Der Klassiker des Horrors zeigt sich im Jahr 2019 von seiner besten Seite. 1998 erstmals auf der Playstation erschienen, versucht uns Capcom nach knapp 20 Jahren erneut das Gruseln zu lehren. Schon damals zählte es zu einem absoluten Muss und ich kann mich nur allzu gut an erschreckende Stunden vor dem Fernseher erinnern. Kann das "Remake" in die Fussstapfen des Originals treten?
Wie beim Original befasst sich RE2 mit zwei parallelen Stories. Entweder man beginnt mit Leon Scott Kennedy, einem amerikanischen Federal Agent oder Claire Redfield, eine Menschenrechtsaktivistin von TerraSave. Für das folgende Review haben wir die Story von Leon Scott Kennedy gewählt.
Nach der Installation des Spiels haben wir gleich ein erstes Flashback. Wir erinnern uns an die dunklen, gruseligen Stunden des Vorgängers und es fällt schon zu Beginn etwas auf: Da kommt etwas Grossartiges auf uns zu! Nach dem ansprechenden Intro mit top Grafik schlüpfen wir in die Haut von Leon. Wir halten an einer Tankstelle an und erkunden die Umgebung, nur mit Pistole und Taschenlampe bewaffnet. Die vielen Details, die wirklich unheimliche Atmosphäre... unglaublich gut umgesetzt ist das alles. Nach und nach erfahren wir mehr über die Geschichte und erreichen schliesslich den berühmten Ort Raccoon City und dessen Polizeirevier. Jetzt fängt der Spass erst richtig an.
Die Steuerung ist Fluch und Segen zugleich. Wir fühlen uns anfänglich unglaublich unsicher und extrem einsam. Die Ressourcenknappheit, das erschwerte Zielen und die geringen Speichermöglichkeiten schaffen eine gnadenlos dichte, beängstigende Atmosphäre. Sensationell! Jeden einzelnen Schuss, jedes Heilkraut muss man sich im wahrsten Sinne des Wortes verdienen. Aufleveln? Fehlanzeige. Die einzige Möglichkeit, wie wir Leon besser gegen die Horden von Untoten wappnen können sind Waffenverbesserungen. Bekannterweise sind diese zwingend notwendig. Die Zombies sind sehr schwer zu treffen und es lohnt sich nicht immer, Kugeln zu verschwenden.
Die Frage: "Was lauert hinter der nächsten Ecke" haben wir stets im Hinterkopf. Wir stellen fest, dass wir auf uns allein gestellt sind in einem Labyrinth voller Zombies, mutierten Lickers und einem schier unbesiegbaren Gegner Namens "Mister X". Die herrlich-gruselig animierten Gegner kommen schwankend auf uns zu, dass man nur schwer einschätzen kann, wo wir sie am besten treffen können. Nicht selten entweicht der Spruch "Verdammt, verfehlt!" aus dem Mund und wir nerven uns regelrecht über die Munitionsverschwendung. Bei Lickern ist besondere Vorsicht geboten. Sie sehen vielleicht nichts, hören aber dafür umso besser. Schleichen ist angesagt. Bis hierhin verdient sich Resident Evil 2 bereits das Attribut "Sehr gut", doch ein spezieller Faktor katapultiert das Spiel in höhere Sphären. Die Musik und die wahnsinnig gute Geräuschkulisse. Bevor man die Gegner sieht, hört man sie erst einmal und das absolut räumlich (gute Kopfhörer vorausgesetzt). Das sorgt regelmässig für Gänsehautmomente.
