Lange haben wir warten müssen, endlich ist es erschienen! Shenmue, das Millenniums- RPG-Game von Sega’s Chef-Programmierer Yu Suzuki (AM2), dessen Produktion rund 70 Mio. US-Dollar und fast 4 Jahre Arbeit kostete. Klar, dass sich das Game jetzt entsprechend gut verkaufen muss, damit Sega keine Defizite einspielt. Bereits nach 2 Tagen wanderten in Japan über 500.000 Exemplare über den Ladentisch!
Der erste Teil der Shenmue-Saga spielt in Ryou’s Heimatstadt Yokosuka und in Teilen von China. Die Story beginnt mit einem megalangen Intro: Eines Abends, als Ihr gerade nach Hause kommt, wird Euer Vater Iwao gerade von einem fiesen Typen namens Souryu aufgemischt. Souryu ist auf der Suche nach einem geheimnisvollen Amulett Eures Vaters, das er ihm natürlich nicht geben will. Ein Kampf zwischen Souryu und Iowa entbrennt und natürlich eilt Ihr Eurem Vater sofort zu Hilfe, habt aber keine Chance gegen den übermächtigen Souryu, der Euch sofort an die Gurgel geht! Er wolle Euch töten, sollte Iwao ihm nicht die Lokalität des Amuletts verraten... Also beginnt Iwao zu reden. Nachdem Souryu endlich das Amulett in den Händen hält, versucht Iwao noch einen letzten Angriff, bei dem er aber sein Leben lassen muss! Und Ihr habt alles mit angesehen!
Nun schwört ihr natürlich Rache am Mörder Eures Vaters! Zu Beginn des Spiels befindet Ihr Euch in Eurem Haus und dürft nach Herzenslust alles erkunden. Ihr könnt jede Schublade, jeden Schrank öffnen, ja sogar jedes Bild abhängen um zu sehen, ob sich vielleicht etwas dahinter verbirgt. Im Wohnzimmer steht sogar ein Saturn-System (!) und hinter dem Haus, im Dojo, könnt Ihr beliebig oft mit Eurem Freund Masayuki Karate-Moves trainieren (erhöht Eure Kampferfahrung!). Auch in der umliegenden Umgebung gibt’s jede Menge zu sehen: Häuser, Spielplätze, Parks, Hunde, Katzen und jede Menge Leute. Der Detailreichtum der Umgebungen und Personen ist einfach atemberaubend und mir wurde klar, wieviel Arbeit in sowas stecken muss, crazy!
Man kann wirklich mit allem interagieren! Ich will gar nicht länger auf diese Feinheiten eingehen, es sind einfach zu viele, das müsst Ihr schon selbst gesehen und „erlebt“ haben! Lasst uns doch lieber über das Gameplay reden: Das Game unterteilt sich quasi in 4 Modes: Adventure-Mode, Free-Fight-Mode, Quick Time Events und Movies. Im Adventure-Mode dürft Ihr die Umgebung frei erkunden und alles anfassen und untersuchen. Mittels Digital-Pad wird gesteuert und mit dem Analog-Pad bewegt Ihr den Kopf in alle Richtungen. Der R-Button wechselt in eine 1st-Person-Ansicht, um Objekte näher zu betrachten und in die Hand zu nehmen. Im Free-Fight-Mode wechselt die Button-Belegung in eine Art Virtua-Fighter Konfiguration! Aktionen wie Punch, Kick, Block, Grab und Sidesteps oder auch Combos (wie z.B. PPPK, etc.) stellen kein Problem dar.
Der Fighting-Mode hat soviel Tiefgang, dass man ihn ohne bedenken auch als Einzelgame hätte verkaufen können! Kein Wunder, denn Yu Suzuki und sein AM2-Team sind ja die Entwickler der Virtua Fighter-Serie!! Ich bin mir sicher, dass noch ein reines Fighting-Mini-Game in Shenmue versteckt ist. Im QTE-Mode ist letztendlich Reaktion gefragt. Hier gilt es innerhalb eines kurzen Zeitraums bestimmte Buttons zu drücken, um einer Gefahr zu entgehen (Dragon-Slayer Style). Um sich die nötige Praxis – sprich das Reaktionsvermögen - für diese QTE’s anzueigenen, könnt Ihr jederzeit in die Spielhalle gehen und eine Runde Exite QTE oder QTE-Title spielen! .... oder Hang-On, oder Space Harrier.... oder... Natürlich kostet das Gezocke, sowie Food and Drinks viel Geld! Ihr startet jedoch mit 10500 Yen und bekommt täglich 500 Yen Taschengeld (ca. 5 DM/sFr.). Ausserdem könnt Ihr auch noch Arbeiten gehen, umGeld zu verdienen.
