Bleifuss die Zweite! Über Jahre hinweg war GT 3 auf der PS2 die graphische Referenz im Racing Genre und zur Überraschung vieler schaffte es erst Milestone aus Italien mit Racing Evoluzione auf der XBox einen neuen Standard zu setzen.
Es ist schon beeindruckend, was ein vergleichsweise unbekanntes Team aus der XBox rausgeholt hat, erst recht wenn man bedenkt, dass bereits einige grössere Hersteller optisch deutlich schlechtere Games produziert haben. Zwar ist Milestone im Racing Genre sicher kein Neuling mehr, aber trotzdem kam Racing Evoluzione eigentlich aus dem Nichts, ohne den obligaten Hype, den Spiele dieser Klasse normalerweise begleiten. Und so ist es wohl auch verständlich, dass die Gaming Community eher verhalten auf den Release von Racing Evoluzione reagierte.
Racing Evoluzione ist ohne Zweifel der neue Referenz Racer auf der XBox und das nicht nur optisch. Zwar gibt es einige Turismo Racer auf der XBox, aber keines kann mit Racing Evoluzione mithalten. Milestone hat eigentlich fast alles mit Racing Evoluzione richtig gemacht, denn kaum ein Schwachpunkt lässt sich im Spiel finden. Im Gegenteil, die Entwickler haben sogar erfolgreich neue Ideen in das Game einfliessen lassen, die das Spiel deutlich abwechslungsreicher werden liessen, als viele andere Games im Rennspiele Genre. Beispielsweise startet man nicht mit Fahrzeugen grosser, bekannter Automobilhersteller, sondern man versucht im Dream Modus eine eigene Firma aufzubauen und eigene Fahrzeuge zu entwickeln und als Konkurrent gegen die etablierten Marken anzutreten. Nur im Arcade Modus ist es möglich, Fahrzeuge der grossen, realen Automobilkonzerne zu fahren, die man während des Dream Modus freispielen kann.
Die Entwickler haben versucht dem Game einen Sinn zu geben und so tritt der Spieler nicht nur gegen die Computer Gegner an, um virtuelles Geld zu gewinnen oder Fahrzeuge freizuspielen, es geht vor allem darum eine Existenz aufzubauen. Und je mehr Rennen Ihr gewinnt, desto mehr Eurer Autos werden verkauft, was Euch mehr Geld in die Kasse spült und die Entwicklung neuer Fahrzeuge erlaubt. Leider wurde das neue Prinzip aber nicht bis zur letzten Konsequenz weiterentwickelt. So ist der Aufbau einer eigenen Fabrik zwar spannend, aber Ihr bestimmt Eure Zukunft nur über Eure Rennerfolge, andere Entscheidungen könnt Ihr nicht treffen.
Besonders erwähnenswert ist aber, dass ab und an der geregelte Rennkalender unterbrochen wird und Ihr Euch speziellen Herausforderungen widmen könnt, die selbstverständlich auch Einfluss auf Eure Karriere haben. Sehr viel Mühe haben sich die Entwickler auch beim Streckendesign gegeben, die Achilles Ferse vieler Spiele und viele gute Ansätze in manch anderem Racing Game scheitern schon am langweiligen oder schlechten Streckdesign. Nicht so bei Racing Evoluzione, dutzende verschiedenster Strecken auf verschiedensten Erdteilen stehen zur Auswahl, ein graphisch beeindruckender als die andere. Viel wichtiger als die Grafik ist aber, dass die Strecken sehr, sehr flüssig gestaltet wurden. Auch wenn man eine Strecke zum ersten Mal fährt, ist es möglich zu gewinnen und vom Fahrer wird nicht verlangt, die Strecken auswendig zu lernen, um überhaupt eine Chance auf den Sieg zu haben.
Und auch an der schlichten Menge der Strecken gibt es kaum etwas zu kritisieren, zwar werdet Ihr schon ab und zu auf den gleichen Strecken fahren, aber ohne Ende werden neue Strecken geboten und gerade wenn Ihr glaubt, alles gesehen zu haben, werdet Ihr vor eine ganz neue Herausforderung gestellt. Jedoch sind es nicht nur die Strecken, die schnellere Erfolge als bei der Konkurrenz erlauben. Racing Evoluzione gibt sich für einen Turismo Racer sehr arcadelastig. Zwar kann man einige Einstellungen am Auto verändern, aber verglichen mit Games wie GT 3, ist das kaum der Rede wert. Auch ist der subjektive Eindruck der Veränderung keines Falls so eindrücklich, wie beispielsweise, beim bereits erwähnten, GT 3.
Anfänger werden mit Racing Evoluzione wohl deutlich besser zurecht kommen, als mit anderen Racern und die Frustrationsgrenze wird bei anderen Rennspielen auch deutlich früher erreicht. Graphisch ist Racing Evoluzione, wie bereits erwähnt, die neue Referenz. Kein anderes Rennspiel bietet auch nur annährend die graphische Qualität der Strecken von Racing Evoluzione und auch die Automodelle können locker mit dem bisherigen Primus GT 3 mithalten, mit der Ergänzung, dass ein Schadensmodell ins Spiel eingeflossen ist.
Musikalisch hat man sich bei Milestone einiges einfallen lassen, zwar düdelt auch zu einem grossen Teil die Racing 0815 Untermalung aus dem Lautsprecher, aber ab und zu vernimmt man auch klassisch-moderne Töne des italienischen Nationalkomponisten Vivaldi. Wirklich enttäuschend sind nur die Soundeffekte, denn vergleichen mit anderen Racern klingen die Motoren der Racing Evoluzine PS Boliden reichlich schwachbrüstig. Fast schon ein Verbrechen ist das Geräusch, das entsteht, wenn zwei Wagen im Zweikampf zusammenstossen. Man muss fast annehmen, dass diese Geräusche dadurch entstanden sind, dass ein Toningenieur zwei Pfannendeckel zusammenschlug. Bei dem hohen Niveau, das Racing Evoluzione sonst bietet, eine grosse Enttäuschung, die leider die Atmosphäre doch etwas trübt.
Fazit:
Sieht man über die schwache Geräuschkulisse hinweg, ist Racing Evoluzione ein grossartiges Rennspiel, das sich aber vor allem an Arcade Racing Fans richtet. Echte Hardcore Rennspiele Fans, die gerne jede Schraube am Auto selbst einstellen, könnten unterfordert werden und der Schwierigkeitsgrad ist nicht so hoch, dass sie in den Rennen genug gefordert würden. Optisch gibt es zur Zeit kein anderes Rennspiel, dass mit Racing Evoluzione mithalten könnte und ist allen zu empfehlen, die gerne durch fast schon fotorealistische Landschaften rasen, dabei aber nicht Strecken aus dem FF kennen wollen.
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