Ethan Winters wird vom Schicksal nicht nur gebeutelt sondern regelrecht gefoltert. Nach den aufreibenden Ereignissen rund um die Psychopathen Sippe der Bakers aus Resident Evil 7, gönnt sich Ethan mit seiner Frau Mia und Baby Rose das wohlverdiente Familienleben in der rumänischen Pampa.
Die ersten Spielminuten gaukeln uns ein sorgloses Elternpaar vor, das sich liebevoll um ihr Neugeborenes kümmert. Als aber plötzlich Mia von einer Kugel getroffen zusammensackt, gleich darauf eine Horde vermummter SpecOps angeführt von Chris Redfield das Haus stürmt und Ethans Baby kurzerhand kidnappt, ist es endgültig vorbei mit der Familienidylle. Nach einem kurzen Blackout erwacht Ethan im namensgebenden verschneiten rumänischen Dörfchen.
Wie beim Vorgänger präsentiert sich das blutige Horror Adventure aus der Egoperspektive. Obwohl Ethan die Rolle des Hauptprotagonisten übernimmt, ist der eigentliche Star von Village Lady Dimitrescu. Beeindruckend ist nicht nur, dass das halbe Internet am Rad dreht und das Netz mit Memes zuballert, sondern auch ihre knapp 3 Meter Körpergrösse, die selbst Mister X wie einen Dorfburschen aussehen lässt. Wir wollen hier nicht zu viel über die Charaktere und Story spoilern, aber macht euch auf eine Freakshow par excellence gefasst.
Wer mit Resident Evil vertraut ist, kennt bereits das Standard Equipment. Mit einem schwachen Messer und einer standardmässigen 9mm geht es auf zur munteren Mutanten Hatz. Kaum erkunden wir auf eigene Faust die ersten paar Meter, ist es vorbei mit der Ruhe. Zombieartige Wesen mit Werwolf ähnlichen Zügen greifen uns ohne Vorwarnung an. Mit Mühe und Not schütteln wir die unerwünschte Lykanthropie ab und finden bald darauf eine Schrotflinte. Mit der erhöhten Firepower blasen wir mit Leichtigkeit ein halbes Dutzend Angreifer weg, und es könnte tagelang so weitergehen, hätte Capcom nicht wie gewohnt unsere Munition rationiert.
Zu Beginn ist jeder Schuss so wertvoll wie ein Medikit, denn sind unsere Patronen alle, hilft nur noch wildes Zustechen mit dem Jagdmesser. Kaum Effektiv, aber besser als nichts. Später erhöhen wir nicht nur unser Waffenarsenal um eine Magnum, Granatwerfer und Maschinenpistole, sondern schustern uns mit Gegenständen, die verstorbene Gegner hinterlassen, Munition, Heiltränke und Bomben und verbessern die Schadenswerte unserer Ballermänner mit seltenen Upgrade-Items.
Zum Ausgleich zum Action lastigen Part, gibt's genreüblich ein Masse an mehr oder weniger kniffligen Rätseln, im typischen Resident Evil Stil. Mal sucht ihr nach ein paar Sicherungen, mal stöbert ihr einen Code auf oder arrangiert Statuen in die richtige Position, um eine Geheimtür freizuschalten. Trotz der unwirtlichen Gegend und Massen an mutierten Unholden, versorgt euch der Duke, ein fahrender Händler mit gesundem Appetit, regelmässig mit ausgesuchten Spezialitäten (Knarren, Upgrades, Hilfsmittel) aus seiner Dealer-Kutsche. Natürlich nur gegen Bares, welches ihr von erledigten Widersachern stibitzt oder durch den Verkauf erbeuteter Schätze erhaltet.
Apropos Spezialitäten, In der zweiten Hälfte von Village bietet euch der Duke leckere Gerichte an, die bei Verzehr einen permanenten Buff wie bessere Verteidigung, mehr Schaden, etc. versorgen. Die Zutaten müsst ihr aber zuerst erlegen. Trefft ihr auf ein Huhn, Schwein oder Fisch, reichen ein paar Kugeln und die gewünschte Essensbeilage ist in eurem Inventar. Das alles ist freilich rein optional. Nach dem ersten 10 bis 12 Stunden Durchmarsch schaltet ihr neben neuen Waffen, wie das vernichtende Karambit Messer, auch den legendären Mercenaries Mode frei. In 8 verschiedenen Schauplätzen erledigt in jeweils 3 unterschiedlichen Abschnitten heran stürmende Gegnerwellen und schraubt mit Abschuss Combos und Highscore in die Höhe. Der Duke unterstützt euch jeweils zwischen den einzelnen Herausforderungen - gegen einen kleinen Obolus für seine Rentenkasse versteht sich - mit allerlei Waffen, Upgrades und nützlichen Items. Wer die knüppelharten Challenges mit SS meistert, schaltet die ultimative Nahkampfwaffe frei. Lasst euch überraschen!
Capcom hat zwar noch keine DLC-Pläne bekannt gegeben, wir vermuten aber, dass in den kommenden Monaten zusätzliche Inhalte folgen werden.
Fazit:
Resident Evil ist Popcorn-Horror vom Feinsten. Trotz der hanebüchenen Story (ich habe nichts anderes erwartet), zeigt Capcom einmal wieder, warum sie zurecht das Feld im Action Horror Genre anführt. Die visuelle Präsentation ist schlichtweg der Wahnsinn. Dabei stellt sich mir die Frage, ob man mehr Zeit in Detailgenauigkeit oder die gesamte Architektur der einzelnen Areale investiert hat. Wie auch immer, das Ergebnis darf sich ohne Scham Next Gen schimpfen. Schon das erste Mal, wo man mit einer kurzen Panorama Einblendung das Dorf betritt, wird man von der Grafikpracht regelrecht weggeblasen. Vom Schloss rede ich hier noch gar nicht, Wahnsinn! Wenn dies der Anfang dieser Generation darstellt, dann möchte ich nicht wissen, was uns grafisch am Ende des Zyklus erwarten wird. Auch wenn ich persönlich die 3rd Person-Perspektive vorziehe, steuert sich Ethan und Co. ohne Makel. OK, es gibt ein paar seltene Momente, wo ich irgendwo von drei Gegnern eingekeilt werde und vor lauter Hektik nichts treffe. Das Gunplay ist sozusagen unverändert zum Vorgänger, wobei hier ein bisschen mehr Fokus aufs Ballern gelegt wurde. Es ist wirklich schwer bei Resident Evil 8 "Village" irgendwas gross zu bemängeln. Atmosphäre top, Bosskämpfe geil, eine Runde Sache und trotz intensiver Suche keine Bugs! Die Spielzeit hätte ein wenig länger sein dürfen, der Standard Schwierigkeitsgrad weniger Spaziergang und dass ein VR Mode fehlt ist ein kleiner Dämpfer, nachdem ich den siebten Teil komplett auf de PSVR durchgenudelt habe. Aber eigentlich gibt es hier absolut nichts zu meckern. Und für diejenigen, die wieder rufen: "...aber das ist aber gar kein Resident Evil mehr mit Vampiren und Werwölfen!", sollten vielleicht einmal die Nostalgie Brille beiseite legen, den Stock aus dem Hintern ziehen und sich diese wahnwitzige Achterbahn inklusive Mercenary Mode gönnen.
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