Das erste Hardcore-Spiel für Microsofts Kinect soll ausgerechnet ein Horror-Spiel sein welches sich selbst nicht sonderlich ernst nimmt? Klingt nicht nach den besten Voraussetzungen. Was Rise of Nightmares aber wirklich ist, lest ihr in unserem ausführlichen Test.
Wer HOSTEL gesehen hat braucht im Prinzip keine Erklärung zur Story von Rise of Nightmare. Vermutlich wird auch niemand Rise of Nightmares spielen, der nicht ein Faible für Horror & Splatter hat. Trotzdem ein kurzer Abriss um was es geht. Eine Zugfahrt durch den Osten von Europa mit zunehmend westlichen Touristen. Der Zug entgleist - eine kleine Gruppe Menschen überlebt und sucht Zuflucht in einem unheimlich wirkenden Schloss auf einem Hügel, in einer einsamen Gegend. Klar was passiert?
Ihr steuert den Hauptprotagonisten aus der Ego-Perspektive durch das Schloss und versucht in ziemlich linearen Levels eigentlich nur eines: Den Ausgang zu finden bevor ihr draufgeht, und mit ein- oder zweihändigen mehr oder weniger originellen Waffen alle Gegner (Zombies?!) auf übelste Art und Weise zusammenzuschlagen, auseinander zu nehmen oder wie man den ganzen Splitter auch nennen will. Klingt nicht wirklich spannend, oder? Der Anreiz an Rise of Nightmares liegt aber nicht im Spielprinzip oder an einer unglaublich tiefgründigen Story, nein! Wie bereits in der Einleitung angekündigt ist Rise of Nightmares der erste Hardcore-Titel der komplett auf Kinect ausgelegt ist. Und wie klappt denn das Ganze? Spürbare Latenz? Brutale Aussetzer? Prädikat unspielbar?
Nein überhaupt nicht. Man kann sich natürlich darüber streiten, ob Rise of Nightmares - gemessen an anderen aktuellen Titeln - ein gutes Spiel ist oder nicht. Ich finde die Bewertung aber nicht angebracht. Denn SEGA hat mit RoN vorgelegt, dass man Kinect tatsächlich für Hardcore-Spiele brauchen kann. Die Steuerung funktioniert nämlich so intuitiv, dass man weder Handbuch noch sonst was braucht. Wollt ihr laufen? Stellt einfach einen Fuss von eurer aktuellen Position nach vorne und schon geht's los. Wollt ihr euch drehen? Ein kleiner Winkelabgleich der Schulterpartie in die gewünschte Richtung bringt euch den Erfolg. Schon nach den ersten paar Schritten kommt euch alles dermassen normal vor, dass ihr das Gefühl habt, ihr hättet nie was anderes gemacht.
Zum Prügeln geht ihr mit euren Händen in die typische Box-Haltung. Habt ihr keine Waffen in der Hand wird mit den blossen Fäusten gekämpft. Waffen bewegt ihr wie ihr es auch im echten Leben mit euren Händen machen würdet. Türen könnt ihr mit den Füssen auftreten, mit den Händen sanft öffnen, oder ruckartig aufstossen. Dabei unterlaufen dem Spiel erstaunlicherweise ziemlich wenige Fehler. Ab und an kann es sein, dass das Spiel eine Bewegung nicht genau so umsetzt wie ihr es wollt, doch das kommt in wenigen Fällen vor und ist etwa genau so nervig, wie wenn Marcus Fenix in Geras of War aus der Deckung hechtet, statt sich hinter der nächsten zu verstecken. Das einzige was man der Steuerung ankreiden kann und soll ist aber, dass die Drehbewegungen ziemlich lahm sind. Bis ihr euch einmal um die eigene Achse gedreht habt, können gut und gerne 5 Sekunden vergehen. Und das macht die teilweise hektischen Situationen nicht wirklich einfacher oder übersichtlicher. Leider wird das Spiel aber in keiner Sekunde originell, abgesehen von der Steuerung. Ihr macht stetig das gleiche. Abwechslung kommt hier leider viel zu kurz. Ich hab mir überlegt, ob das unter Umständen an der Steuerungsmechanik liegen könnte - und vermutlich liegt da der Hund begraben. Da ihr euch mit Kinect immer an Ort und Stelle bewegt, ist nicht viel anderes möglich als Rumlaufen und Prügeln.
Grafisch und akustisch ist RoN sicher nur ein mittelprächtiges Spiel. Die Texturen sind verwaschen, die Zombies bewegen sich nicht wirklich schön, die Umgebung ist wenig Abwechslungsreich und die Beleuchtung missraten. Da hätte man weitaus mehr herausholen können. Die Zombiegeräusche klingen eher wie aus einer billigen B-Movie Produktion als aus dem Tonstudio eines grossen Gamestudios und die teilweise lächerlichen Zwischensequenzen wirken eher abschreckend als erschaudernd.
Fazit:
Trotz den eigentlich heftigen Kritikpunkten hatte ich mit Rise of Nightmares meinen Spass. Die Kinect-Steuerung funktioniert über weite Strecken grossartig, ist intuitiv und macht Laune. Für einen lustigen Abend mit Kumpels und ein paar Bier auf jedenfalls ein Hingucker. Zudem hat sich ein Gamestudio an etwas gewagt was niemand wirklich geglaubt hat. Ein Hardcore-Spiel auf Kinect. Wenn SEGA so weitermacht, oder auch ein anders Studio die Ideen von RoN nimmt und verbessert, stehen uns in nächster Zeit ein paar Interessante Titel ins Haus. Meine Empfehlung an die Gamestudios: nehmt kein Horror-Szenario und investiert auch etwas in die Optik wenn ihr was draus machen wollt. Meine Empfehlung für unsere Leser: Wer Kinect besitzt und genug von den Ewigen Partyspielen hat, darf ruhig zugreifen - jedoch nur, wenn ihr nicht zart besaitet seid. Ob lächerlich oder nicht; blutrünstig ist das Spiel allemal.
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