Wenns um oldschool Shoot'em Ups geht, dann landen die meist auf meinem Tisch. Und wenn es sich dabei um einen dieser selten gewordenen Railshooter im Stil von Star Fox handelt, muss man mich auch nicht zweimal bitten. Also ab ins virtuelle Cockpit auf sie mit Gebrüll!
Es ist drei Jahre her, seit die Welt in Flammen aufging. Es war die künstliche Intelligenz ARGUS, ein interstellares Überwachungssystem, das die Kontrolle über die gesamte Solar Defense Force der Menschheit erhielt... und dann prompt für deren Untergang sorgte. Nur ein kleiner Teil unserer Spezies fand in einer streng geheimen Forschungs-Einrichtung tief unter der Erdoberfläche Schutz und überlebte. Dort bereitet man sich jetzt auf einen gewagten Gegenangriff vor, mit Hilfe eines ganz speziellen Raumjägers, dem Arrow, einem Prototypen, der offiziell eigentlich gar nix existiert und der in eben jener unterirdischen Forschungseinrichtung gefunden wurde.
Wir spielen als Nadia Sawas, die letzte lebende Person mit Flugerfahrung und die einzige logische Pilotin für den Arrow. Unter der Leitung von Griffin, einem ehemaligen Kommandanten der Solar Defence Force, und Mason, einem Doktor der Orbitalmechanik Abteilung, absolviert Nadia ein Jahr lang ein intensives Simulationstraining. Anschliessend begibt sie sich auf eine verzweifelte Mission, um die Menschheit zu retten.
Die Story wird mit hübschen Cut-Scenes im typischen Anime-Stile der 80er bzw. 90er Jahre inszeniert, dem Zeitalter der "Prestige-Anime", und ist vollständig auf Englisch und Japanisch vertont. Überraschenderweise bietet Rogue Flight einen verzweigten Erzählstrang, der mit mehreren Enden aufwartet. Nicht gerade Standard bei dieser Art von Spiel und daher sehr willkommen. Die Aufmachung und der Stil, der mich persönlich immer wieder mal an Gundam oder Patlabor erinnerten, passt hervorragend zum Gameplay, das sich ebenfalls an Klassikern wie die bereits erwähnten Star Fox oder etwa Panzer Dragoon orientiert.
Mit einer Kombination aus Hochgeschwindigkeits Action und akrobatischen Flugmanövern schlingeln wir uns in 3rd Person- oder optionaler Cockpit-View durch die Szenarien, markieren Feinde mit dem Lock-On für anschliessenden, multiplen Raketenbeschuss und stehen am Ende eines jeden Levels dem fetten Obermotz gegenüber. Die haben es ganz schön in sich und benötigen oft langwierige Taktiken, bis sie endlich ins Gras beissen. Leicht ist Rogue Flight nicht, zumal man nur 3 Leben hat um bis zu ARGUS durch zu kommen. Wer stirbt fängt ganz von vorne an. Und anfangs stehen auch nur wenige der schlussendlich 40 unterschiedlichen Upgrades zur Verfügung. Jene werden nach und nach freigeschalten und machen das Piloten-Dasein ein ganzen Stück einfacher.
Was Rogue Flight von anderen Spielen dieser Art unterscheidet, sind die Fähigkeiten des Raumjägers. Insbesondere das Wingtail Manöver, ein akrobatischer Trick, mit dem man das Schiff herumwirbelt und mit dem Düsentriebwerk eine Art Schockwelle auf die Feinde schleudert. Diese Fähigkeit verlangsamt nach Aktivierung kurz die Zeit, sodass man genauer Zielen und die Triebwerk-Spur lenken kann. Dazu gibts einen temporären Boost und die Air-Brakes. Letztere saugen die Pick-Ups schneller auf, welche euch entgegen geflogen kommen. Die versorgen euch mit neuen Raketen, Schild-Energie oder auch mal mit selbstballernden Kampfdrohnen.
Alle Fähigkeiten sind mit einer Energieleiste verbunden, was deren Nutzung einschränkt. Zu den Hauptwaffen gehören das Vulcan-MG und Raketen. Raketen sind jedoch begrenzt und sollten mit Bedacht und sparsam eingesetzt werden. Deren Anzahl lässt sich später aber auch aufrüsten. Die ikonische „Barrel-Roll“ aus Star Fox ist ebenfalls mit dabei, die mit den Schultertasten ausgeführt wird und uns kurzzeitig unverwundbar macht.
Ich muss auch das Sounddesign loben, insbesondere den Killer-Soundtrack. Alle Musikstücke sind der Hammer und passen unglaublich gut zur Action. Ich empfehle dringend mit Kopfhörern zu spielen! Für Langzeitmotivation sorgen über 100 freischaltbare Lackierungen, 24 Abzeichen, 40 freischaltbare Aero-Designs zur Anpassung der Schiffsleistung und 40 freischaltbare Waffen und Modifikationen. So kann man den Jäger an seinen eigenen Spielstil anpassen oder beim nächsten Durchlauf etwas Neues ausprobieren. Es gibt auch mehrere freischaltbare Spiel-Modi wie einen Roguelite- und Retro-Modus, die das Aussehen und den Sound des Spiels komplett verändern, so dass es sich mehr nach "16Bit" anfühlt. Auf der technischen Seite kann sich Rogue Flight gut behaupten und läuft stets flüssig mit 60 fps.
Fazit:
2024 ist ein gutes Jahr für Retro-Fans! Wie schon bei Iron Meat oder Devil Blade habe ich nicht viel erwartet und wurde dann wieder voll überrascht. Stellt euch vor ihr spielt Star Fox 64 mit aufgebohrter Grafik, intensiverem Gameplay und verpackt im 90er Jahre Anime-Stil mit einem Killer-Soundtrack. Da dürften viele nur noch grinsend vor der Flimmerkiste sitzen. Ich war jedenfalls sofort hin und weg. Solche Spiele gibt's heute eigentlich gar nicht mehr! Wenn ihr wie ich klassische Arcade-Shooter bzw. Rail-Shooter mögt, dann solltet ihr euch Rogue Flight mal ansehen. Es gibt ein paar irritierende Grafik-Effekte, die in meinen Augen nicht hätten sein müssen und auch die Genauigkeit des Fadenkreuzes dürfte eine Spur besser sein, aber ansonsten hat mich das Spiel von Anfang bis Ende gut unterhalten.
Rogue Flight ist für physisch für PS5 sowie digital für Nintendo Switch, Xbox Series und PC erhältlich. Wir haben die PS5-Version gespielt. Das Test-Muster stammt von Perp Games, wofür wir uns herzlich bedanken!
Comments