Wie gut ist der Klassiker aus den letzten Tagen der legendären NEOGEO-Softwarebibliothek gealtert?
Rage of the Dragons war ursprünglich als spiritueller Nachfolger der Double Dragon-Reihe geplant, entwickelte sich durch Lizenzprobleme aber zu einem eigenständigen Spiel.
Dennoch schimmert der Einfluss des ikonischen Beat’em-ups aus den 80ern durch: Die Protagonisten Billy und Jimmy Lewis, zusammen mit einer vielfältigen Entourage aus sechzehn Charakteren, erinnern unmissverständlich an deren Arcade-Ursprünge.
Technisch holte Rage of the Dragons zum Release-Zeitpunkt das letzte aus der Edel-Konsole raus. Die Animationen wirken flüssig, die Farben sind lebendig, und die Arenen strotzen vor Detailreichtum. Jeder Charakter ist mit viel Sorgfalt und mit seinem eigenen Stil gestaltet. Von der energiegeladenen Lynn Baker bis zum charismatischen Mr. Jones, die Besetzung ist alles andere als langweilig. Nur logisch, dass sich Charaktere wie Abubo, der offensichtlich Abobo aus Double Dragon widerspiegelt, hervorragend einfügen.
Das Gameplay von Rage of the Dragons ist durchdacht und bietet jede Menge Tiefe. Mit den NEOGEO typischen vier Buttons für unterschiedliche Schlag- und Trittstärken lassen sich vielseitige Angriffsmanöver umsetzen. Ergänzt wird dies durch zusätzliche Bewegungen wie Rollen, Konter und Sprungtechniken. King of Fighters-Fans fühlen sich schnell heimisch. Dazu kommt, dass der Tag-Team-Ansatz ein selten gesehenes taktisches Element ins Spiel bringt: Spieler können ihre Kämpfer während eines Matches jederzeit austauschen und müssen nicht auf deren Ableben wie bei KoF warten.
Währenddessen regeneriert der Ersatzcharakter sogar langsam etwas Lebens-Energie im Hintergrund.
Erwähnenswert sind die First-Impact-Angriffe: Mit präzisem Timing lassen sich mächtige Kombos auslösen, bei denen der Gegner in die Luft geschleudert wird. Diese Sequenzen verbinden sich nahtlos mit dem Tag-Team-Feature, sodass mächtige Kombos möglich werden. In bestimmten Team-Kombinationen gibt es gar spezielle Duo-Angriffe, in welchen beide Protagonisten zeitgleich die Fäuste schwingen.
Die NEO-Version von Rage of the Dragons sorgt für etwas frischen Wind. Der neue Trainingsmodus ist ideal, um die Spielmechaniken zu meistern: Ein Hitbox-Overlay zeigt genau, wo Angriffe treffen, während Schaden-Anzeigen das Ausprobieren von Kombos erleichtern. Diese Hilfen nehmen wir gerne an, denn die KI agiert im Klassiker gnadenlos. Wer lieber online ran will darf sich gegen menschliche Kontrahenten versuchen, allerdings ohne Crossplay.
Darüber hinaus stehen zahlreiche Anpassungsoptionen bereit: Von der Bildschirmgrösse, über präferierte Grafikfilter und Schwierigkeitsgrade darf alles individualisiert werden. Was bleibt ist die klassische Pixel-Grafik. So schön das Spiel damals auch war, wer nicht auf Pixel-Gekloppe steht, dem sieht Rage of the Dragons 2024 zu altbacken aus.
Fazit:
Mit seiner Mischung aus nostalgischer Retro-Optik und moderner Technik ist Rage of the Dragons NEO eine stimmige Umsetzung. Die Kombination aus Tag-Team Battles, fluffigen Animationen und interessanten sowie abwechslungsreichen Charakteren macht es auch 2024 zu einem gelungenen Genre-Vertreter. Natürlich immer vorausgesetzt, ihr kommt mit der Bitmap-Grafik von anno-dazumal zurecht. Günstig ist das Spiel allerdings für eine simple Umsetzung eines Uralt-Titels nicht, ob euch der Online- und Trainingsmodus sowie einige Grafikfilter den stolzen Preis wert sind, darf zum Glück jeder Gamer für sich selbst entscheiden.
Rage of Dragons NEO ist digital für PC, PS4, PS5, Xbox One und Series X|S sowie Nintendo Switch erhältlich. Wir haben uns das Spiel auf der Xbox Series X angesehen. Das Test-Muster stammt von QUByte Interactive, wofür wir uns herzlich bedanken!
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