Im Hafen findet Ihr auch leicht einen Job, z.B. als Gabelstapler-Fahrer! Ein Gabelstapler-Mini-Game sorgt dann dafür, dass selbst die Arbeit zum Vergnügen wird, inkl. eigener High-Score Liste!! Aber Vorsicht: Mit dem hartverdienten Geld solltet Ihr Nachts nicht durch dunkle Gassen ziehen, denn düstere Gestalten könnten Euch überfallen und berauben!! Eine weitere Möglichkeit Geld zu machen wäre das Spiel-Casino, aber lassen wir das... hehe.. Mit dem Geld könnt z.B. auch im Tomato-Store um die Ecke Saturn-Games erspielen (das Game spielt 1986, ist also voll die Saturn-Zeit! Realistisch, oder?!) um nicht immer in die Spielhalle zu müssen. Ausserdem wechselt der Arcade-Besitzer später die Automaten aus (die technische Entwicklung geht ja weiter). Ihr könnt also nicht ewig Space-Harrier zocken sondern müsst Euch später schon die Umsetzung für den Saturn kaufen, die Ihr dann zu Hause so oft und so lange Ihr wollt gamen dürft!! Ich könnte hier echt stundenlang über irgendwelche Events plaudern, soviele gibt es davon. Dies würde den Rahmen dieses Testberichts jedoch bei weitem sprengen...
Die Musik-Untermalung ist wiedermal phenomenal gelungen. So phenomenal, dass Sega gleich noch den Soundtrack und eine Bonus-CD mit Sounds aus den diversen Shenmue-Bars und -Clubs - die Ihr im Game besuchen könnt - mit dazu gepackt hat! Die Bonus-CD enthält aber auch noch den neuesten Dream-Passport, Character-Profiles, Background- Stories, das Shenmue-Handbuch, ein Movie-Theatre und ein F355-Mini-Game, in welchem Ihr mittels VMS-Save aus der Spielhalle Fahrtenanalysen in einem Gitter-Model der jeweiligen Strecke durchführen könnt! Krass... Allerdings müsst Ihr für Letzteres mit Eurem DC im Internet sein.
Aber was ist den nun Shenmue? Ein Action-Adventure? Ein RPG? Ein Fighting-Game?? Nichts von alle dem! Shenmue ist eine neue Erfahrung, die Einläutung eines neuen Genremix, es ist F.R.E.E (Full Reactive Eyes Entertainment)! Ich persönlich würde es als Action-RPG bezeichnen. Schliesslich wird ja in Echtzeit gekämpft!
Auch von negativen Seiten hab ich Euch aber zu berichten. D wäre die recht gewöhnungsbedürftige Steuerung. Wer die „What’s Shenmue“-Demo gespielt hat, weiss von was ich rede! Sie wurde zwar geringfühgig verbessert, dennoch gibt’s besseres. Aber daran gwöhnt man sich! Schliesslich hatte ich bei Resident Evil anfangs ja auch meine liebe Müh und Not... Zweiter Negativ-Punkt sind die teilweise aufpoppenden Personen. Versteht mich nicht falsch, alle Grafiken in Shenmue ist absolut atemberaubend und nebelfrei, mit konstanten 30 fps dargestellt. Ausser die Personen! Vermutlich will man die Framerate konstant halten, indem man die nicht wichtigen NPCs erst dann einblendet, wenn man auf sie zusteuert (ca. 20-30 virutelle Meter vorher). Daher passiert es Euch immer wieder, dass Ihr in aufpoppende Leute oder Fahrzeuge rennt! Auch wenn das keine Lebensenergie kostet nervt es mich schon ein bissl, gell!... Und Negativ-Punkt 3: Das Speicher-System! AAHH!! Ihr könnt nur zu Hause in Eurem Zimmer speichern! Wer unterwegs saved, muss den DC anschliessend abstellen oder einen Reset durchführen!??? Warum nur?? Hat das vielleicht mit der virtuellen Zeit des Games zu tun? Keine Ahnung.. auf jedenfall ging mir schonmal ein Spielstand verloren deswegen! Speichert also am besten immer nur dann, wenn Ihr zu Hause seid.
Fazit:
Shenmue hält was es verspricht! Vielfach fühle ich mich richtig „zu Hause“ in meinem zweiten, virtuellen Leben! Ja, ich glaube, dass trifft es ganz gut: Shenmue ist ein Stück virtuelles Leben, weil nahezu alles möglich ist! Jeder Spieler wird seine eigenen Erfahrungen machen, seine eigene Persönlichkeit bilden. Was dem Einen nachts im Regen passiert, passiert dem Anderen vielleicht tagsüber, bei strahlendem Sonnenschein! Die wahnsinns Grafik, der unglaubliche Detailreichtum und ein spielerischer Tiefgang, dass sich auch Final Fantasy 8 in 8 nehmen muss, tragen ihres dazu bei! Shenmue ist für mich (auch in der Japan-Version) ein Millennium-Game und gehört in meinen Augen in jede Dreamcast Game-Sammlung!... ...Schade nur, dass die US-Version dieses genialen Games erst im Herbst 2000 erscheinen soll, und in Japan bis dahin bestimmt schon Teil 2 oder 3 erschienen sind! (Vielleicht sollte man das Spiel nur untertiteln und nicht sprachlich übersetzen!? Könnte Zeit sparen!).
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