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AutorenbildSascha Böhme

The(G)net Review: Rogue Warrior

Richard "Demo Dick" Marcinko, Kriegsveteran und Ex-Kommandant der US Navy Seals, ist der Idealtyp des amerikanischen Soldaten. Wer also würde sich besser als Hauptcharakter für einen gewalttätigen Egoshooter mit realistischen Zügen eignen?


Rogue Warrior Test, Review, Testbericht.

Richard Marcinko existiert wirklich! Als Ex-Navy SEAL, Gründer des SEAL Team Six und Autor zahlreicher Bücher zum Thema, lebt der heute 69 jährige in Washington DC. Bethesda Softworks - bekannt durch die Fallout- und Oblivion-Reihen - sehen den kriegerischen Werdegang des "amerikanischen Super Soldaten" als ideale Vorlage für einen Egoshooter, was bis hier hin ja nicht einmal so falsch ist. Begonnen hat das ehrgeizige Projekt bei Entwickler Zombie Studios. Ursprünglich sollte das Spiel eine Art Sandbox werden, sowas wie ein "GTA-Shooter mit taktischem Einschlag". Bethesda gefiel aber nicht, was die Zombie Studios draus machten und so wurde das Projekt kurzerhand gestoppt und die Entwicklung an Rebellion übergeben, die noch einmal von vorne beginnen sollten. Nun haben wir einen extrem linearen, ultra-kurzen und unnötig brutalen Egoshooter vor uns, der dank übertriebenem Gefluche auch noch an die Grenze der Lächerlichkeit abrutscht (fast jede Aktion wird von einem profanen "Fuck-You" oder "Die Motherfucker" untermauert). Rogue Warrior spielt zudem in den 80er Jahren und hält prompt, was der Zeitraum an bösen Schurkenstaaten und Klischees verspricht.


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Zu Beginn des Spiels ist Marcinko nach Nord-Korea unterwegs, wo er Intel zu den dort stationierten Interkontinental-Raketen besorgen soll. Beim Anflug auf die Feind-Basis wird sein Blackhawk aber abgeschossen und sein Team getötet. Als einziger Überlebender wird die Mission jedoch nicht hingeschmissen. Nicht, wenn man Dick heisst! Statt dessen zieht der jetzt zum Rächer gewordene Demo-Dick alleine los um die Welt zu retten. Dies führt ihn neben Korea auch nach Russland - dem damaligen Erzfeind der USA. Nach knapp zweieinhalb Stunden ist die sinnfreie Ballerei dann auch schon wieder fertig. Ja, ihr habt richtig gelesen: Rogue Warrior ist das wohl kürzeste Vollpreisspiel aller Zeiten! Die meisten Xbox Live Arcade Spiele bieten mehr Umfang für weniger Kohle. Aber das ist nicht der einzige Kritikpunkt.


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Wie die meisten Entwickler der Gegenwart setzen auch Rebellion auf den Einsatz der Unreal Engine 3. Eigentlich keine schlechte Wahl. Leider scheinen die Jungs aber entweder viel zu wenig Zeit gehabt zu haben, oder aber sie wissen nicht mit der Grafik-Engine umzugehen- anders kann man sich das Dauergeruckle nicht erklären. Dabei sieht Rogue Warrior nicht einmal gut aus, wenn man es mit anderen UE3 Spielen vergleicht. Immerhin: vor zwei, drei Jahren hätte die Optik vielleicht noch gefallen (wenn sie nicht so ruckeln würde). Während den 8 ultra-kurzen Missionen besucht ihr nur zwei unterschiedliche Settings: Eine Militärbasis und eine Militärbasis im Schnee. Das schreit förmlich nach Abwechslung...


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Die genannten Defizite will Rebellion mit etwas anderem wieder wett machen: Extreme Brutalität. Ein Kaufargument? Wohl kaum, denn die oft zitierte Brutalität bezieht sich in diesem Spiel lediglich auf 25 unterschiedliche Kill-Moves, die euer virtueller Dick (rofl!) im Nahkampf ausführt. Dann zückt er sein Messer, um es dem Kontrahenten mehrfach durch den Augapfel oder in den Schädel zu stechen, ihn vornüber zu beugen und mit der Klinge die Wirbelsäule zu bearbeiten oder seinem Opfer den eigenen Gewehrlauf in den Mund zu schieben und dann abzudrücken. Die Arten, wie man die Soldaten um die Ecke bringt, sind nicht nur vielfältig und abartig brutal, sondern beruhen erschreckenderweise auf echten Kampftechniken der Navy-SEALs. Um sich den Gegnern zu nähern muss man nicht einmal schleichen; Grundsätzlich sind sie alle hirntot und taub. Selbst wenn man auf sie zurennt, hören sie einen nicht kommen und beherrschen nur zwei Kampftaktiken. Entweder sie sitzen an ein und demselben Ort und strecken in regemässigen Abständen ihr Köpfchen hervor oder aber sie rennen einem wild ballernd entgegen.


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Natürlich musste Rebellion auch in Rogue Warrior einen Multiplayer Modus für 8 Spieler eingebauen (man hätte die Zeit und das Geld lieber in den Singleplayer Modus investiert, dann wäre der vielleicht nicht Abfall). Auch im Multiplayer Modus kann man einen Teil der Kill-Moves einsetzen, jedoch in abgewandelter Form, da die Spielgeschwindigkeit schneller ist und man während der Ausführung der Kill-Moves verwundbar ist und getötet werden kann. Nicht sehr spassig... ausserdem ist kein Schwein online. Warum auch, wenn man Modern Warfare 2 spielen kann?



Fazit:

Eine stabile Framerate und eine angenehme Steuerung, das sind die zwei Hauptkriterien, die bei einem modernen Egoshooter einfach stimmen müssen. Dann, ja dann kann man eventuell (und nur eventuell) über langweilige Level-Schläuche hinwegsehen (zumindest, wenn man ein Shooter-Junkie ist). Rogue Warrior hat weder das eine, noch das andere. Dafür ist es mit nur 2,5 Stunden sensationell kurz, das ist doch auch etwas. Ohne die grausamen Momente bleibt hier nichts, ausser einem schlecht aussehenden Standard-Shooter, den nicht mal mehr die grandiose Stimme von Mickey Rourke retten kann (welcher Marcinko im Englischen spricht).


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