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AutorenbildSascha Böhme

The(G)net Review: Sisters Royale - Five Sisters under Fire

Ich muss zugeben, ich bin ein bisschen eingerostet, was 2D Arcade-Shooter betrifft. Eigentlich bin ich mit dem Genre gross geworden und hab auch ziemlich alle Shmup-Klassiker durch- oder zumindest angespielt. Es wird also höchste Zeit, wieder mal durch die hypnotische Kugel-Hölle zu wandeln.



Die japanischen Shmup-Spezialisten von Alfa System sind keine Unbekannten und schon seit 1988 im Business. Zu Beginn kümmerte man sich lediglich um Umsetzungen bekannter Arcade-Automaten für die PC-Engine und CD-ROM², aber spätestens seit März 2002 hat man mit Shikigami No Shiro (Shikigami Castle / Arcade) bewiesen, dass man auch sehr gut eigene Spiele entwickeln kann. Das Spiel wurde von Genre-Fans gefeiert, mehrere Neuauflagen und zwei Sequels folgten.



Alfa System bezeichnet Sisters Royale: Five Sisters under Fire (kurz: SisRo) als Quasi-Nachfolger von Shikigami, was vor allem spielerisch zur Geltung kommt. Wie sein spiritueller Vorgänger setzt auch "Sisters" auf ein Highscore-System, welches aggressive und gefährliche Spielweisen belohnt. Wie sieht das aus? Ganz einfach; Wer näher an Projektilen und Gegnern vorbei schrammt ohne getroffen zu werden, erhält mehr bzw. schneller Score auf sein Punkte-Konto. Zudem wird der primäre Schuss verstärkt, was daran zu erkennen ist, das er die Farbe von Blau nach Rot wechselt und gleichzeitig die Schussfrequenz und -Grösse erhöht wird. Das nennt sich "Tension Bonus System", kurz (TBS), und es kommt mittlerweile in einigen Alfa System Spielen zum Einsatz. TBS ist ein guter Motivations-Faktor und belohnt den ehrgeizigen Spieler für's Auswendiglernen der Gegner-Formationen und Levels. Und genau das ist es doch, was gute Shmup-Spieler auszeichnet und bei der Stange hält, oder?



Abseits des Risk-Reward Zückerlis verköstigt Alfa dann aber doch nur relativ gewöhnliche Shooter-Kost. 5 Levels, 5 spielbare Charaktere mit unterschiedlicher Bewaffnung, eine Primär- und Sekundärwaffe, sowie eine besonders starke "Smartbomb". Die Sekundärwaffe stellt hier ein Highlight dar, denn sie unterscheidet sich spielerisch und visuell je nach gewähltem Charakter stark. Da gibt's beispielweise einen riesen Feuerdämon, rotierende Eiszapfen, Tornados oder sogar Projektil-Absorber. Die Wahl der Spielfigur bestimmt und beeinflusst die eigene Spielweise und das Gameplay enorm.



Jeder der zuckersüssen Manga-Charaktere bemächtigt sich einer anderen Element-Magie (Feuer, Eis, Wind, Dunkelheit, etc.). Und weil es die "Story" so will und die Geschwister gegeneinander antreten lässt, stehen auch die 5 Levels jeweils im Zeichen eines anderen Elements. Im Wind-Level machen euch Ventilatoren zu schaffen, die euch unfreiwillig in eine Richtung schieben. Im Eis-Level wird es rutschig und wenn "Fräulein Düster" euch zum Tanz einlädt, wird die Sicht mit fiesen dunklen Stellen eingeschränkt.


Die Handhabung von Lebenspunkten und Smartbombs ist speziell. Anfangs besitzt ihr je drei davon. Wenn ihr nun längere Zeit nicht getroffen werdet, erhöht sich dieser Vorrat kontinuierlich. Im Umkehrschluss verliert ihr pro Treffer nicht nur einen Lebensbalken, sondern auch gesammelte Punkte und Coins. Im Hard-Modus gesellen sich noch Extra Münzkisten zum Level-Inventar, die jedoch so fies platziert sind, das sie nur unter hohem Risiko und mit guter Planung geöffnet werden können.



