Gänsehautgarantie - Obwohl der erste Teil der Silent Hill Serie bereits auf der PSX Erfolge feiern konnte, liess Konami sich immer genug Zeit zwischen den Teilen, um aus der Serie mehr zu machen, als ein jährliches Update mit marginalen Änderungen. Wie sich das auf das Spiel ausgewirkt hat, erfahrt Ihr in unserem ausführlichen Review.
Silent Hill gilt als eines der besten Horror-Spiele, auf der PSone, wie auch auf der PS2. Und so erwartet man noch immer sehr viel von einem Nachfolger. Erst recht, da die Screenshots, die vor einigen Monaten im Netz auftauchten, in grafischer Hinsicht eine Menge versprachen. Und daher ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass das fertige Spiel sowohl von den Fans, als auch von den Kritikern wie wir, besonders intensiv unter die Lupe genommen werden. Vorweg genommen; die erwähnten Screenshots waren nicht geschönt und Konami hat nach Zone of the Enders 2 wieder einmal gezeigt, dass man die PS2 scheinbar noch nicht ausgereizt hat.
Heather, die Protagonistin, setzt plattformübergreifend neue Massstäbe im Charakterdesign, denn so menschlich hat bis jetzt noch kaum eine Spielfigur ausgesehen. Zwar gibt es durchaus ähnlich gut modellierte Spielfiguren wie Heather, aber diese wirken gerade durch ihre anatomischen Inperfektionen noch immer sehr künstlich. Konami hat bei Heather auf die typischen menschlichen Fehler und Eigenheiten Wert gelegt, was sie fast schon erschreckend realistisch aussehen lässt.
Doch nicht nur die Spielfiguren setzen in Silent Hill 3 neue Massstäbe, auch die Umgebungsgrafik zeigt deutlich, was auf der schon etwas in die Jahre gekommenen Playstation 2 möglich ist. Die Leveldesigner und Programmierer von Konami haben hervorragende Arbeit geleistet, nicht nur weil sie aus technischer Sicht eine Menge erreicht haben, auch vermittelt der dritte Teil der Silent Hill Saga Atmosphäre wie kein Teil zuvor. Die Fortschritte gegenüber dem zweiten Teil sind enorm und was einigen vielleicht im zweiten Teil an packender Horror Atmosphäre gefehlt haben mag, wird im dritten bestimmt genügen!
Nun mag man berechtigterweise einwerfen, Grafik ist auch nicht alles und wenn das Gameplay und die Story nicht mithalten können, ist all der technische Aufwand bloss vergebene Liebesmühe. Das stimmt selbstverständlich, aber auch hier muss man Konami zugestehen, einen fast perfekten Job gemacht zu haben. So wurden beispielsweise, um Silent Hill 3 für jeden Spielertyp möglichst zugänglich zu machen, erneut auf vorbildliche Art und Weise verschiedenste Schwierigkeitsgrade ins Spiel integriert. So steht es jedem User offen entweder ein action- oder rätsellastiges Silent Hill 3 zu erleben. Und im Gegensatz zu vielen anderen Spielen machen diese Optionen in Silent Hill 3 auch wirklich Sinn. Hat man im einfachsten Action-Schwierigkeitsgrad noch genügend Munition für jedes Monster und sind die Levels von so gut wie jedem versierten Spieler zu meistern, sollten den schwersten Schwierigkeitsgrad nur Gamer wählen, die auch Resident Evil nur mit dem Messer durchspielen.
So ähnlich verhält es sich auch mit dem Rätselmodus. Während man auf der einfachsten Stufe relativ leicht zum Ziel kommt, werden auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad die grauen Zellen teilweise bis ans Limit gefordert und der Spieler, der sich für diese Stufe entscheidet, sollte auf alle Fälle keine Probleme mit vernetztem Denken haben, um sich nicht plötzlich unüberwindbaren Hürden gegenüber zu sehen.
Aber nicht nur die vorbildlich ausbalancierten Schwierigkeitsgrade kann man den Entwicklern von Silent Hill 3 zugute halten, auch haben sie die wichtigsten Kritikpunkte vieler Fans ernst genommen und gegenüber dem zweiten Teil einige Verbesserungen angebracht. So fällt das oft sinnbefreite, stundenlange Wandern durch vernebelte Strassen zum grössten Teil weg und das Spiel wurde deutlich kompakter, wenn auch nicht kürzer, gestaltet. Also kein Wanderurlaub mehr, sondern ein echter Kampf ums Überleben, was sich sehr positiv auf die beklemmende Atmosphäre von Silent Hill 3 auswirkt.
Schlussendlich sind Gamplay, Atmosphäre und Grafik aber nur einzelne Zahnräder eines Ganzen, genau wie die Hintergrundgeschichte. Das Zusammenspiel innerhalb der Maschine muss stimmen, denn fällt eines der Zahnräder, wie Atmosphäre, Gameplay oder Story, weg, steht die ganze Mechanik still. Daher ist es wichtig wie die Story sich in das Spiel einfügt und wie sie die Vorgänge erklärt und rechtfertigt. Dafür hat man bei Konami einen ziemlich interessanten Ansatz gewählt, denn der Spieler wird relativ lange im Dunkeln gelassen, warum Heather plötzlich um ihr Leben fürchten muss und warum die Welt um sie herum zusammenbricht. Viele Zusammenhänge sind lange nicht ersichtlich. Der Spieler wird zuerst mit Heather mehr oder weniger alleingelassen und muss die Fakten erstmal akzeptieren und Probleme lösen, bevor er überhaupt eine Rechtfertigung dafür präsentiert bekommt.
Kein Geschwafel, keine Vorgeschichte, der Spieler wird einfach in die Welt von Silent Hill 3 hineingeboren und mehr oder weniger seinem Schicksal überlassen. Zwar werden mit der Zeit Antworten präsentiert und es wird typisch japanisch auch mit Rückblenden gearbeitet, aber billige Erklärungen und Motive, wie in vielen anderen Games, gibt es hier nicht. So gelingt es den Entwicklern auch die schlimmsten Klischees und Klippen des Survival Horror Genres mehr oder weniger geschickt zu umschiffen. Dieser bittere Nachgeschmack von Peinlichkeit, dank irgendwelcher hinrissiger Motive der Protagonisten oder stupider Loop-Holes, wie in manch anderem Spiel, ist in Silent Hill 3 eigentlich nicht zu finden. Trotzdem, es ist natürlich noch immer ein Spiel und kein klassisches Horror Meisterwerk eines bekannten Schriftstellers und die Story, so ausgereift sie auch sein mag, ist auf keinen Fall mit einem Buch vergleichbar.
Fazit:
Was kaum einer gedacht hätte, Silent Hill 3 ist der Höhepunkt der Saga und für mich eindeutig der beste Teil der Serie bis jetzt. Grafisch und technisch enorm ausgereift und atmosphärisch ein Meisterwerk. Die Story überzeugt, ohne peinlich oder blödsinnig zu wirken. Ein hervorragendes Spiel ohne echte Schwachpunkte. Nur eine etwas straffere Steuerung hätte man sich vielleicht gewünscht. Horror und Adventure Fans kommen um Silent Hill 3 nicht herum, denn kein Spiel in diesem Genre bietet eine ähnlich dichte Atmosphäre wie Silent Hill 3. Nur Menschen mit schwachen Nerven sollten die Finger von dem Spiel lassen, denn ihre Gesundheit könnte unter diesem Game tatsächlich leiden.
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