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AutorenbildArmin Medic

The(G)net Review: Rust Console Edition

Nackt bis auf die Unterwäsche nur mit einem Stein und einer mickrigen Fackel im Inventar, beginnt der craftinglastige Überlebenssimulator Rust. Auf der tropischen Insel befinden sich aber neben euch noch bis zu 99 kampffreudige Survival-Artisten.



Ein bisschen desorientiert, erwachen ich an einem kleinen Strandabschnitt. In der Ferne sehe ich ein paar Gebäude, links thront eine kleine Felsformation in unmittelbarer Nähe. Aus den Augenwinkeln erhasche ich eine Bewegung. Ein unbewaffneter Gegenspieler hat mich nicht bemerkt und ich schleiche mich joggend von hinten an ihn ran. Den Steinbrocken aus dem Inventar geholt, haue ich ihm den Mineralbrocken über den Scheitel. Verwirrt nimmt er Reissaus und in bester Benny Hill Manier spielen wir für ein paar Minuten Jäger und Gejagter.



Unglücklicherweise entkommt mir der Hasenfuss und ich finde mich in einem kleinen Wäldchen wieder. Aus Frust schlage ich den Stein ein paar mal gegen ein Bäumchen und zu meinem Erstaunen habe ich nun ein Bündel Holz im Inventar. Kurz durchs Craftingmenu geflippt und siehe da, ich habe genügend Ressourcen, um mir einen schicken Holzspeer zusammen zu zimmern. Mit der neuen Waffe in der Hand stürme ich übermotiviert auf den nächsten Gegner los. Und selbstverständlich hätte ich meinen Widersacher aufgespiesst, hätte er nicht vorteilsweise meinen Körper mit ein paar Kugeln aus seiner Knarre verziert. Ich bin tot, wache Sekunden später wieder am Strand auf und der Survival-Kreislauf beginnt von vorn. PC-Spieler craften, bauen und plündern bereits seit 2013. Ganze 8 Jahre später dürfen nun auch Konsolenspieler ihre Überlebens Skills verfeinern.



Es gibt viel zu tun in Rust. Zu Beginn sammle ich mir genügend Material zusammen, um mir ein kleines Gebäude zu errichten, damit ich meine Schätze, Items und Waffen an einem sicheren Ort deponieren kann. Zwar sind die Gegenstände gegen Eindringlinge nicht geschützt, aber dank einem dicken Türschloss und soliden Wänden hält mein Häuschen ein paar Einbruchsversuchen stand. Unabdingbar ist ein kleiner Schmelzofen, mit dem ich Metalle schmelzen und so noch bessere Items herstelle. Natürlich baue ich mir noch einen Brunnen in den Hof, denn regelmässige Einnahme von Flüssigkeit und Nahrung ist Pflicht. Um meinen Hunger zu stillen erledige ich Wild und brutzle mir danach eine dicke Keule über meinem Lagerfeuer (mit der entstandenen Kohle lassen sich Patronen herstellen) und schneidere mir aus den Fellresten bessere Kleidung. Aber aufgepasst, Wölfe und Bären attackieren euch, deshalb sollten Anfänger es vielleicht mit freundlichem Jagdgut versuchen.



In Rust gibt es bis auf die natürlichen Begrenzungen keine Einschränkungen. Ich cruise mit einem kleinen Bötchen durch die Gegend, verschaffe mir einen fahrbaren Untersatz oder springe ins kühle Nass und tauche ein wenig in der Gegend rum. Wer jedoch zu lange unter Wasser bleibt, riskiert eine Unterkühlung und sollte sich tunlichst im Sonnenlicht wieder aufwärmen.



Nach ein paar Stunden Überlebenskampf fühle ich mich ein wenig einsam. Ein Neuling kreuzt meinen Weg. Doch diesmal lasse ich meine pazifistische Ader sprechen und spreche mein Gegenüber an (per Textchat oder Headset). Nach ein paar Sätzen einigen wir uns auf eine Partnerschaft, denn zusammen steigen unsere Überlebenschancen gewaltig. Ein paar Stunden Sammeln und den einen oder anderen gelooteten Gegenspieler später, machen wir es uns in einem stattlichen Haus gemütlich. Wir werkeln an neuen Items, züchten Getreide und verbessern das Inventar, als plötzlich mein Sidekick vor mir steht, mir eine Kugel verpasst und mich um all meine Items bringt. Tja, trust nobody, just another day in Rust. Um die Balance auch für Neulingen zu halten, werden je nach Server die Karten spätestens nach einem Monat komplett gelöscht und ihr startet wieder mit einem frischen Charakter am Strand.



Fazit:

Auf Twitch feierte Rust beachtliche Erfolge und sicherte sich so über die Jahre eine treue Fangemeinde, die stets mit neuen Updates versorgt wurde. Doch was auf dem PC gut laufen mag, muss auf Konsolen nicht unbedingt die gleiche Begeisterung hervorrufen. Rust ist so ein Fall. Und auch hier steht das Spielprinzip auf einem soliden Gerüst und die Mischung aus Items basteln, Schürfen, Suchen, Bauen und Ballern könnte ich problemlos absegnen, wäre da nicht die fragwürdige technische Umsetzung. Rust steuert sich einfach zu hakelig, ist zu sperrig und die Menüfunktionen wurden leider nicht optimal für einen Konsolen Controller umgesetzt - der Ursprung der Maus/Keyboard Steuerung ist klar erkennbar. Hinzu kommen stets aufploppenden Objekte, fehlende und zu spät geladene Texturen und gewisse Items lassen sich nicht benutzen. Das Nahkampfsystem kann aufgrund seiner holprigen Natur nicht überzeugen und das Gunplay ist unpräzise und schwammig, besonders wenn nur eine Kugel über Leben oder Game Over entscheidet. Die grösste Motivation von Rust liegt in der Interaktion mit anderen Spielern und dem Unwissen, ob es mein Gegenüber gut meint oder mir nur was vorspielt, um mich danach hinterrücks auszurauben. Der eine oder andere Survival Fan, dessen Priorität nicht auf der technischen Seite liegt, könnte an der erbarmungslosen Sammeltour Gefallen finden, aber bei mir war die Luft ziemlich schnell raus. Bei Rust Console Edition muss noch viel optimiert werden, um auf dem gleichen Stand wie die PC Version zu sein. Ich gehe momentan nicht davon aus, dass das Spiel auf Konsolen den gleichen Erfolg beschert bekommt, wie die PC Originalversion.



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