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AutorenbildSascha Böhme

The(G)net Review: Seaman

Wer der Idee eines Tamagotchi nicht abgeneigt ist, oder wer Tamagotchis zu „dumm“ findet, für den könnte Vivariums stimmenaktiviertes Game Seaman was sein. Wir haben das „Virtual-Pet“ genau studiert und liefern Euch exklusiv: Master(G)s Seaman-Tagebuch.


Seaman Test, Review, Testbericht für SEGA Dreamcast.

Tag 1:

Ah, mal was ganz Neues!“, denke ich mir und stöpsle die neue Microphone-Device in den VMU-Slot meines Pads. Das Mic liegt der Seaman-Box gleich bei und eignet sich sicher auch für andere, kommende Spiele. Zu Beginn werde ich von der Stimme Leonard Nimoy’s begrüsst (Mr. Spock), der mich von nun an begleitet und immer mit hilfreichen Tipps zur Seite steht, jedesmal wenn ich das Laboratorium besuche. Er teilt mir mit, dass ich zuerst das Becken vorbereiten muss, in welchem der Seaman hausen soll. Der ist nämlich nicht von Anfang an einfach da, sondern muss von Grund auf „gezüchtet“ werden. Also schnell Sauerstoff zugeführt und die Wasser-Temperatur eingestellt. Danach kann ich die Eizelle des Seaman ins Wasser legen. Nach einer halben Stunde „explodiert“ diese Zelle und gibt 6-8 „Mushroomers“ frei, die erste Form im Lebenszyklus eines Seaman. Ich bin fasziniert und erstaunt zugleich.


Tag 2:

Diese Mushroomers sehen in etwa so wie Spermien aus, mit einem grossen Auge in der Mitte. Klar, dass man mit diesen Kreaturen noch nicht sprechen kann, aber sie reagieren bereits auf meine Klopfgeräusche. Wie ich später rausfinde, sind diese Mushroomers Parasiten (Alien-Style), die einen Wirtskörper benötigen, um zu wachsen. Glücklichweise habe ich noch diesen Calamari in Becken. Mit Klopfgeräuschen locke ich die Mushroomers in seine Nähe, aber was ist das? Der Wicht frisst einfach 6 meiner 8 Mushroomers! „Duuuu...“, dachte ich mir, stellte aber später fest, dass dies der ganz normale Lauf der Seaman-Dinge ist. Nach dem schockierenden Tod des Calamari, schlüpfen die "Gilmen" aus seinem Körper, ganze 6 Stück! Die zwei restlichen Mushroomers sind unterdessen gestorben und schwimmen an der Wasseroberfläche. Ich kontrolliere den Sauerstoff und die Wassertemperatur.


Tag 3:

„DA! Er hat was gesagt!!“, schrie ich zu Baby(G) und tatsächlich, die Gilmen gaben bereits erste Baby-Laute von sich. „Flebiuaa!“, und ich antworte „Hello!“. „Bunai, Elof..“, sagt der kleine Kerl. Ich muss mich am Stuhl festhalten vor Lachen! Ob er wohl Hunger hat?? Nach einer Weile entlockt Baby(G) den Gilmen das erste richtige Wort:„Baby“. Völlig aus dem Häuschen über diesen Erfolg fing ich an, meine ganzes Vokabular an Englisch-Wörter rauszukramen um zu sehen, auf was sie alles reagieren. Aber leider sind unsere Seamänner, oh pardon Gilmen, noch ziemlich dumm, was die englische Sprache angeht. „Speak englisch!“, sage ich noch, worauf ich ein „Make me, I am learning...“, zu hören bekomme. Danach stellt er sich wieder dumm. Völlig motiviert stelle ich die interne Uhr meines Dreamcast nach vorne. Da Seaman in Realtime abläuft – also 24h am Tag – ist dies die einzige Möglichkeit, schneller einen ausgewachsenen Seaman zu haben.


Tag 4:

Nach dem Neustart begrüsst mich wieder Spock, informiert mich über den Zustand meiner Gilmen und sagt mir, was als nächstes zu tun ist. Becken reinigen, Sauerstoff, Temperatur kontrollieren und gut beobachten! Gesagt getan, ich beobachte die Gilmen und werde Zeuge eines erstaunlichen Vorgangs: Die Gilmen scheinen sich gegenseitig aufzufressen, oder vielmehr auszusaugen! Das erklärt, warum sie noch keinen Hunger haben. Ich rede mit den "Killer-Gilmen" über Ihre schreckliche Tat. Die scheinen aber ziemlich gelangweilt und wollen immernoch nicht richtig sprechen. „Hungry?“ – „Not yet“. Also stelle ich wieder die Uhr nach vorne.


Tag 5:

Mein heutiger Besuch im Laboratorium von Dr. Gassé bringt endlich den gewünschten Erfolg: Mein Seaman spricht! Und seine Stimme hat sich auch verändert! Es sind ihm sogar richtige Arme gewachsen. Ausserdem drückt er sich heute sehr gewählt aus. Ich habe die erste richtige Unterhaltung mit ihm. Er spricht endlich ganze Sätze und reagiert auf ein „Talk to me“ genauso elegant wie auf ein „Fuck You“. Ich kann es gar nicht glauben, ich war mir ziemlich sicher, dass sich der Kerl oft wiederholen würde. Weit gefehlt! Selbst die Lachanfälle beim Kitzeln eines Seaman hört sich immer unterschiedlich an... sollte dies die erste brauchbare künstliche Intelligenz sein? Schliesslich erkennt er nicht nur Worte, sondern wiederholt sie auch noch! Faszinierend! Gespannt rede ich mit meinen neuen Freunden und warte auf das nächste, grosse Ereignis. Da aber jeden Tag nur einmal etwas wirklich spannendes passiert, entschliesse ich mich, die interne Uhr erneut nach vorne zu stellen.


