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The(G)net Review: Sid Meier's Civilization VII

Autorenbild: Andy MeierAndy Meier

Mehr als acht Jahre liess uns Firaxis auf den nächsten Teil von Sid Meiers Civilization warten, versüsst durch viele (kostenpflichtige) Add-Ons. Endlich ist fertig mit halbgaren Neuigkeiten, ganz im Gegenteil: Der siebte Teil wartet mit so vielen Veränderungen auf, wie noch nie einer zuvor.


Civilization 7 Test, Review, Testbericht für Xbox Series, PC und PlayStation 5. Wertung und Fazit.

Schon im Vorfeld war klar, mit Civ7 wird Firaxis ein Risiko eingehen. Statt einfach nur die altbewährte Formel neu aufzuwärmen, mit zeitgemässer Grafik zu versehen und eine Sieben am Ende des Titels zu ergänzen, ist Firaxis den längeren, riskanteren Weg gegangen. Gleich vorweg: Der Weg zum finalen Spiel wäre wohl noch etwas länger gewesen. Sei es aufgrund vom bald endenden Geschäftsjahr oder, dass Publisher 2K nicht Civ und GTA im selben Zeitraum auf die User loslassen wollte; dieses Civ ist so unfertig, wie noch kein Teil der Serie zuvor.


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"A great leader to build a legacy that would stand the test of time: A Civilization", mit diesen Worten startete ich mein allererstes Civ, gleich nachdem die Dos-Installation abgeschlossen war. Und wenn wir so wollen, verändert auch der neuste Teil nichts an dieser Ausgangslage. Und doch verändert sich für uns alteingesessenen Civ-Spieler so vieles. Zum ersten Mal spielen wir nicht mit einer Nation von Anbeginn der Zeit bis zur angehenden Mondlandung. Stattdessen ist das Spiel in drei Zeitalter unterteilt: Die Antike, die Erkundung sowie die Moderne. Jedes Mal wenn ein solches Zeitalter endet, werden wir gezwungen, die Nation zu wechseln. Das macht historisch durchaus Sinn, haben sich doch Kulturen und Reiche im Lauf der Geschichte immerzu verändert. So ist der heutige Iran dem früheren persischen Reich entsprungen. In dieser Hinsicht macht es auch Sinn, dass wir zu Beginn nicht die selben Nationen zur Auswahl haben, als später in der Moderne. Und je nach dem für wen wir uns beim Start entschieden haben oder wie sich unser Spielstil entwickelt, ergeben sich andere Auswahlmöglichkeiten am Ende eines Zeitalters.


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Eine Konstante bleibt allerdings: Der Anführer – oder wie schon im Intro von Civ1 erwähnt «a great leader». Dieser muss nicht zur gewählten Kultur passen, was historisch keinen Sinn macht; das hat es aber schon in vorangegangenen Teilen nicht. Genauso wenig, wie mit den USA das Rad zu erforschen. Schon immer war Civilization ein Spiel, das uns die Geschichte nähergebracht, dabei aber auch stets den Spielspass nicht aus den Augen verloren hat. Der siebte Teil der Serie versucht sich in ähnlichem Gefilde und schafft das oft auch sehr gut. So haben die Nationen, wie schon aus dem Vorgänger bekannt, spezifische Vorteile, genau wie der einzigartige Anführer. Damit wird das Spiel auf Zeit abwechslungsreicher, da wir vielfältige Kombinationsmöglichkeiten haben, die alle zu anderen Effekten führen. Durch das Nationen-Wechsel-Dich Spielchen im Verlauf einer Partie ist allerdings fast schon irrelevant, wer denn nun eigentlich unser Nachbar ist. Erstens sehen wir sowieso immer nur das Konterfei deren Anführers und zweitens lohnt es sich kaum, sich dessen Kultur zu merken, da sie sich sowieso zeitnah wieder ändert.


