Aggressive Inline und Tony Hawk’s Pro Skater, Dave Mirra’s BMX und SSX: es gab mal eine Zeit in der wir Gamer so gut wie jedem Sport virtuell nachgehen konnten. Heute ist es ein Genre, das hauptsächlich von Indies bedient wird. Riders Republic schafft im AAA-Segment Abhilfe, indem es Radsport, Wintersport und Extremsport vereint.
Aus irgendeinem Grund scheinen Arcade Sportspiele immer eine richtig coole Story, mit richtig coolen Charakteren und noch cooleren Dialogen zu haben. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein. Glücklicherweise beschränkt es sich in diesem Fall nur auf das Tutorial, welches etwa 30 Minuten dauert.
Dieser viel zu überhypte Einstieg schadet dem Spiel schon fast, denn das Gameplay kann voll überzeugen. Zur Auswahl steht eine Vielzahl Disziplinen: Abfahrt und Tricks im Schnee, Rennen und Tricks auf dem Bike, Events mit Raketenrucksäcken und Wingsuits, kombinierte Rennen und einige noch ausgefallenere Varianten von allen genannten. All das in einer riesigen, offenen Spielwelt die voll ist mit Sammelobjekte und Aussichtspunkten, die nur so zur Erkundung einladen. Obendrauf gibt's Ausrüstung wie in einem Rollenspiel, plus jede Menge Fortschrittsbalken zum Aufleveln. Nicht zu vergessen ist ein Ingame-Shop, in welchem die richtig coolen Cosmetics nur für Echtgeld zu haben sind. Klingt nach der üblichen Checkliste von Ubisoft (ist es ja auch), ergibt aber mehr als nur die Summe all dieser Teile!
Denn: Riders Republic macht einfach Spass. Ist das Tutorial erst einmal überstanden, kann man eigentlich machen was man will. Mit Bike oder auf Brettern die Spielwelt erkunden, Collectibles einsammeln und ganz entspannt die Spielwelt geniessen? Rennen mit den gleichen Geräten fahren? Ein Mix aus allem? Alles ist möglich und das ist definitiv die grösste Stärke dieser Sandbox. Die Steuerung, für welche Art man sich auch entscheidet, fühlt sich stets gut und zum grössten Teil eingängig an. Einzig mit der normalen Steuerung Tricks auszuführen kann im ersten Moment befremdlich wirken. Spins und Flips werden mit den Buttons ausgeführt, Grabs mit den Triggern. Alternativ können Fans von Steep auch eine Steuerung wählen, die an diesen Quasi-Vorgänger angelehnt ist. Mit der optionalen Hilfe für automatische Tricks werden Stürze fast schon unmöglich. Wer manuell landet kann jedoch deutlich mehr Punkte erzielen. Es gibt keine feste Vorgaben auf welchem Schwierigkeitsgrad ein Event abgeschlossen werden muss, was in Verbindung mit den Steuerungsmöglichkeiten für eine hohe Zugänglichkeit sorgt.
Die Events an und für sich sind schön abwechslungsreich. Rennen im Tiefschnee mit riesigen Sprüngen über Fels und Flur wechseln sich ab mit Abfahrtsrennen auf Rennrädern, bei denen man mit Höchstgeschwindigkeit um enge Kurven düst. Einzig die Wettkämpfe mit den Raketenrucksäcken sind im Allgemeinen nicht allzu interessant. Trigger gedrückt halten, mit dem Bumper boosten und durch Ringe fliegen ist einfach gar simpel.
Eine grosse Stärke des Spiels ist jedoch auch in diesem Aspekt, dass man machen kann, was man will. Wer keinen Bock auf den Raketenrucksack oder eine andere Art von Event hat, kann diese einfach auslassen. Neue Disziplinen werden durch den Erhalt von Sternen freigeschaltet. Diese gibt es nämlich bei jedem Abschluss eines Contests, egal wie oft man ihn wiederholt. Sekundäre Ziele, wie der Abschluss auf einer höheren Schwierigkeitsstufe oder unter einer bestimmten Zeit, liefern Bonussterne. Die gibt's aber auch für den Abschluss von Mehrspielerevents oder für's Finden von Sammelobjekten. Egal was man macht, der Fortschritt in mehr als nur einem Bereich ist garantiert. So kann man aus einer grossen Liste an Sponsoren auswählen, wodurch man neue Kleidung und Ausrüstung erhält. Jede Art von Event hat seinen eigenen Fortschrittsbalken. Mehrspieler ebenfalls. Es werden einem jede Menge Karotten vor die Nase gehalten.
