Electronic Arts schickt den zweiten Teil seiner Rennsimulation an den Start: Shift 2 Unleashed, diesmal ohne das obligate "Need for Speed" im Titel. Der Vorgänger konnte im direkten Vergleich zu den Konkurrenten Gran Turismo und Forza Motorsport nicht bestehen. EA versprach Nachbesserung und hat dieses Versprechen offensichtlich eingelöst.
Der Druck ist hoch, meine Erwartungshaltung doch eher klein. Als Forza Motorsport Fan der ersten Stunde, konnte ich über den ersten Simulationsversuch von EA nur müde lächeln. Zu viele Bugs, eine ungenügende Fahrphysik, keine Konkurrenz. Dementsprechend voreingenommen war ich beim ersten Start von Shift 2. Ich wurde schnell eines besseren belehrt.. aber alles der Reihe nach.
Der erste Trumpf spielt der Titel bereits beim beeindruckenden Intro aus. Das macht absolut Laune und sieht fantastisch aus. Der Einstieg in die Rennkarriere ist bei EA's Titel wie gewohnt um ein vielfaches spektakulärer inszeniert als bei der Konkurrenz. Es wurden echte Rennfahrer als Schauspieler engagiert, mehr oder weniger erfolgreich. Die Menus sind mit vielen Effekten gespickt, das ganze Drumherum ist wie gewohnt bunt, wild, und auf Hollywood getrimmt.
Am Anfang eurer Karriere stehend, werdet ihr erstmal auf eure Fähigkeiten hin überprüft. In einem ersten Rennen werden die Skills gecheckt und an diesen Test angelehnt, der Schwierigkeitsgrad sowie die Fahrhilfen angepasst. Selbstverständlich lassen sich diese Einstellungen jederzeit manuell umstellen. Danach geht es los, ihr kauft euch einen ersten Wagen, zum Beispiel einen VW Golf, einen BMW 135i oder einen Honda S2000 und bestreitet eure ersten Rennen. Das Karrieresystem ist dem von Forza Motorsport und Gran Turismo sehr ähnlich. Bestrittene Rennen sowie gute Platzierungen in diesen, schütten Erfahrungspunkte und Geld aus. Der etwas speziellere Ansatz bei Shift 2 ist der, dass euch pro Strecke und Rennen spezielle Zusatzaufgaben gestellt werden wie: „Fahre 100% auf der Ideallinie“ oder „Führe das Feld eine Runde lang an“. Diese Herausforderungen geben wiederum zusätzliche Erfahrungspunkte und motivieren den Spieler dazu, die Strecke bzw. das Rennen doch noch einmal neu zu starten, nur um doch noch perfekt um den Kurs zu kommen. Die Erfahrungspunkte schalten neue Fahrerlevels frei, höhere Levels ermöglichen euch bessere Karren und höher klassifizierte Rennen zu fahren.
Nebst den Standardrennen gibts auch spezielle Events zu bestreiten. Driftevents, Hot Laps oder Eliminatorrennen sollen der Karriere ein wenig mehr Abwechslung bringen. Und das tun sie auch, mehr oder weniger erfolgreich. Die Driftevents finde ich persönlich überflüssig aber irgendwie gehört Drift und Need for Speed seit den Underground Titeln einfach zusammen.
Der Furpark umfasst gut 140 Autos. Das klingt im Vergleich zu Gran Turismo doch sehr mager, ist es aber nicht. Die Garage befriedigt von Tuning-Schüsseln über Muscle Cars bis zu Sportwagen fast jeden Wunsch. Angefangen bei Kleinwagen wie dem Seat Leon und Golf GTI, über Modelle wie den BMW Z4, Audi R8 und Aston Martin DB9 bis hin zu echten Raketen wie dem Bugatti Veyron, Porsche Spyder, Koenigsegg CCX, McLaren F1, Lamborghini Reventón oder dem neuen Pagani Huayra. Diese Wagen sind klasse digitalisiert worden, sehen absolut fantastisch aus und klingen phänomenal. Es gibt aktuell keine authentischeren Motorensounds in einem Videospiel zu hören.
Ein spektakuläres Highlight und eine absolute Neuheit bei Rennspielen möchte ich nicht vorenthalten, die Helmkamera. Während Shift bereits für seine mitreissende Cockpit-Perspektive gelobt wurde, geht der Nachfolger noch einen Schritt weiter. Der Rand des Helmvisiers begrenzt dabei das Blickfeld und die Kamera simuliert die Kopfbewegungen des Fahrers unter Einwirken der Fliehkräfte. Eine gewöhnungsbedürftige Angelegenheit, bewegen sich doch Bildausschnitt und Fahrzeug unabhängig voneinander. Das sorgt anfangs für so manche falsch eingeschätzte Kurve. Je nach Genre-Erfahrung sollten bis zu zwei Stunden Eingewöhnungszeit einkalkuliert werden. Diese Zeit ist jedoch gut investiert, denn nie zuvor simulierte ein Spiel das Rennerlebnis besser. Hier ist dem Entwicklerteam definitiv eine echte Innovation im Rennspiele Genre gelungen.
Auch das Tuning ist wieder mit von der Partie und glänzt mit vielen Möglichkeiten, optische wie auch technische. Gelegenheitsraser wie auch Profis kommen hier voll auf ihre Kosten.
Im Multiplayer wird solide Standardkost geboten, nicht mehr aber auch nicht weniger. Ihr tretet gegen Freunde oder Fremde in den oben genannten Disziplinen an, die Lobby funktioniert gut, die Spiele sind meist lag- und somit auch frustfrei spielbar.
Technisch braucht sich Shift 2 Unleashed nicht zu verstecken, im Gegenteil. Die Autos sind hervorragend modelliert und glänzen mit dem besten Innenraum, den es virtuell in einem Spiel zu sehen ist. Die Nachtrennen strotzen mit coolen Lichteffekten und bei Crashes fliegen einem haufenweise Teile (und sogar Räder) um die Ohren. Das ganze läuft dummerweise 'nur' mit 30 Frames pro Sekunde über die Mattscheibe, wirkt durch verschiedene Unschärfefilter jedoch stehts sehr flüssig und übermittelt auch ein gutes Speedfeeling.
Die Fahrphysik, nicht zuletzt ein entscheidender Punkt bei einem Rennspiel und meist kaufentscheidend bei Enthusiasten wie ich mich einer schimpfe, ist auch bei Shift 2 Unleashed der einzige Kritikpunkt. Kein Zweifel, die Entwickler haben seit dem ersten Teil einen guten Job gemacht, die Wagen lassen sich allesamt gut über die Kurse bewegen, aber mir fehlt der gewisse Feinschliff, den Genrekönig Forza Motorsport eben inne hat. Die Umsetzung auf die Padsteuerung ist wenig präzise, ganz feine Lenkkorrekturen sind kaum möglich, was das Spielvergnügen in höheren und vor allem schnelleren Rennklassen schnell trüben kann. Man kann an der Steuerung nichts nachjustieren, schade.
Fazit:
Ich kann SHIFT 2 Unleashed jedem Rennspielfanatiker ans Herz legen, auch Gelegenheitsraser werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Macht EA bei der Fahrphysik nochmals Fortschritte, wird Teil 3 ein echter Konkurrent zu Forza und Co.. Diesmal bleibt es aber nur eine „halbe“ Alternative.
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