Ein Spiel das die Massen spaltet. Für die Einen die Ego-Shooter Offenbarung für Wii, für die Anderen ein einfallsloser Shooter mehr. Als die Wii in den USA veröffentlich worden ist, zeriss die Fachpresse Red Steel als nervösen, schlecht aussehenden 08/15 Egoshooter ohne Tiefgang. Jetzt können wir euch sagen, ob diese Aussagen zutreffen.
Die Story vom Spiel ist eher belanglos, dennoch hier kurz eine Zusammenfassung: Ihr spielt die Rolle vom schweigsamen Scott, einem Amerikaner, der seine japanische Freundin heiraten will. Ihr Vater hat Beziehungen zur japanischen Mafia, der Yakuza. Zufälligerweise wird sie durch genau diese entführt und sie wollen als Tausch das sagenumwobene "Katana Giri", welches nur der Vater der Freundin besitzt. Der Vater beauftragt euch jetzt mit diesem Katana Giri für Recht und Ordnung zu sorgen und seine Tochter aus den Fängen der Yakuza zu retten.
Das Spiel führt euch zuerst durch ein paar Orte in Amerika, bis ihr im späteren Spielverlauf Tokio unsicher macht. Die Story wird vor und nach jedem Level in Max Payne-artigen Standbildern mit Sprachausgabe erzählt. Sie sind alle recht banal und lassen sich leider nicht überspringen. Ärgerlich, denn so ist man immer gezwungen die Szene nochmals zu schauen, wenn man einen vorderen Checkpoint beim Ableben erneut laden muss. Red Steel spielt man mit dem Nunchuk und der Wiimote.
Während man mit dem Nunchuk herumläuft, in Deckung geht, hüpft und durch schütteln Türen aufmacht oder die Waffe nachlädt, steuert man mit der Wiimote die Sicht bzw. das Fadenkreuz. Wenn ihr also die Wiimote nach oben, links, rechts oder unten bewegt, wird das auch im Spiel so umgesetzt. Um also eine 360 Grad Drehung zu vollführen, haltet ihr die Wiimote ganz nach rechts oder links und die Sicht wird dementsprechend gedreht. Ebenfalls könnt ihr durch Abdrehen der Wiimote eure Waffe „Gangster-Style" halten. Sieht zwar stylisch aus, bringt aber letztendlich nichts. Es bedarf gut und gerne 60 Minuten, wenn nicht sogar mehr, bis man das ganze Steuerung-System in Petto hat. Danach lenkt man den Charakter recht präzise durch die Gegend. Das Problem ist aber, dass eure Bewegungen extrem nervös übertragen werden. Wenn ihr in ein wildes Feuergefecht verwickelt seid, wird die Steuerung eher zum Hindernis anstatt zur Hilfe. Im Hauptmenü lässt sich zwar die Sensitivität in 3 Stufen regulieren, eine zufriedenstellende Einstellung findet man aber nicht wirklich.
Die Levels überraschen durch viele guten Ideen. Mal seid ihr in einer Autowaschanlage unterwegs, macht ein japanisches Dampf-Bad unsicher, besucht einen Autotuningshop oder sorgt für Ordnung in einem Spielviertel. Das Ziel ist immer das gleiche. Finde den Weg zum Ausgang und ballere alles ab, was dir vor die Flinte kommt. Da die Abschnitte recht lang sind, wird häufig nachgeladen und mittels Checkpoints gespeichert. Leider ist jedes Level extrem linear aufgebaut. Es gibt meistens nur einen Weg zum Ziel. Während des Spiels steht euch ein reichhaltiges Waffenarsenal zur Verfügung. Von kleinen Handfeuerwaffen bis zu automatischen Waffen dürft ihr alles benützen. Etwas besonderes wurde mit den Handgranaten geschaffen: Wählt sie aus und ihr könnt sie, je nachdem wie stark ihr den Nunchuk schüttelt, mehr oder weniger weit werfen. Was Red Steel so speziell macht, sind die häufig auftretenden Schwertkampfeinlagen.
Gleich zu Beginn werdet ihr in die Kunst des Katanaschwingens eingeführt. Das Prinzip ist furchtbar simpel. Mit der Wiimote könnt ihr das Katana schwingen. Eure Bewegungen werden auf dem Bildschirm mit ca. 1 Sekunde Verzögerung ausgeführt. Mit dem Nunchuk könnt ihr Gegnerische Schwertangriffe abwehren in und mit dem Analog Stick den Gegner umkreisen. In den Kämpfen geht es immer um Ehre. Es ist also nicht möglich einfach feige die Knarre zu zücken. Ihr müsst jeden Schwertkampf mit eurem Katana bestreiten. Wenn ihr gewonnen habt, steht euch frei das Opfer zu töten oder am leben zu lassen, wobei letztere Variante euch mehr Respekt-Punkte verschafft. Mehr dazu gleich. Das grosse Problem an den Schwerkämpfen ist, dass sie ziemlich schnell in ein wildes Gefuchtel ausarten, da die Abfrage nicht genau stimmt oder einfach verzögert ist.