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Wie so mancher habe ich im Vorfeld auch grosse Schwierigkeiten gehabt, mich mit dem Gedanken anzufreunden, meine Nation im Laufe des Spiels wechseln zu müssen. In Tat und Wahrheit ist es aber so, dass mich das im Spiel kaum gestört hat. Dennoch würde ich es begrüssen, zumindest die Möglichkeit zu haben, mein Volk auch behalten zu können. Nur weil es historisch kein Volk gab, das bis heute genau so existiert, muss ja nicht heissen, dass das Spiel uns diese Option nicht geben soll. Im Gegenteil. Gerade von einem Spiel erwarte ich, dass es mir ermöglicht etwas zu schaffen, was historisch bislang keine Kultur geschafft hat: Stand the test of time; und zwar ohne sich zu wandeln. Ich möchte mit Rom die erste Stadt gründen und mit eben jenem Reich, das noch Legionäre ins Land schickte, später Panzer konstruieren. Wieso uns Firaxis dieser Möglichkeit beraubt, bleibt ungeklärt. Denn obschon ich die Möglichkeit eines Civ-Wechsels im Verlauf des Spiels begrüsse, muss das nicht bedeuten, dass mir dies aufgezwungen werden muss. Ich wünsche mir von Firaxis ein zukünftiges Update, wo mir genau das ermöglicht wird. Die Option, jegliche Kulturen zu Beginn zur Auswahl zu haben und auch, sollte ich das bevorzugen, bis zum Ende hin damit zu spielen. Und wo wir schon dabei sind: Eine Option auf die Deaktivierung des Zeitalter-Wechsels wäre ebenfalls begrüssenswert.


Wo wir schon bei Anpassungsoptionen sind: Damit überhäuft uns Civilization 7 ganz und gar nicht. Die Kartengrössen und Stile sind stark limitiert, was vermutlich mit der Abwärtskompatibilität bis zur Nintendo Switch zu tun hat. Als Konsolenspieler ist das jetzt ein zweischneidiges Schwert. Zwar schätze ich es sehr, dass ich den Titel gleich zu Beginn auf der Series X spielen darf und nicht wie zuletzt lange auf einen Konsolen-Release warten muss. Der Preis dafür ist aber ein unfertiges Spiel, und zwar auf allen Plattformen. Dass unsere Reise durch die Zeit schon um 1950 rum aufhört und wir das Informationszeitalter schlicht nicht mit im Spiel haben, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Denn über etwas haben wir ja noch gar nicht geredet: Das schreckliche User-Interface.


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Nun haben sich auf Steam und in diversen anderen Test schon viele PC-Spieler über das UI ausgelassen. Und als Konsolenspieler muss oder eher darf ich sagen: So schlecht ist es nicht, ganz im Gegenteil. Die Steuerung mit dem Controller funktioniert einwandfrei, mittels RB öffnet sich ein Auswahlrad, mit welchem wir schnell in die Untermenüs gelangen. Wie schon Civ6 spielt sich auch der Nachfolger auf Konsole einwandfrei. Womit wir uns auch auf Konsole rumschlagen sind Texte, die nicht in die dafür vorgesehenen Felder passen, unpassende deutsche Übersetzungen oder Momente, wo ein Tastendruck schlicht nichts auslöst. Abgestürzt ist mir das Spiel allerdings bislang noch nie, einmal musste ein Spielstand neu geladen werden, da das Spiel mich partout die Runde nicht beenden lassen wollte. Zudem konnten wir bei Civ 6 mittels <Select> die Einblendung über dem Cursor ein- und ausschalten. Eine Funktion, die aus unerfindlichen Gründen hier fehlt.


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Was viel schlimmer ist als das eigentliche Handling des Interface sind die fehlenden Informationen. So sehen wir nach vollendetem Bau in einer Stadt nirgends, was wir überhaupt gebaut haben. Das ist schlicht unverzeihlich und sollte Firaxis irgendeinen Beta-Tester gehabt haben, wäre das jenem aufgefallen. Ist ein Wunder gebaut, sehen wir nicht, was das zugegebenermassen immer sehr hübsche Bauwerk überhaupt bewirkt.


Die Grafik ist so hübsch wie noch nie und macht richtig was her. Durch die Detailflut auf der Karte erkennen wir aber zeitweise kaum unsere Einheiten. Was es nicht besser macht: Der Cursor auf der Karte, welcher das aktive Hexfeld markiert, ist zeitweise kaum sichtbar. Ich weiss oft nicht, ob ich jetzt das Stadtzentrum oder das Stadtfeld daneben markiert habe.