Das Spielprinzip ist dem Original treu geblieben. Nach dem Motto "Hide and Seek" müssen wir uns darauf konzentrieren, Ressourcen mit Verstand einzusetzen und Rätsel zu lösen, um aus diesem verfluchten Ort zu entkommen. Während der Story treffen wir auf andere, bekannte Charaktere. Claire Redfield, mit der man die Story parallel beschreiten kann, ein verletzter Polizist Namens Marvin, die rätselhafte Ada Wong, Annette Birkin und ein paar mehr. Im Verlauf des Spiels schlüpfen wir zusätzlich kurz in die Haut von Ada Wong und einem anderen Charakter. Und dann ändert sich auch das Gameplay für kurze Zeit.
Mit welchen Attributen müssen wir unseren Helden ausstatten? Munition ist wichtig. Diese finden wir verstreuten in Ecken oder Leon stellt sie anhand von gefundenem Schiesspulver selbst her. Wie beim Original sind rote, grüne und blaue Pflanzen überlebenswichtig. Wir kombinieren diese zu verschiedenen Heilsubstanzen und verstauen sie in unserer Tasche. Zumal die Tasche bekanntermassen ein richtig gemeiner Aspekt des Spiels darstellt, im Hinblick auf ihre Grösse. Man findet allerlei Elektrogeräte, Schlüssel, Drehscheiben und weiteren Krimskrams, den wir für die Lösungen der Rätsel benötigen. Jedoch passen diese oft nicht in die Tasche. An jedem Speicherpunkt gibt es glücklicherweise eine "magische Inventartruhe", in die man Dinge verstaut, die man anderorts dann wieder herausholen kann.
Schreiten wir im Spiel voran und entdecken ein neues Rätsel erinnern wir uns oft, dass wir das gerade benötigteTeil gerade erst in die Inventarbox gelegt haben und somit nicht mit uns führen. Also wieder zurück zum letzten Save-Room und das Ding abholen. Ein weiterer Aspekt der uns sehr geholfen hat ist die Karte, die Leon bei sich trägt. Wir durchsuchen allerlei Räume, die auf der Karte noch rot markiert sind. Haben wir den Raum vollständig durchsucht, sprich alle Habseligkeiten eingesammelt und Rätsel gelöst, ändert die Farbe des Raumes zu Blau. Dank diesem Hilfsmittel bewahren wir den Überblick, wo noch etwas zu holen sein könnte und wo nicht.
Der Umfang des Spiels ist ungefähr doppelt so gross wie bei der Version aus dem Jahre 1998. Nach Beenden des ersten Story-Strangs darf man die zweite Hauptgeschichte angehen. Danach öffnen sich die "2nd Run"-Geschichten, die zwei weitere Durchgänge mit veränderten Rätseln und Gegnern zulassen. Erst wer mindestens eine dieser 2nd Run-Stories beendet, bekommt das richtige Ende von Resident Evil 2 zu sehen. Damit aber nicht genug, denn wer auch diese beiden Stories durch hat, bekommt zwei weitere, besonderes schwere Bonus-Missionen: Hurk und Tofu; Da ist richtig "Fleisch am Knochen".
Fazit:
Schon zu Beginn des Spiels überzeugt Resident Evil 2 auf ganzer Linie. Kurz nach der ersten Szene zaubert es bereits ein nostalgisches Lächeln übers Gesicht und wir reflektieren; wir sind wieder in unserer Kindheit angekommen! Die Grafik, die gruselige Atmosphäre und das Gameplay haben viele Neuerungen und Verbesserungen erfahren, so dass wir das Licht beim Spielen oft anlassen mussten. Die Kombination aus "Hide and Seek", Ressourcen-Knappheit, kniffligen Rätseln und neuer Technik machen RE2 um einiges besser als die Original-Version. RE2 braucht kein RPG-System, keine Skill-Trees, es holt auch so locker das Optimum an Spielspass heraus, gerade dank seiner Einfachheit. Capcom hat es gleichermassen verstanden, wie man ein Kult-Spiel einer neueren Generation schmackhaft machen und gleichzeitig alte Hasen erneut begeistern kann. Daraus ergibt sich nur ein finaler Satz: "So muss ein Remake sein!"
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