Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, als ich an einem verregneten Samstag im Laden meines Vertrauens Silent Hill 2 für die PlayStation 2 kaufte. Bis dahin kannte ich nur die Demoversion des ersten Teils. Aus dem gemütlichen Zockerabend wurde eine lange Nacht in der mich das Spiel in seinen psychotischen Bann zog. Natürlich kannte ich bereits die Resident Evil-Spiele, aber Silent Hill war etwas ganz Anderes und machte mir stellenweise wirklich Angst! Jetzt, ganze 23 Jahre später, zieht es mich wieder in das verlassene, nebelverhangene Städtchen. Diesmal aber in der Remake-Version. Mal sehen, ob mich die Rückkehr noch genauso catcht wie damals.
2001 haben wir bereits Silent Hill 2 getestet, so lange ist es schon her! Genau wie anno dazumal startet das Remake mit der bekannten Szene, in der James in einem düsteren Raststättenklo in den Spiegel blickt und seine Gedanken schweifen lässt. Er hat von seiner Frau einen Brief erhalten, dass sie in Silent Hill auf ihn wartet, obwohl das eigentlich unmöglich sein kann, da seine Frau vor drei Jahren an einer fiesen Krankheit verstarb. Trotzdem begibt sich James auf den Weg in der kleine Städtchen Silent Hill.
Sofort wird klar, dass es sich hier nicht einfach um eine "HD-Version" von Silent Hill 2 handelt (von der es übrigens schon eine gibt!), sondern um ein waschechtes Remake, basierend auf der Unreal Engine 5. Alles wurde ermeuert und verbessert und entsprechend schön sieht auch die Grafik aus, auch wenn es den einen oder anderen Aussetzer bei den Spiegelungen gibt. Blätter wirbeln über den Asphalt, Windspiele erklingen und James hinterlässt Schuhabdrücke im Schlamm, während er sich durch einen Waldabschnitt in Richtung Silent Hill aufmacht. Alles fühlt sich erfrischend neu und doch vertraut an, als wäre man vor einige Jahren schon einmal hier gewesen.
Am Eingang zu Silent Hill findet er eine erste Karte des Ortes. Darauf vermerkt er Sackgassen, verschlossene Türen oder bereits besuchte Orte. So weiss man trotz des dichten Nebels immer, wo man als nächstes hin muss. Es dauert nicht lange und James begegnet dem ersten widerlichen Monster. Natürlich kann er sich auch einfach aus dem (Achtung! Wortspiel) «Nebel» machen, aber oft lassen sich die Kämpfe nicht vermeiden. Die grotesken Kreaturen sind eines der Markenzeichen der Spielereihe und sehen, dank der neuen Optik, nun noch grässlicher aus. Dank dem Rauschen des kleinen Radios, welches James gleich zu Beginn findet, wird er stets auf kommende, drohende Gefahren aufmerksam gemacht.
Am Afang setzt man sich noch mit einem schlichten Holzbrett bespickt mit Nägeln zur Wehr. Später kommen dann Schusswaffen zum Einsatz. Die Treffer sollten aber sitzen, den genau wie Medizin ist auch Munition eher rar, je nachdem, welchen der drei Schwierigkeitsgrade man ausgewählt hat. Mit der Zeit tauchen immer fiesere Gegner und auch Bosse auf. Auf ein klassisches HUD wird dabei verzichtet, denn das würde auch nur die dichte Atmosphäre stören.
Der Gesundheitszustand lässt sich gut von der Spielfigur ablesen. So hat James z.B. Blutspritzer im Gesicht und stöhnt bei jeder Bewegung, wenn er verletzt ist. Zum Glück gibt es fair platzierte Speicherpunkte, sollte man mal ins Gras beissen.
Natürlich sind auch wieder Rätsel vorhanden, für die ebenfalls der Schwierigkeitsgrad separat eingestellt werden darf - eben ganz wie im Original. Es hilft, die Umgebung stets genau unter die Lupe zu nehmen und auf Hinweise zu achten. Es müssen auch Schlüssel gefunden oder mal eine Maschine repariert werden. Meistens werden dazu benötigte Gegenstände direkt angezeigt, wenn man sie bereits im Inventar hat. Auf diese Weise werden oft neue Bereiche zugänglich. Es ist auch nötig, mal eine Scheibe einzuschlagen oder durch eine Öffnung zu kriechen. So betritt James das eine oder andere grosse Gebäude, das er nur mit dem Licht seiner Taschenlampe erkundet.
Auf der Suche nach seiner Frau taucht er immer tiefer in das neblige Städtchen und seine Geheimnisse ein. Dabei lernt er einige Personen kennen, um die es psychisch (ebenfalls?) nicht gut bestellt ist. James wird mit Themen wie Verlust, Gewalt und Suizid konfrontiert. Silent Hill 2 ist ganz klar ein Spiel, damals wie heute, das sich an ein erwachsenes Publikum richtet. An der Stelle ein grosses Lob an die englischen Synchronsprecher, die wirklich einen fantastischen Job machen. Je nach Spielweise gibt es wieder verschiedene Enden, diesmal sogar noch mehr als im Original. Ebenfalls sind neue Orte dazugekommen, womit sich die Spielzeit um einiges verlängert.
Die Geschichte zieht uns immer tiefer in eine düstere und verstörende Welt, in der nichts so ist, wie es zuerst scheint. Immer mehr Puzzleteile fügen sich zusammen. Das Ganze in einer unglaublich tristen, bedrückenden Atmosphäre. Speziell zu erwähnen wäre auch die grandiose Geräuschkulisse oder der wunderbare Soundtrack von Akira Yamaoka, der bereits für frühere Teile der Reihe denn Score komponierte. Alles fügt sich zu einer absolut kaputten, aber kompletten Welt zusammen, auf die man sich unbedingt einlassen sollte. Am besten, so wie ich, in einem dunklen Raum und mit Kopfhörer. Sich unwohl zu fühlen hat schon lange nicht mehr so viel Spass gemacht!
Fazit:
Bei Remakes beliebter Spiele ist das immer so eine Sache. Die Erwartungen sind hoch, man weiss nie, ob es wirklich gut wird. Zu viele Fehler können passieren und entsprechend gross waren auch die Bedenken der Silent Hill-Community (und mir). Dass es aber durchaus funktioniert, hat Capcom mit den letzten Remakes von Resident Evil mehrfach bewiesen. Die Leute von Bloober Team haben mit dem Remake von Silent Hill 2 ebenfalls (fast) alles richtig gemacht. Technisch ist der Titel mit aktuellen Spielen auf Augenhöhe, obwohl es für die verstörende Spielewelt fast schon zu "schön" und detailreich aussieht. Hier war das Original mit den vielen Filtern und der verwaschenen PS2-Grafik irgendwie noch angsteinflössender. Dasselbe gilt für die morbiden Monster. Trotzdem möchte ich nicht darauf verzichten, ein weiteres Mal nach Silent Hill zurückzukehren und mich der bedrückenden Story und morbiden Atmosphäre hinzugeben. Es ist schon ein ganz spezieller Trip!
Silent Hill 2 Remake ist für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das Test-Muster stammt von Konami, wofür wir uns herzlich bedanken!
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