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AutorenbildSascha Böhme

The(G)net Review: Rainbow Six Extraction

Ubisoft hat in den letzten Jahren immer recht spät und erfolglos versucht, auf bereits rollende Hype-Trains aufzuspringen. Die Misserfolge von Starlink: Battle for Atlas und Hyper Scape sind gute Beispiele dafür. Mit Rainbow Six Extraction soll sich das ändern, denn das orientiert sich mit seinem missionsbasierten PvE Modus eher am kommenden Overwatch 2.


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Rainbow Six Extraction ist ein kurioser Auswuchs, der so überhaupt nicht ins Tom Clancy Universum passen will. Die Handlung hingegen - erzählt durch kurze CGI-Clips und gefundene Notizen - gestaltet sich eher konventionell: Während des Kalten Krieges gelang es der UdSSR, Menschen auf den Mond zu schicken, wo die Astronauten einen Parasiten namens Chimera fanden. Jahrzehnte später, am sogenannten "Outbreak-Day", stürzt ein sowjetisches Raumschiff in New Mexico ab und bringt die ausserirdische Bedrohung auf die Erde. Eine Organisation namens REACT versucht nun Mittel zur Bekämpfung der Chimera-Infektion zu finden. Spezialisten-Teams werden in Quarantänezonen geschickt, in denen es von humanoiden Monstern, den so genannten Archaeen, nur so wimmelt.


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Die Aufgabe der REACT-Crew klingt simpel. Maximal drei Rainbow Six-Agenten betreten eine Zone, um eine Reihe von Aufgaben zu erfüllen, bevor sie evakuiert werden. Missionen können jederzeit abgebrochen werden, sollte etwas schief gehen. Nachdem eines der jeweils drei Missionsziele erfüllt ist, geht's durch eine Luftschleuse zum nächsten Level-Abschnitt und -Ziel. Die Lage der Schleusen, die Aufgabenstellung und die Positionen der Gegner werden dabei jedes mal zufällig zusammengewürfelt.


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Verschiedene Arten von Archaeen patrouillieren durch die Levels oder halten "Winterschlaf", bis sie ein verdächtiges Geräusch hören und alarmiert werden. Mit Stealth zu operieren wird empfohlen und zahlt sich aus, nicht nur, weil die Missionen einfacher werden, sondern weil auch mehr Erfahrungspunkte dabei rausspringen. Wenn ein Alarm ausgelöst wird, werden die Nester aktiv und produzieren unaufhörlich Archaeen. Nur schon deshalb ist es wichtig, möglichst ungesehen durch die Level zu schleichen.


Spieler haben die Wahl zwischen 18 Agenten, die alle über ihre eigenen Waffen und einzigartigen Fähigkeiten verfügen. Spezialisten mit Scanner können durch Wände sehen und Feinde markieren, andere verteilen Rüstung und Heilmittel oder können sich kurzzeitig unsichtbar machen. Und wenn man einen grossen Vorschlaghammer im Inventar hat, darf man gerne auch mal Wände einschlagen und so neue Wege schaffen. Das tun die Feinde übrigens öfters ebenfalls. Im Laufe des Spiels schaltet ihr zusätzliche Waffentypen und Gadgets frei, die in separaten Slots installiert werden. Dazu zählen etwa effektivere Scan-Bots, Kraftschilde oder Blendgranaten.


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Für die Teilnahme an Operationen werdet ihr mit zwei Arten von Erfahrungspunkten belohnt. Erstere dienen dazu, den Account aufzuleveln, was in Form eines kostenlosen "Battle Pass" mit 30 Stufen geschieht. Nach und nach schalten sich so zusätzliche Regionen, Modi, Anpassungsgegenstände, Operationskits und Forschungspunkte zum entwickeln neuer Ausrüstung frei. Die zweite Art von Erfahrung levelt den Agenten auf (in 10 Stufen), was mit neuen Waffen und passiven Perks belohnt wird.


Wird ein Agent bei einem Einsatz verletzt, braucht er oder sie Zeit, um die maximale Gesundheit wiederzuerlangen und steht während dessen nicht zur Verfügung. Wer im Einsatz stirbt, kann von seinen Teamkameraden zu einem Fluchtpunkt getragen und so gerettet werden. Gelingt dies nicht, gilt er als "vermisst" und steht nicht mehr zur Verfügung, bis er in einer darauf folgenden Operation gefunden und befreit wird. Diese Designentscheidung ist besonders in der Anfangsphase ärgerlich, wenn die Auswahl an Kämpfern ohnehin schon begrenzt ist. Man wird öfters gezwungen mit Agenten zu spielen, die man nicht mag oder die einem nicht liegen.


