Die E3 2015, Microsoft präsentiert uns ein neues Exklusivspiel von Keiji Inafune (Mega Man, Onimusha) und den Machern von Metroid Prime für Xbox One. ReCore sorgte darum seinerzeit für Begeisterungsstürme und schürte grosse Hoffnungen, so auch unsere. Ob das finale Produkte dem Hype gerecht wird lest ihr hier.
ReCore - eine Mix aus Action-Adventure, Jump-n-Run und Puzzle-Spiel - startet durchaus vielversprechend. Die herzergreifende Geschichte rund um Joule und Ihren Roboter-Hund 'Mack' fasziniert und motiviert gleichermassen. Man erkundet die Wüstenlandschaft von 'Far Eden', sammelt Audio-Aufnahmen und lernt die ersten Mechaniken des Spiels wie z.B. das Crafting oder die verschiedenen Schussvarianten kennen. Im Verlauf des Spieles erhalten wir zusätzliche Corebots mit neuen Fähigkeiten sowie verschiedenfarbige Munitionstypen. Allesamt bieten entsprechende Vor- oder Nachteile gegenüber bestimmten Gegnertypen.
Die Kämpfe setzen entsprechend auf eine geschickte Kombination dieser Möglichkeiten. Je nach Farbe der Gegner müssen wir z.B. einem Roboter mit der roten Munition beikommen, und dann blitzschnell auf die blaue wechseln und das Feuer auf eine riesige Spinne konzentrieren. Gleichzeitig bekämpft unser gelber Corebot ebenfalls eine Handvoll Gegner. Ein spassiges, wenn auch nicht neues Konzept. Dann sammeln wir Schrott und andere Ressourcen, verbessern damit unsere Ausrüstung oder die des KI-Begleiters, was uns neue Wege in bekannten Arealen eröffnet. Wir bestaunen das Design der schroffen Welt und ihrer Bewohner. Die Präsentation ist äusserst hübsch. Kurz gesagt; die ersten ein-bis-zwei Stunden sind genial und hochmotivierend, doch dann beginnt der Lack zu bröckeln und ReCore zeigt seine unschönen Seiten.
Zum Einen kämpft das Spiel mit extrem langen Ladezeiten, die bei jedem Szenen-Wechsel, beim Besuch jeder Station und natürlich beim Bildschirmtod auf euch warten. ReCore ist kein Open-World Spiel, vielmehr besteht es aus einem grossen, offenen Hub-Bereich und vielen einzelnen Leveln, die wir aus dieser Oberwelt heraus besuchen können. Neu entdeckte Gebiete erschliessen sich, wenn man dem Hauptquest folgt. Viele Bereiche sind zu Beginn nicht zu erreichen und verlangen von euch, dass ihr euren KI-Roboter (oder euch selbst) auflevelt. Dass es zu häufigen Ladebildschirmen kommt ist bei diesem Spielaufbau nur logisch. Umso ärgerlicher, dass sie so dermassen lange (bis zu 60 Sekunden) sein müssen. Zum Anderen zehren die sich die ständig wiederholenden Abläufe (und in der zweiten Hälfte des Spiels das häufige Backtracking) an der Motivation.
Den Grossteil des Spiels verbringen wir mit schnellen Ballereien, die dank des arcadigen Spielgefühls stark an Mega Man und/oder Metroid Titel erinnern. Das zweite grosse Spielelement stellen die Jump-n-Run Abschnitte dar. Fast im sekundentakt weichen wir hier durch gezielte und gut koordinierte Sprünge Laserfallen aus oder hüpfen von einer kleinen Plattform zu nächsten. Obwohl das alles sehr schweisstreibend ist macht ReCore gerade hier alles richtig, nicht zuletzt dank der äusserst präzisen Steuerung. Das dritte Spielelement ist das Erkunden und Puzzeln. Hier zeigt sich vor allem die Laufgeschwindigkeit von Joules als spielflusshemmend. Die Gute ist in den teilweise riesigen Umgebungen einfach viel zu langsam unterwegs. ReCore bietet auch Herausforderungen, die quasi Nebenquests darstellen. Hier versuchen wir unter Zeitdruck Rätsel und Sprung-Hindernisse zu meistern um Belohnungen, in Form von neuer Ausrüstung abzustauben. Mit Zeitstress im Nacken - und in hektischen Situationen - ist ausserdem die vielfach ungünstige Kameraführung einer eurer grössten Gegner.
Ihr seht, es gibt hier viel zu meckern, was wirklich sehr schade ist, denn eigentlich sieht ReCore wirklich gut aus und überzeugt mit einer in sich stimmigen, durchaus detailreichen Spielewelt. Abwechslung bietet der Titel allerdings kaum: Die riesigen Sand-Areale und immergleichen Höhlen und Anlagen wiederholen sich leider viel zu oft.
Fazit:
ReCore hat so viel Potential, entpuppt sich dann aber leider nur als ziemlich durchschnittlicher Platformer mit arg repetitivem Gameplay und absurd langen Ladezeiten. Grafik- und Performance sind nicht auf der Höhe der Zeit, und selbst auf hochgezüchteten PCs kommt es ab und an zu starken Rucklern (wir haben das Spiel auf der XBox One, wie auch auch auf einem brandneuen Gaming-PC mit GTX 1080-Power dank Xbox Play Anywhere gespielt und getestet). Das alles legt den Verdacht nahe, dass ReCore viel zu früh veröffentlicht wurde, zusätzliche Entwicklungszeit aber nicht genehmigt wurde. Das ist äusserst schade, denn das Spiel hat sehr viel Scharm und man merkt auch, dass hier viel Herzblut und Liebe drin stecken. Da ReCore aber kein Vollpreistitel und für unter 40.- Franken zu haben ist, werden genügsame Spieler wohl das eine oder andere Auge zudrücken. Und dies sollte man auch tun, denn ReCore ist nicht schlecht, auch wenn es so viel mehr hätte sein können.
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