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Der Zeitalter Wechsel zwingt uns nicht nur, die Nation zu ändern. Aktive Kriege werden beendet, (einige) Einheiten aufgelöst und aktualisiert und viele Gebäude verlieren an Wert. Im Städtebildschirm dürfen wir deswegen Gebäude aus früheren Epochen mit zeitgemässen Konstruktionen überbauen. Allerdings zeigt uns das Spiel zu keinem Zeitpunkt an, was wird dadurch verlieren. Da Firaxis all diese Dinge im Vorgänger viel besser gemacht hat, kann es sich nicht um Unwissen handeln, sondern schlicht um ein zu kleines Zeitfenster bis zum offensichtlich gehetzten Release.


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Viel Kritik für ein Spiel, bei welchem die Erwartungshaltung kaum grösser hätte sein können, und leider handelt es sich um berechtigte Kritik, die sich sowohl Firaxis wie auch der Publisher gefallen lassen muss. Dass man das bei den Entwicklern genau so sieht, zeigen übrigens die zeitnahen Patches, die Firaxis bereits kurz nach Release auf die Spieler los gelassen hat und die auch bereits einige Dinge verbessert haben.


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Trotz all der Kritik und der vielen Neuerungen, an welche sich alte Civ-Hasen erstmal gewöhnen müssen, wenn sie denn gewillt sind dazu: Auch Civilization 7 macht Spass. Dass wir keine Handwerker mehr über die Karte scheuchen müssen und stattdessen Verbesserungen direkt im Stadtmenü vornehmen, erachte ich als äusserst angenehm. Die neuen Heerführer, welche einige Einheiten um sich sammeln und so ganze Armeen über nur eine Einheit über die Karte manövrieren lassen, sind eine echte Hilfe. Zudem lassen sich jene aufwerten und bieten praktische Funktionen wie koordinierte Angriffe an; und das Spiel entwendet sie uns nicht beim Wechsel ins nächste Zeitalter. Die (deaktivierbaren) Krisen kurz vor einem Zeitalter Ende sind spannend und können je nach dem eine Partie nochmals eingehend verändern. Dass Ressourcen jetzt direkt an Städte zugewiesen werden und so Zufriedenheit, Produktivität, Gold oder Wissenschaft direkt beeinflussen, ist eine willkommene Änderung.


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Gerade Gold ist eine äusserst wichtige Ressource im Spiel, ohne Moos nichts los. Denn statt wie bisher Stadt an Stadt zu gründen, ist in Civilization 7 nach der ersten Hauptstadt erstmal jede neu gegründete Siedlung nur eine Gemeinde. Diese führt abgegraste Ressourcen zur nächstgelegenen Stadt und unterstützt jene damit. In Gemeinden dürfen wir nicht alle Gebäude hinstellen und jene welche möglich sind, werden nicht produziert, sondern schlicht mit schnödem Mammon erworben. Genau wie die Einheiten. Entwickelt sich eine Gemeinde prächtig und hat einen geopolitisch klugen Standort, werten wir das Örtchen zu einer richtigen Stadt auf und dürfen fortan auch Wunder & Co. dort produzieren. Der Wechsel von Gemeinde zur Stadt kostet einen kleinen Obolus, der allerdings im Verhältnis zu der Kohle, die wir für gewöhnlich scheffeln, kaum Relevanz hat. Deswegen kann es auch nur strategische Gründe haben, wieso das Spiel bei einem Zeitalter Wechsel alle Städte, ausgenommen der Hauptstadt, wieder zu Gemeinden degradiert. Das schafft einen möglichen Neustart in der nächsten Epoche, vielleicht eignet sich eine andere Gemeinde doch besser als Stadt, als das noch in der Antike der Fall war.