Die Idee des Schwertkampfes ist an sich wirklich Lobenswert, die Umsetzung aber noch stark verbesserungswürdig. Zu den Respekt-Punkten: Ihr habt Möglichkeit im Dojo des Vaters eure Respekt-Punkte gegen neue Moves einzutauschen. Die Umsetzung dieser Moves während der Kämpfe funktioniert aber dank obiger Probleme eher schlecht als recht. Obwohl das Spiel relativ erwachsen daher kommt und ihr Waffen und Katanas gebraucht, werdet ihr während des gesamten Spiels keinen Tropfen Blut sehen. Die KI der gegnerischen Yakuza ist je nach Level und Situation unterschiedlich. Mal gehen sie zügig in Deckung und ballern intensiv auf euch. Es passiert aber auch vielfach, dass sie einfach nur dumm vor euch stehen und euch nicht mal registrieren. Das Spiel ist voll solcher Gegensätze. Es hat viele gute Ideen aber leider wurde bei der Durchführung geschlampt. Daher ist auch der Schwierigkeitsgrad sehr variabel. Im grossen und ganzen ist es aber eher leicht, sofern man die Steuerung intus hat.
Die grafische Seite von Red Steel ist auch so eine Sache. Die ersten paar Levels sind wirklich unschön. Extrem hässliche, verwaschene Texturen, Detailarmut und viele heftige Ruckler schmerzen euren Augen. Auch die Charaktere sehen kantig aus, bieten keine Gesichtsanimationen oder gar Lippensynchronität und haben, warum auch immer, alle eine Art weisse Aura um sich. Im späteren Verlauf werden die Levels aber ein bisschen ansprechender und überzeugen durch ihre Atmosphäre. Der Garten im Dojo ist z.B. wunderschön gelungen und bietet Spiegeleffekte und schöne Texturen. Das Spiel sieht aber vieler Orts unfertig und "alt" aus. Gelungen sind die Explosionseffekte. Da ihr sehr viel in den Levels zerstören könnt, werdet ihr häufig Explosionen sehen, welche sehr schön und eindrücklich dargestellt wurden. Das ganze Spiel lässt sich auch in 480p Auflösung spielen. Grafisch besser wirkt es aber deswegen nicht.
Beim Sound wurde ein Mix aus treibender Action-Movie- Musik, atomsphärischen Klängen und J-Pop geschaffen. Während ihr in den Levels herum läuft, hört ihr meistens einen ruhigen Soundtrack, welcher sich dezent im Hintergrund hält. Trefft ihr auf Gegner, wird auf J-Pop umgeschalten. Komischerweise passt das aber hervorragend ins Spielkonzept und fällt überhaupt nicht störend auf. Mit der Wiimote wurden auch diverse Soundeffekte verwirklicht. Lädt ihr z.B. nach, hört ihr das „tschuck, tschuck“ durch den kleinen Lautsprecher. Passt gut und vermittelt ein gutes mitten drin Gefühl. Die englische Sprachausgabe während der Zwischensequenzen hat aber richtiggehendes Trash Niveau. Völlig Emotionslos werden die häufig sehr konfusen und langen Sätze heruntergelabert. Bei der Menge an Sprachausgabe im Spiel sehr ärgerlich.
Für die Story-Kampagne werdet ihr gut 8-12 Stunden brauchen. Danach habt ihr noch die Möglichkeit euch mit bis zu 4 Spielern per Split-Screen zu duellieren. Da Red Steel keinen Onlinesupport bietet, müsst ihr einen ziemlich grossen Fernseher haben, um überhaupt was zu erkennen. Auch grafische Abstriche müsst ihr im Multiplayer-Modus in Kauf nehmen.
Fazit:
Red Steel ist leider nicht der erhoffte Knüller geworden, den wir alle gerne gesehen hätten. Das Spiel hätte viel Potential gehabt, verschenkt es aber fahrlässig mit vielen Bugs und der verkorksten Steuerung. Aber für einen der ersten Ego-Shooter für Wii, macht es nicht alles schlecht. Die Levels sind interessant gestaltet, mit vielen zerstörbaren Gegenständen. Auch die extrem häufigen Schwertkämpfe sind eine super Idee, nerven und frusten aber wegen der Ungenauigkeit und dem daraus resultierendem Gefuchtle. Das Spiel ist halt einfach eine Hass-Liebe. Entweder man mag es oder wirft es in die Tonne. Ubisoft hat übrigens schon den Nachfolger angekündigt. Warten wir also mal ab, was da noch verbessert wird.
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