Man nehme eine Prise Halo, einen Schuss Call of Duty und garniere das ganze mit einem Hauch von Half Life 2 und schon hat man den nahezu perfekten Shooter - online wie offline - und somit ein Zugpferd zum Launch von Sony's Playstation 3.
Ego-Shooter stehen immer noch hoch im Kurs bei uns Gamern. Was ist also naheliegender, als einen hochkarätigen Shooter zum Start der Playstation 3 auszuliefern? Sony beauftragte niemand geringeren als Insomniac Games (die Macher von Ratchet & Clank) mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe. Eine gute Wahl, denn die Jungs liefern mit Resistance - Fall of Man ein durchwegs gelungenes Baller-Epos ab, welches sich vor genannten Genre-Grössen wie Halo oder Call of Duty nicht zu verstecken braucht.
Die Story: Europa in den 50zigern, der zweite Weltkrieg hat nie statt gefunden. Stattdessen haben fiese Aliens - "Chimera" genannt - von Russland aus ganz Europa überrannt und in Schutt und Asche gelegt. Die Chimera-Seuche verbreitet sich wie ein Virus rasend schnell und erreicht schon bald England. Die Engländer geben sich aber nicht so schnell geschlagen, haben sie doch mit den Amerikanern starke Verbündete. Ihr übernehmt die Rolle des Amerikaners Sergeant Nathan Hale, der mit einer Luftlande-Division über England abspringt und kämpft euch in 32 Missionen über den ganzen, britischen "Kontinent".
Das ganze dauert auf der normalen Schwierigkeitsstufe gute 15 Stunden; eine für Ego-Shooter beachtliche Länge! Obwohl ihr ständig in England unterwegs seid, wird grafisch einiges an Abwechslung geboten. Mal kämpft ihr euch mit Alliierten Soldaten durch zerbombte Häuser, ganz im Stil eines Call of Duty, dann wiederum alleine und mit Taschenlampe durch düstere Untergrundlaboratorien à la Half Life 2 und je länger ihr spielt, stösst ihr auf ko(s)mische und monumentale Alien-Bauten, eben ganz wie im Genre-Primus Halo.
Die Umgebungen sind eine wahre Pracht und es gibt viele Momente, wo euch angesichts der architektonischen Meisterwerke die Kinnlade weit offen steht. Die einen mögen über teils verwaschene Texture lästern. Spätestens dann muss man auf die vielen Details und die enorme Sichtweite hinweisen und auf die Tatsache, dass jeder getötete Feind für die Dauer der Mission auf dem Boden liegen bleibt, alles ohne irgendwelche Framerateneinbrüche. Gerade eine flüssige Framerate stellt bei Shootern das A und O dar. Insomniac ist durch die Ratchet & Clank Games dafür bekannt, besonders einfallsreich zu sein was Schusswaffen angeht, und dies beweisen sie auch eindrucksvoll in Resistance.
Das Arsenal umfasst menschliche Waffen wie das Standard-MG, die Shotgun, das Sniper-Rifle oder einen Rocket-Launcher mit Zielsuchfunktion. Interessanter sind die Waffen der Chimera. Die "Bullseye" ist ein schnell feuerndes MG, mit welchem Gegner markiert werden können. Danach trifft jeder Schuss ins Schwarze, egal wohin ihr zielt. Eine andere Waffe lässt euch durch solide Materialien schiessen und einen Schutzschild erstellen. Insgesamt 14 Waffen stehen euch zur Verfügung, wobei 6 davon erst im zweiten Durchlauf der Kampagne freigeschalten werden. Jede Waffe hat eine primäre und eine sekundäre Funktion und vor allem die sekundären Funktionen machen eine Menge Laune und stellen beim Kampf gegen die Chimera ein unverzichtbares Element dar. Denn nur wer die Waffen und deren Funktionen richtig einsetzt, hat eine Chance auf Erfolg. Wer meint, er müsse à la Rambo in gegnerische Horden rennen, wird schon mal den Game Over Screen zu Gesicht bekommen.
Resistance ist entsprechend schwer und nichts für Anfänger. Schnelle Reflexe und eine hohe Zielgenauigkeit sind überlebenswichtig! Die meiste Zeit seid ihr alleine mit der Knarre im Anschlag unterwegs und ballert als Super-Soldat auf erstaunlich intelligente Gegner, die sich schon mal neu gruppieren oder taktisch geschickt die Stellung wechseln. Dann und wann nehmt ihr in einem Panzer, einem Chimera-Walker oder auch einem Jeep Platz und macht alles platt, was euch vor die Kanone(n) läuft. Im Jeep dürft oder müsst ihr sogar manchmal aussteigen, um Abschrankungen zu öffnen (erinnert ebenfalls an die Buggy-Sequenz aus Half-Life 2).
Die Fahrsequenzen lockern die Ego-Ballerei auf und wissen zu gefallen. Die Steuerung der Vehikel ist gelungen. Puzzles abseits der Schalter-Suche gibt es jedoch nicht. Die Singleplayer Kampagne sorgt für schweissige Hände und stellt an sich schon einen Systemseller dar (zumindest für alle Shooter-Freunde). Ihr dürft sie sogar kooperativ und im Splitscreen durchspielen. Das Tüpfelchen auf dem i ist allerdings der fantastische Online-Modus. Bis zu 40 (!) Spieler beharken sich auf einem guten Dutzend Online-Karten, und das alles ohne jeglichen Lag.
Die Online-Partien laufen stets flüssig, wie die Single-Player Kampagne. Acht verschiedene Spiel-Modi und Klan-Support für bis zu 200 Mitglieder runden das umfassende Online-Angebot ab. Lediglich die Spieleigene Buddy-List ist etwas umständlich. Warum man für private Matches nicht gleich die Playstation 3-Freundesliste verwenden kann ist rätselhaft. Die musikalische Untermalung und die Waffen-FX geben dem derben Actionbrei schliesslich den richtigen Pep und kommen via HDMI-Anschluss auch auf den TV-Lautsprechern glasklar rüber. Hier gibt es nichts zu meckern. So muss sich ein Ego-Shooter anhören.
Fazit:
Insomniac hat mit Resistance: Fall of Man meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern viel mehr übertroffen. Die Single-Player Kampagne weckte in mir wohlig warme Gefühle und - Sony mag es mir verzeihen - Erinnerungen an den Launch der XBOX mit Halo. Die Level-Architektur ist wirklich phenomenal und versetzte mich immer wieder ins Staunen. Die Wechsel von altbekannten, kriegsähnlichen Szenarien mit zerbombten Häusern und brennenden Autos, zu den hochhausgrossen Sci-Fi Bauten der Chimera mit all ihren high-tech Laboratorien und merkwürdigen Innen-Austattungen, ist einfach eindrücklich. Diese "What-the-Fuck"-Momente machen unglaublich Stimmung, von Anfang bis zum Schluss. Online ist Resistance ohnehin ein Knaller und steht mit 40 Spielern alleine auf weiter Flur. Ego-Shooter Fans müssen einfach zugreifen und alle die es noch werden wollen, haben mit Resistance einen guten Grund, wieder einmal in dieses Genre reinzuschnuppern. Ich bin auf jedenfall begeistert und freue mich jetzt schon auf einen unausweichlichen zweiten Teil!
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