Die Blumen blühen, die Tage werden länger und die Sonne zeigt sich wieder mehr: ja, es ist Frühling! Wer sich aber noch mehr vom Winter wünscht, der ist bei Shredders genau richtig. Mit dem Snowboard unter den Füssen geht es Pisten hinab, über Klippen und Rampen oder durch pulvrigen Tiefschnee. Wir haben herausgefunden, ob es sich lohnt, nochmal die Wintersachen auszupacken oder ob der Frühling mit Recht Einzug halten kann.
Shredders versteht sich im Gegensatz zu z.B. Riders Republic als Snowboard-Simulation. Es gibt keine Skills zum Aufwerten und das im Spiel freischaltbare Gear dient nur dazu, den eigenen Charakter optisch zu individualisieren. In diesem Bereich kann der Indie-Titel auch fast vollends überzeugen.
In den ersten Spielminuten wirkt Shredders eher abschreckend und wenig intuitiv. Simple Tricks wie 180°s und Grabs gehen noch nicht locker von der Hand und man landet schnell Kopf voran im Schnee. Das anfängliche Tutorial hilft nicht massgeblich, denn ausser mit ein wenig Text, wird man nicht an die Hand genommen. Es ist eine harte Schule, durch die man ohne viel Unterstützung gehen muss.
Wer diese Hürde überwindet, wird im Anschluss dafür mit einem grossartigen Spielgefühl belohnt und darf sich am eleganten, geschmeidigen und erstklassigen Gameplay erfreuen. Ist man erstmal im Flow, fährt man mit Höchstgeschwindigkeit den Berg hinunter, springt über gewaltige Rampen und trickst sich durch toll arrangierte Parks. Dass dieses Fahrgefühl für das Entwicklerteam oberste Priorität hatte, ist deutlich spürbar und macht sich zu 100% bezahlt.
In den meisten anderen Belangen zeigt sich das wohl eher kleinere Budget hinter dem Spiel. Es gibt zwar eine Geschichte, die sich um das Möchtegern-Influencer-Duo “Shreddageddon” dreht, aber wirklich interessant ist sie nicht. Das Studio zeigt oft Humor und witzelt unter anderem darüber, dass alle Charaktere immer komplett verhüllt sind, weil es eben einfacher zu animieren ist. Dort hört die Comedy aber auch schon wieder auf. Die Dialoge zwischen den Hauptfiguren und einer Reihe echter Snowboardprofis sind oftmals schmerzhaft unlustig. Davon abgesehen, dass diese Schnee-Sternchen keine professionellen Sprecher sind (was deutlich hörbar ist), ist das Material mit dem sie arbeiten mussten eher fragwürdig. Die Aufgaben, die man für, mit oder gegen sie erledigen muss, sind dafür äusserst abwechslungsreich gestaltet.
Bei Downhill-Rennen geht es um puren Speed und darum, die richtige Linie zu finden. In anderen Challenges muss eine bestimmte Gesamtpunktzahl erreicht oder die Punkte einzelner Tricks überboten werden. Oder es gilt Buchstaben für das Wort “SHRED” zu sammeln und bestimmte Manöver auszuführen. Jede Mission hat noch weitere optionale Nebenziele, die teilweise richtig hart sind. Wer sich in das Spiel vertiefen will, wird damit also gut bedient.
Ein wichtiges Feature ist “Re-Shred”, mit dessen Hilfe man die Zeit zurück spulen kann. Man wird zum letzten Sprung (oder noch weiter) zurückgesetzt und kann einen neuen Versuch starten. Enorm praktisch für knifflige Tricks. Zumindest in meiner Spielzeit hat es manchmal aber nicht ganz wie geplant funktioniert und z.B. meinen ganzen Score auf Null gesetzt. Auch sonst hat die Technik leider einige Macken. Die Bildrate ist oft instabil, was vermehrt zu kurzen Standbildern führt. In meiner etwa 10-stündigen Spielzeit bin ich auch drei Mal innerhalb der Landschaft gelandet. Dank Re-Shred leicht zu beheben, nur führte das leider jedes Mal dazu, dass die Bildrate in den einstelligen Bereich fiel und ein kompletter Neustart nötig war. Einige Objekte in der Spielwelt scheinen gar keine Kollisionsabfrage zu haben und die Haare meiner Boarderin wurden regelmässig teilweise durchsichtig.
Es sind jede Menge kleinere Makel, die sich aber lustigerweise kaum auf das Gesamterlebnis auswirken. Ein erster Patch ist schon angekündigt und viele der erwähnten Absonderlichkeiten dürften in naher Zukunft schon Geschichte sein.
Fazit:
Der Umfang von 10 bis 15 Stunden, um wirklich alles zu erledigen (laut den Entwicklern) und viele technische Mängel, halten Shredders nicht davon ab, jede Menge Spass zu machen. Wer die anfänglich steile Lernkurve überwindet, kann sich über ein exzellentes Fahrgefühl und einen abwechslungsreichen Kampagnenmodus freuen, bei dem getrost alle Zwischensequenzen übersprungen werden dürfen. Wer schon lange Mal wieder Bock auf eine gute, neue Snowboard-Sim hatte, wird bestimmt viel Freude mit Shredders haben.
Wir haben Shredders auf Xbox Series X getestet. Das Spiel gibt's nur für PC und Xbox-Konsolen (digital only) und war zum Zeitpunkt dieses Testberichts auch im Xbox Game Pass enthalten. Das Test-Muster stammt von Microsoft, vielen Dank!
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