Klingt schwer? Nunja, Bullet-Hell Shooter gehören normalerweise eher zur schweren Genre-Gattung und auch Sisters ist bereits auf normaler Stufe kein Zuckerschlecken. Aber keine Angst, Anfänger werden trotzdem abgeholt. Die Schwierigkeitsstufen sind fair abgestuft, von lächerlich einfach bis unmöglich schwer. Sogar die Bossgegner haben je nach gewählter Stufe unterschiedlich viele Angriffsmuster. Gegnerplatzierungen bleiben indes bestehen, egal ob ihr nun auf "Hard" oder "Easy" spielt. Zu guter Letzt habt ihr zum Durchzocken auch noch unendlich viele Continues zur Verfügung. Das Ende ist also stets in greifbarer Nähe. Beim Continue verliert ihr jedoch alle bis dahin gesammelten Punkte und Coins.


Ein Durchgang dauert ungefähr 30 Minuten. Wer also alle 5 Enden (bzw. 6 mit Bonus-Charakter) sehen will, sollte 2.5 bis 3 Stunden beschäftigt sein. Ein durchaus guter Wert für ein Shoot-Em-Up.



Technisch reisst SisRo keine Bäume aus. Einfache 3D Modelle treffen auf moderate Effektspielereien. Der Soundtrack kann nerven. Da es sich hier aber um eine 14.- Franken Budget-Entwicklung handelt geht das in Ordnung. Vor allem auch, weil den Entwicklern die Spielbarkeit offensichtlich wichtiger war und das ist erst einmal löblich. Alte Hasen werden auf Grund der Optik enttäuscht sein, denn mit handgezeichneten oder gerenderten 2D Sprites kann es Sisters Royale nicht aufnehmen. Dafür läuft die Grafik-Engine butterweich und ohne Ruckler oder Slowdowns, auch wenn noch so viele Bullets über den Screen fegen. Schade, dass die Manga-Mädels in den Zwischensequenzen keinen Pieps von sich geben.



Online-Modi gibt es in Sisters Royale keine. Dafür aber Online Highscore Listen und ein äusserst üppiges Options-Menü, wo ihr unter dem Punkt "Maniac" alle möglichen und unmöglichen Dinge nach eurem Gusto einstellen könnt, wie beispielsweise TBS-Radius, Schussgeschwindigkeit und -Grösse oder sogar einen Zeitlupen-Effekt, der dann aktiviert, wenn ein unmittelbarer Treffer bevor steht. Nett.



Fazit:

Alfa System kehrt zu ihren Wurzeln zurück und liefert mit Sisters Royale: Five Sisters under Fire einen durchdachten und ziemlich abwechslungsreichen Arcade-Shooter, der vor allem spielerisch überzeugt. Was SisRo an hübscher Grafik fehlt, wird mit ausgezeichneter Spielbarkeit und dem motivierenden TBS-System wieder wett gemacht. Sich gerissen und mit hohem Risiko durch die wabernden Schussmuster zu schlängeln und dafür mit fetten Lasern und blitzenden Coins belohnt zu werden, macht einfach Laune. Es hat was hypnotisierendes, damals wie heute. Etwas sauer stösst mir der zusätzliche, kostenpflichtige DLC-Charakter auf, den hätte man z.B. als freischaltbare Belohnung fürs Durchzocken gleich integrieren können. Aber angesichts des äusserst fairen Preises fürs Hauptspiel (das kostet gerade mal 14.- CHF) werden das die meisten verschmerzen können. Beim nächsten Shmup-Ausflug würde ich mir aber wieder richtige 2D-Grafiken oder gerenderte Sprites wünschen. Und ein bisschen japanisch-piepsige Voice-Overs.



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