Speziell erwähnen möchte ich an dieser Stelle noch die Massenstartrennen. Dabei treten bis zu 64 Spieler gleichzeitig an und kämpfen um den Sieg. Während der Rennen wechselt man zwischen Skiern, Bike und Raketenski. Es ist der pure Wahnsinn auf die bestmögliche Weise. Es muss gesagt sein, dass diese Events kaum fair sind. Wer in der letzten Startreihe anfängt, hat einen ganz klaren Vorteil. Dies gilt auch für jene, die bereits 100 Stunden gespielt und die beste Ausrüstung haben.
Die Physik, wenn man z.B. von anderen Fahrern gerammt oder nur berührt wird, ist manchmal sehr bizarr. Meterhohe Sprünge abseits der Piste können durch die kleinsten Berührungen ausgelöst werden. Persönlich hat mich das kaum gestört, denn die Rennen sind wie erwähnt chaotisch und machen mächtig Bock. Und Sterne und Erfahrung gibt's sowieso, also bitte mehr davon! Zum Release gibt es nur drei verschiedene dieser Massenrennen, weshalb auf mehr Nachschub gehofft werden darf. Allgemein lässt sich schwer abschätzen, wie Riders Republic in einem, drei oder zwölf Monaten aussehen wird. Es ist ein Live-Service Game. Versprochen wird viel, wie es dann kommt ist aber komplett offen. Wird weiter in die Stärken investiert, könnte es aber ein Titel für viele Jahren werden.
Zumindest meine Erfahrungen auf der Xbox Series X sind jedoch nicht nur spassig. Schon seit langer Zeit hat sich kein Spiel so oft aufgehängt oder sogar meine Konsole zum kompletten Absturz gebracht wie Riders Republic. Einmal kam es zu drei Abstürzen und einem Totalausfall in einer halben Stunde! Manchmal lief es dann wiederum auch wieder für 2-3 Stunden ohne Probleme. Ärgerlich!
Grafisch darf nicht allzu viel erwartet werden, selbst auf der aktuellen Konsolengeneration. Pop-Ins sind wirklich allgegenwärtig und auch sonst wird nicht mit vielen Details um sich geworfen. Die Spielwelt ist zwar schön, aber wird keine Blumentöpfe gewinnen. Anders sieht es da mit den Ladezeiten aus. Ist man einfach nur in der Open World unterwegs, gibt es nämlich gar keine. Reist man per Schnellreise an einen neuen Ort, ist das in sekundenschnelle erledigt. Startet man einen Event, befindet man sich genauso schnell auf der Piste. So macht Gaming Spass!
Fazit:
Spass ist das perfekte Schlagwort, denn den gibt es in Riders Republic ohne Ende. Allen Abstürzen, Balancingproblemen, Pop-Ins und merkwürdiger Physik zum Trotz; gut unterhalten habe ich mich immer gefühlt. Obwohl es an allen Ecken und Enden schreit, dass es ein Ubisoft-Spiel ist, hat mich das hier kaum gestört. Wer bestimmten Zielen hinterherjagen will kann das machen, ansonsten wird einem aber extrem viel Freiheit gegönnt. Wer auf diese Art von Sportspiel steht und einfach nur Spass und kurze Weile haben möchte, ist mit Riders Republic genau an der richtigen Stelle!
Wir haben Riders Republic auf Xbox Series X getestet. Das Spiel gibt's auch für PS4 und 5, Xbox One und Series S und natürlich den PC. Das Test-Muster stammt von Ubisoft, herzlichen Dank!
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