Nachdem Callisto Protocol nicht den erhofften Erfolg gebracht hatte, entschied sich Striking Distance Studios zur Kehrtwende. Statt 3D-Survival Horror steht heute ein Roguelike à la Hades auf dem Plan.
Auch wenn Redacted nicht direkt mit Callisto Protocol in Verbindung steht, spielen beide Titel im gleichen Universum. Das Black Iron Prison, ein Hochsicherheitsgefängnis als Raumstation getarnt, wurde von einem ausserirdischen Virus infiziert. Es herrscht blankes Chaos. Die Insassen haben sich in eklige Aliens verwandelt und kurzerhand die Station übernommen. Die Schlacht entscheidet sich zugunsten der Angreifer und unsere einzige Überlebenschance als futuristischer Gefängniswärter bestehen in der Flucht zur letzten Rettungskapsel.
Im Personalraum werden wir von einer Computerstimme aus dem Off informiert, dass wir uns unverzüglich ein paar Waffen schnappen und zügig zum Savepod bewegen sollen. Es gibt insgesamt vier unterschiedlichen Ebenen zu durchqueren, die durch unterschiedliche Abschnitte verbunden sind. Zu Beginn starten wir mit einem handelsüblichen Säbel und einer simplen Pistole. Aus der isometrischen Perspektive durchlöchern wir Space Zombies und andere eklige Mutationen, während wir mit einem rasanten Dash gekonnt ausweichen. Mit dem linken Analog-Stick lenken wir unseren Wachmann gekonnt durch die monsterverseuchten Korridore, mit dem Rechten wird gezielt und RT die Feuerwaffe abgeschossen. Als zusätzliche Nahkampf Option zur Schlagwaffe nutzen wir einen heftigen Tritt, um im besten Falle den Gegner über die Brüstung zu kicken. Werden wir wieder einmal von mehreren Space Zombies in die Ecke getrieben, verschaffen wir uns mit einem Schallblaster eine kurze Verschnaufpause und schieben die gesamte Meute um ein paar Meter zurück. Die Kamera bleibt dabei starr und lässt sich nicht steuern.
Haben wir jeweils einen Raum von Feinden gesäubert, stehen uns unterschiedliche Wege zur Auswahl, die mit verschiedenen Symbolen über deren Türen markiert sind. Je nach Wahl winken als Belohnung Währungseinheiten oder Waffenupgrades. Wir legen z.B. Aktenordner, Elektrochips und Schlüsselfragmente zur Seite, um diese beim nächsten Run in bessere Items zu investieren. Im Waffensektor verhält es sich genauso wie bei Hades. Aus jeweils drei Vorschlägen entscheiden wir uns für den optimalen Skill. Unsere Klinge wird schneller und verteilt mehr Schaden, unsere Wumme verfügt über zusätzliche Munition vor der Nachladeanimation oder wir hinterlassen nach jedem Dash eine kleine Granate, die Verfolgern zusätzlich anheizt.
Ein paar Räume und Upgrades weiter stossen wir auf den ersten Boss, der uns gleich einmal in Kleinholz verwandelt. Interessanterweise wird unser Held nach dem Ableben nicht wiederbelebt, sondern ein brandneuer Gefängniswärter losgeschickt. Erneut im Personalraum angekommen, entdecken wir unterschiedliche Terminals. Hier dürfen wir uns mit neuen Geräten, Skills und Anzügen eindecken. Zu den Maschinengewehren, Granatwerfern, Laserbeamern, Doppel-Pistolen gesellen sich zu messerscharfen Dolche, Elektroschocker, Peitschen oder Megahammer. Wir dürfen aber jeweils nur einen Hieb- und eine Schusswaffe einstecken. Um unsere Runs erträglicher zu gestalten, legen wir uns im Skill Terminal mehr Lebenspunkte zu, erhöhen für die ersten 10 Sekunden in jedem Raum unseren Schaden oder starten bereits mit ein paar Credits, um in den selten Ingame Terminals Health Potions und Waffenupgrade aufzukaufen. Als letztes widmen wir uns den verschiedenen Anzügen. Im Kleiderschrank schalten wir nicht nur verschiedene Farben frei, sondern kriegen zusätzlich ein paar Extra-Buffs obendrauf. Mal ist unser Kleid besser geschützt vor Feuer Angriffen, verpasst uns Bonus HPs oder wir erhöhen die Gewinnausschüttung der Belohnungen.