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In Rainbow Six Extraction gibt es insgesamt 12 Karten, die in vier Regionen aufgeteilt sind. Wir besuchen eine Polizeistation, einen verlassenen Stadtteil oder einen Diner. Ubisoft hat versucht, eine Horror-Atmosphäre zu schaffen, mit seltsamen Hintergrundgeräuschen und schummriger Beleuchtung. Das archäologische Design ist richtig schön eklig und gefällt. Die verschiedenen Monstertypen unterscheiden sich in ihrem Verhalten und ihrer Silhouette jedoch kaum, sodass es manchmal schwierig ist, sie voneinander zu unterscheiden und die taktisch richtigen Entscheidungen zu treffen. Natürlich darf auch eine Prise Strategie in einem Tom Clancy Spiel nicht fehlen. Abhängig von der Mission und den vorhandenen Gegnertypen muss man sich eine zurecht legen, denn selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad wird man für kopfloses Handeln hart bestraft. Auf höheren Schwierigkeitsstufen trefft ihr Gegner, die leicht eine ganze Gruppe von Spielern im Nu ausschalten können.


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Die Missionen sind nach Schwierigkeitsgrad geordnet, ein Zuckerschlecken sind sie jedoch nie. Es gibt eher einfachere Einsätze - wie das Anlocken einer Elite-Archaea zu einem Fluchtpunkt mit anschliessender Gefangennahme. Oder recht komplexe Geschichten, wie die Verteidigung von Kontrollpunkten, bei denen ihr Fallen aufstellen, Minen legen, Mauern reparieren und Durchgänge verbarrikadieren müsst. Die anspruchsvollste Aufgabe war die Protean-Jagd. Hier gilt es ein Portal zu finden, das zu einem anderen Teil des Levels führt, in dem eine besonders mächtige Archaea haust, die die Fähigkeiten eines der Agenten kopieren kann. Das gestaltet sich wie ein Bosskampf an dessen Ende als Belohnung einzigartige Ausrüstungsgegenstände warten.


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Extraction ist als KoOp-Shooter ausgelegt. Ubisoft gibt aber auch Solisten die Möglichkeit, alleine auf Raubzüge zu gehen. Quest-Parameter und Schwierigkeit passen sich dynamisch an. Der Solomodus ist zwar allgemein etwas einfacher, aber auch verhältnismässig langweilig. Ich hab ihn nur genutzt, um meinen Charakter zu leveln oder mal einen vermissten Agenten zu retten. Das ist alleine überraschenderweise sehr viel einfacher, als im Team. Im Endgame erwartet euch schliesslich der Protokollsturm-Modus mit neun zufälligen Aufgaben pro Karte und mit begrenzten Ressourcen. Schwer, aber machbar. Hier warten dann auch die legendären Anpassungsgegenstände und massig Credits für den In-Game-Shop auf euch.


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Apropos In-Game-Shop: Die Monetarisierung im neuen Rainbow Six hält sich im Rahmen. Die meisten Skins, Waffen und Gegenstände werden durch einen Levelaufstieg freigeschaltet. Wer aber den Shop im Spiel betritt wird vom üblichen Wahnsinn wenig überrascht sein. Dämonische Gestalten, neonfarbene Bemalungen, humanoide Katzen, Bärenfelle und anderer Ubisoft-Kitsch sind hier für Echtgeld zu haben.



Fazit:

"Look how they massacred my boy!"... Siege-Fans werden die Arme über dem Kopf zusammen schlagen. Tom Clancy's Rainbow Six Extraction hat abseits vom Namen nahezu nichts mit seinem Vorgänger gemein. Die taktische Komponente kommt viel zu kurz. Nichtsdestotrotz sorgen die neuen Schauplätze dafür, dass sich meine Zeit mit den bekannten Operatoren immer noch interessant anfühlte. Überrascht hat mich, wie fordernd das Spiel sein kann und wie viel von Trial-and-Error abhängt. Und nach ein paar Stunden stellt sich auch ein gewisses Sättigungsgefühl ein, wenn sich die Aufgaben häufig wiederholen. Dafür ist das Leveldesign und Gunplay hervorragend. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass sich Ubisoft lieber für eine Siege-Erweiterung hätte entscheiden sollen, statt aus der Thematik gleich ein eigenständiges Spiel zu machen. Für Ubisoft+- oder Game Pass-Abonnenten ist das sicherlich kein Problem, wohl aber für jene, die es sich zum Vollpreis holen müssen. Extraction ist ein experimenteller Ableger mit einer soliden Grundlage und einer fragwürdigen Balance zwischen Stealth und Action. Angesichts des repetitiven Gameplays und der begrenzten Endgame-Inhalte ist es schwer zu sagen, ob es sich lange behaupten kann. Schlussendlich wird es das Genre nicht so revolutionieren wie Rainbow Six Siege, wenn ihr aber nach einer neuen PvE-Erfahrung sucht, kann man mit ein paar Freunden durchaus eine gute Zeit haben. Seid ihr hingegen lieber solo unterwegs, wohl eher weniger.



Wir haben Rainbow Six Extraction auf Xbox Series X getestet. Ein Test-Muster brauchten wir dazu nicht, denn es ist zur Zeit Teil des Game Pass. Auf PS5 und Series X läuft das Spiel mit flüssigen 60fps, alle anderen Konsolen müssen sich mit 30fps zufrieden geben. Das Spiel gibt's natürlich auch für den PC.


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