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Überhaupt ist der Wechsel von Zeitaltern in erster Linie ein möglicher Neustart für alle Spieler. Obschon wir uns schon in der Antike Vorteile erarbeiten, ist der Sieg (oder die Niederlage) nicht schon in den ersten Jahrhunderten klar. Oft zeigt sich erst im letzten Drittel, wohin die Reise geht. Auch ist es möglich, mehrgleisig zu fahren und auf mehrere mögliche Siegbedingungen zu setzen. Sei es Kultur, Militär, Wirtschaft oder Wissenschaft – je nach dem ist eine Anpassung der Strategie möglich und auch sinnvoll. Der grösste Nachteil der drei Zeitalter ist der daraus entstehende Gummiband-Effekt. Zweifelsohne war das von Firaxis so gewollt. Zudem stülpt Civ 7 uns Spielern ein engeres Korsett über. So ist die Reise nach Übersee erst im zweiten Akt des Spiels möglich, die Erforschung der fortgeschrittenen Seefahrt wird uns zuvor nicht ermöglicht, denn jede Epoche hat seinen eigenen Tech-Baum. Dadurch nimmt uns Civilization sehr viel Freiheiten wie wir Gamer spielen möchten, was mit der grösste Kritikpunkt am ganzen Spiel ist.



Fazit:

Der siebte Teil von Civilization macht es mir wahrlich nicht leicht. Ich mag das Spiel, ich spiele es gern. Es sieht hübsch aus, bietet einige sinnvolle Innovationen und ist nicht einfach copy/paste vom Vorgänger. Einen Mut von Firaxis, den ich bewundere, gerade in der heutigen Zeit. Leider war der Release offensichtlich zu früh, aus was für Gründen auch immer. Das Spiel weist viele Fehler auf, die ich von einem Civ nicht gewohnt bin. Ganz vorne dabei die fehlenden Informationen, die uns der Titel schlicht nicht geben möchte, zu unzähligen Themen. Civilization 7 ist ein hervorragendes Strategiespiel, das viel Neues wagt, ich sage aber: Zu viel; in zu kurzer Zeit. Und über die fragwürdige Preispolitik im Zusammenhang mit einem ungeschliffen wirkenden Endprodukt haben wir noch gar nicht geredet. Firaxis ist bereits fleissig mit Patches beschäftigt und wir wissen vom Vorgänger, dass das Spiel sich über die Monate und Jahre stets weiter verbessern wird; oft allerdings nicht kostenlos. Ich erwarte tatsächlich, dass mir die Möglichkeit geboten wird, als Spieler selbst zu entscheiden, ob ich einen Gummiband-Effekt mit verschieden Zeitaltern möchte oder lieber das klassische Civ-Spielgefühl und mit einer Nation die Zeit durchschreite. Wieso bietet mir das Spiel nicht einfach eine Option auf beide Spielvarianten? Genau wie Civ 6 später auch diverse Spieloptionen mit Barbaren-Clans im Angebot hatte. Das Grundgerüst von Civ funktioniert, erfordert aber noch viele Verbesserungen. Kann ich das Spiel empfehlen: Ja auf jeden Fall. Ist es besser als der direkte Vorgänger: Weit entfernt. Lohnt sich das Spiel zum jetzigen Zeitpunkt? Wer mit den Umständen leben kann, macht mit dem Kauf sicher nichts falsch, auch Civ 7 ist ein sehr gutes Spiel; es fehlt einfach an so Vielem. Im letzten Satz dieses XXL Tests kann ich nicht oft genug betonen, wie stark ich Gummiband Effekte in Spielen verabscheue. Also bitte Firaxis: Gebt uns die Möglichkeit, Civilization in gewohnter Manier ohne die unterschiedlichen Zeitalter und deren Einflüsse zu spielen, gebt uns die liebgewonnene spielerischen Freiheiten bei der Besiedlung neuer Planeten zurück; besten Dank im Voraus.


Civilization 7 Test, Review, Testbericht für Xbox Series, PC und PlayStation 5. Wertung und Fazit.

Civilization VII ist für PC, Switch, Xbox Series X|S und Xbox One sowie PlayStation 5 und PlayStation 4 erschienen. Wir haben uns das Spiel auf der Xbox Series X angesehen. Das Test-Muster stammt von 2K Games, wofür wir uns herzlich bedanken!


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