Das würde ja alles schön und gut klingen, wenn die ganze Sache nicht einen kleinen Haken hätte. Denn ihr seid nicht allein unterwegs zur Rettungskapsel. Rivalen wollen euch den letzten Platz streitig machen. Während des Runs erkennen wir auf einer Leiste, wie weit jeweils drei unserer Kontrahenten vorgestossen sind. Nicht nur müssen wir die gegnerischen Überlebenden aufhalten, bevor sie uns zuvorkommen, sondern sicherstellen, dass keiner als Zeuge übrigbleibt. Es gibt nun zwei Möglichkeiten. Entweder preschen wir so schnell wie möglich durch die Ebenen und fordern sie bei Aufeinandertreffen zum direkten Duell heraus oder wir nutzen die Störfunktion. Während wir uns durch die Raumstation ackern, füllt sich kontinuierlich ein Meter. Sobald dieser voll ist, verpassen wir durch eine kurze Tastenkombination entweder Extraschaden, halten den Flüchtigen für einen bestimmte Zeitlang auf oder machen ihn anfälliger für gegnerische Angriffe.
Wer geschickt reagiert, bekommt durchaus die Möglichkeit mindestens zwei Rivalen ohne Kampf zu besiegen, damit ihr am Ende nach dem Endboss nur noch einen aus den Latschen hauen müsst. Aber aufgepasst, erreicht ein Rivale die Rettungskapsel vor euch, beginnt ein 5 Minuten Timer zu ticken. Schafft ihr es nicht in dieser Zeit den Kontrahenten zu erreichen, gilt dies als automatisches Game Over. Bis zu den Credits benötigten wir 61 Runs, was etwa einer Nettospielzeit von 10 Stunden entspricht. Nach dem ersten Durchlauf dürfen wir Parameter wie Permadeath mit 1HP, die Aggressivität der Gegner oder die Belohnungs-Frequenz individuell anpassen, um den Schwierigkeitsgrad nochmals nach oben zu schrauben.
Fazit:
“Ja gut, wenn unsere Dead Space-Variante keinen Erfolg bringt, dann versuchen wir es halt mit einer Hades-Kopie", so oder ähnlich stelle ich mir den Pitch für Redacted vor. Denn Striking Distance Studios Roguelike bedient sich schon beinahe schamlos am Gerüst von Supergiant Games' Megahit. Aber wie so oft gilt: Besser gut kopiert als schlecht selbst gemacht. Redacted benötigt ein paar Runden Einspielphase, bis das gesamte Spielsystem klickt. Zuerst war ich mit den Rivalen heillos überfordert und verfluchte die Mechanik, da ich bereits alle Hände voll hatte mit den normalen Gegnern, den Bossen und dem gnadenlosen Schwierigkeitsgrad. Nach ein paar Upgrades und Waffenwechsel entspannte sich dann die Lage, auch wenn das etwas starre und sehr kostenintensive Aufleveln und der damit verbundene Grind etwas an der Motivation kratzte. Wie es bei prozedural generierten Welten der Fall ist, entscheidet auch ein wenig Glück über den Erfolg. Bekomme ich hilfreiche Upgrades, die sich gut kombinieren lassen, fein. Wenn nicht, dann fördert das nach einigen Runs den altbekannten Roguelike-Frust. Redacted spielt sich trotzdem sehr flott, technisch auf einwandfreiem Niveau. Weniger überzeugend war das Kampfsystem. Ich habe mich eigentlich nur auf die Wumme und Klinge konzentriert. Sachen wie Rushkicks, Dashslides oder die Schallwaffe habe ich nur selten bis nie benutzt, da deren Effektivität im Vergleich zu Hauptwaffen in keiner Weise gerecht wird. Im Gegensatz hätte ein Quick Reload nicht geschadet. Die Boss Begegnungen sind interessant genug, auch wenn ich auf die nervigen Mini-Gegner, die stets dazwischen grätschen, hätte verzichten können. So gesehen ist Redacted ein solides Roguelike für den Genre Fan.
Redacted ist digital für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S erschienen. Wir haben uns das Spiel auf der PS5 angesehen. Das Test-Muster stammt von KRAFTON Inc., wofür wir uns herzlich bedanken.
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