Eine tyrannische Organisation, die sich selbst 'The Ministry' nennt, hat deine Stadt besetzt und sie all ihrer Farbe und Seele beraubt. Das einzige Mittel, sich gegen diese Besetzung zu wehren, besteht darin, durch die Stadt zu skaten um der urbanen Trübheit wieder Leben einzuhauchen. Shaun White ist der letzte Skater, welcher in der Lage dazu war, sich gegen das Ministerium aufzulehnen, doch er wurde gefangen genommen und nun liegt es an dir, deine Stadt aus den Fängen des grauen Regimes zu befreien.
Die Story von Shaun White ist bestimmt nicht aus der Feder eines routinierten Storywriters entsprungen, falls doch, so sollte dieser sich besser nach einer neuen Berufung umschauen. Es beginnt damit, dass Shaun White euch sein Skateboard aus der Gefängniszelle reicht und ihr euren eigenen Skater erstellen könnt. Danach flüchtet ihr nicht ganz so spektakulär wie das Spiel das gerne darstellen möchte aus dem Gefängnis in einen U-Bahntunnel. Dort angekommen, wird man mit der Steuerung des Spiels vertraut gemacht und - zwar von einem Typ in Anzug und mit britischem Akzent.
Die Geschichte könnte eigentlich ganz witzig sein, wenn sich das Spiel selbst nicht ernst nehmen würde, was aber leider der Fall ist. Die Steuerung des Spiels ist simpel und scheint ein Mix aus Skate und Tony Hawk zu sein. Was das Spiel aber von diesen beiden Titeln hervorhebt, ist das Flow-System. Während dem tricksen auf Rails oder Half-Pipes lädt sich euer Flow-Meter auf, mit welchem ihr in der Lage seid, kleine Farbwellen zu erzeugen.
Ganze Rampen oder Rails lassen sich durch diese Wellen aus dem Boden erheben und auch die graue Stadt kommt wieder zu ihrem gewohnt farbigen Glanz. Jeder Trick ist dazu in der Lage, etwas an eurer Umgebung zu verändern. Skaten wird dadurch besonders belohnend. Leider ist das Spiel visuell nicht in der Lage, diese Idee richtig umzusetzen, denn schon nach ein paar Stunden im Spiel hat man es satt, den gleichen Effekt zum zigtausendsten Mal ansehen zu müssen.
Ein Punktesystem sucht man leider vergebens, was heisst, dass Highscore-Jäger bei Shaun White leider leer ausgehen müssen. Einer der grössten Negativpunkte sind die Levels, welche nie in die Liga der 'Tony Hawk'-Reihe vorstossen können und zu wenig Abwechslung bieten. Das Spiel macht den Anschein, als ob das Skateboarden gar nicht im Vordergrund stehen sollte. Es wirkt eher wie eine Art Puzzlespiel, bei welchem es gilt, einige Aufgaben zu erledigen um von Punkt A nach Punkt B zu gelangen. Genau diese Unentschlossenheit des Spiels ist auch klar im Levelaufbau bemerkbar. Es ist teilweise unmöglich, eine Reihe von Tricks aneinander zu reihen. Einzig auf grünen Rails ist dies der Fall, da diese sich bei Berührung von alleine durch die Levels schlängeln und damit auch neue Wege konstruieren. Aber auch auf den Zauberrails kommt Langeweile auf, denn sobald man sicher auf einer solchen gelandet ist, passiert alles vollautomatisch bis man wieder Boden unter den Füssen hat.
Grafisch kann Shaun White Skateboarding auch nicht gerade seine Muskeln spielen lassen. Wie ein Xbox 360 Game sieht das Geschehen auf dem Bildschirm nicht aus. Wenn das Spiel eine Konsolengeneration früher erschienen wäre, hätte das Verdikt vielleicht anders ausgesehen, aber mit den detailarmen Umgebungen und Charaktermodellen gewinnt Ubisoft bestimmt keinen Blumentopf. Unter die Kontras fällt auch die Vertonung. Bevor man überhaupt einen Song zu hören bekommt, gilt es erst einmal, den ganzen Stadtteil von den beklemmenden Grautönen zu befreien. Doch auch wenn diese Hürde genommen würde, so wird das Ohr nicht gerade verwöhnt. Wer jetzt noch auf den Multiplayer hofft, der wird enttäuscht sein, dass es zumindest Online beinahe unmöglich ist, einen Gegner zu finden gegen welchen ihr antreten könntet. Sollte dies doch einmal gelingen, so kann man dann ein Punkteduell beginnen, in welchem es gilt, einen möglichst hohen Flow anzusammeln.
Fazit:
Schuster bleib bei deinen Leisten! Wer gerne Skateboardgames spielt, sollte bei seinen Präferenzen bleiben, denn Shaun White Skateboarding ist ein Spiel mit einer Identitätskrise. Ein Teil ist durchschnittliches Skateboarden, der andere Teil sind nervige Aufträge. Einzig das Flow-System ist einen Blick wert, doch auch dieses funktioniert nicht so wie man sich das wünschen würde. Auch wenn auf der Rückseite der Hülle steht, dass dieses Spiel in enger Zusammenarbeit mit Shaun White entstanden ist, würde ich dieses Spiel nicht einmal hartgesottenen Fans empfehlen. Also Finger weg davon.
Comments