Tag 6:

Spock teilt mir mit, dass ich ab jetzt auch noch Insekten züchten muss, damit der Seaman später genug Nahrungsreserven hat. Dazu bekomme ich ein Terrarium mit Pflanzen und ein paar Larven. Ich muss die Feuchtigkeit des Terrariums immer so hoch wie möglich halten. Unterdessen hat mein erwachsener „Fisch“ alle seine Konkurrenten ausgelöscht, bis auf einen. Seinen neuen Hungerzustand, kann ich mit den Food-Pillen für’s erste befriedigen. Bald gehen mir aber die Pillen aus! Wir unterhalten uns über das Internet, Videogames (Seaman: "Playstation, aha! Did you know you can get a disease playing with it?? - Just kidding, Seaman made a joke!") und ich erzähle ihm von meiner Frau. Es scheint, als würde aus diesem Seaman echt mal was werden!


Tag 7:

Die Larven im Terrarium sind ausgeschlüpft. Die Raupen sind ganz schön gefrässig, die Blätter der Pflanze sind bald völlig weggefressen! Ich muss mehr Pflanzen ins Terrarium stellen. Heute hab ich Seaman noch getauft, er heisst jetzt Richard! Da Richard nicht viel Neues zu berichten hat, fange ich aus Langeweile an, die Steine im Becken zu verrücken. Dabei stosse ich auf ein Geheimniss, das Seaman’s Errinnerung an sein vorhergehendes Leben weckt. Er erzählt mir von seinem grauenvollen Schicksal im alten Ägypten und von seiner grossen Liebe (snif). Völlig gerührt stelle ich die Wassertemperatur nach, gebe ein bisschen Sauerstoff bei und stelle die interene Uhr abermals nach vorne...


Tag 8:

Meine Raupen haben sich über Nacht verpuppt. Da mein Seaman nur Raupen mag und keine Falter, lege ich ein paar der kleinen Kriecher in mein Food-Reserver (siehe Bild). Mein Seaman hat unterdessen Singen und Tanzen gelernt und verblüfft mich immer wieder mit klugen Antworten und Weisheiten aus vergangenen Tagen. Warum der zweite, völlig verblödete Seaman noch am Leben ist, weiss ich allerdings nicht. Nach der Fütterung sehe ich im Terrarium nach dem rechten. Ich bemerke eine Spinne, die sich an meine Raupen ranmacht. Ich kann sie aber nicht killen, gehört wohl zum Spiel. Die Unterhaltungen mit Seaman werden immer länger und interessanter, ich glaube ich mag ihn, obwohl er ein ziemlich hässlicher Kerl ist ("You are ugly" - Seaman:"You know, I am a little bit different, Stupid!". Frech ist er und mittlerweile hat er richtige Arme und Beine bekommen! Bin gespannt und harre der Dinge, die da noch kommen mögen...


Tag 9:

Ich verrücke abermals die Steine im Becken. Diesmal hilft mir Richard dabei! Nach 3 Versuchen und dank seiner Hilfe gelingt es mir, den grössten der Steine zur Seite zu schieben. Dabei entdecke ich einen Wasser-Abfluss. Nach einer kleinen Unterhaltung mit meinem Seaman – und auf seinen Tip hin - lasse ich das Wasser ab...


An dieser Stelle hört das Tagebuch auf, schliesslich will ich Euch ja nicht den Spass verderben. Ich kann nur sagen, dass mich Seaman trotz anfänglicher Bedenken richtig begeistert hat. Manchmal ist es sogar ziemlich beängstigend, da sich Seaman alle Eure Antworten merkt und ev. zu einem späteren Zeitpunkt wieder davon anfängt (à la Furby). Nachteile hat das Spiel allerdings auch: Nur wer sehr gut Englisch kann und sich perfekt artikuliert, wird Spass mit Seaman haben. Bei ungenauer Aussprache kann es schonmal vorkommen, dass der Typ was völlig anderes versteht und daher völlig falsche Antworten gibt. Wenn man mal in die Ferien geht, muss man ausserdem wohl oder übel einen Baby-Sitter finden, ansonsten stirbt Seaman (interne Uhr)! Das Spiel ist auch ziemlich linear, die Evolution kann eben nicht verändert werden. Aber dafür ist die KI gut, ziemlich gut sogar und man wird bestimmt überrascht sein, wieviel der Seaman lernen kann, vorausgesetzt Ihr kümmert Euch gut um ihn. Zweimal pro Tag solltet Ihr das Laboratorium besuchen, sonst wird Seaman böse und redet kein Wort mehr mit Euch! So hegt und pflegt ihr ein virtuelles Wesen, gebt ihm zu essen, sprecht mit ihm, macht das Licht am Abend aus, kümmert Euch um Sauerstoff und Temperatur und züchtet nebenbei Larven und Falter.


Fazit:

Intelligentes, virtuelles Haustier für alle, die viel Zeit (zum Relaxen) übrig haben. Wer einer guten Diskussionsrunde über Gott und die Welt nicht abgeneigt ist, und lieber ein künstliches als echtes Haustier will (das spricht), dem kann ich Seaman empfehlen. Es ist definitiv eine völlig neue Spielerfahrung und ich hatte jede Menge Spass damit. Aber ich muss auch warnen, denn wirklich viel gibt es nicht zu tun, und nach einmaligem Beenden ist schnell die Luft raus. Ein Spielvergnügen für Freaks und alle, die es noch werden wollen.


Seaman Test, Review, Testbericht für SEGA Dreamcast.

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