man ab und an eine Pause einlegt, so hat es mich doch immer wieder gepackt, meinen jungen „Rollbrättler“ (wie man Ihn in der Schweiz nennt), über Hindernisse und Strassen stürz....äh......skaten zu lassen. Für Skater-Fans kriegt das Spiel eine 100%-ige Empfehlung von mir. Alle anderen dürfen aber auch beruhigt zugreifen, können sich aber von der Qualität selbst überzeugen und die Demo über XBOX-Live oder PSN saugen.
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