Mit Projekt Zero versucht Tecmo dem etwas verstaubten Survival Horror Genre neue Frische zu verleihen. Bereits vor einiger Zeit ist die PS2 Version erschienen, nun kommt auch noch eine erweiterte Version für die XBox in den Handel.
Die meisten Survival Horror Games scheitern praktisch durchgehend an einem Punkt, der Survival Aspekt ist meist deutlich stärker ausgearbeitet worden, als der Horror Teil. Mit Projekt Zero versucht Tecmo das nun zu ändern und den Schwerpunkt wieder auf Horror zu verlagern. Und um es schon mal ein Teil des Fazits vorweg zu nehmen, es ist ihnen gelungen, denn Projekt Zero lässt dem Spieler die Haare zu Berge stehen. Dabei setzen die Entwickler, beim Versuch eine furchteinflössende Atmosphäre zu schaffen, vor allem auf subtile Mittel. Während dem Spieler in anderen Games zu oft das Waffenarsenal einer kleineren Armee zu Verfügung steht, muss man sich in Projekt Zero mit einer antiken Kamera begnügen.
Ein cleverer Einfall, denn dass eine Kamera im Gegensatz zu einer Schrotflinte oder einem Granatwerfer ein deutlich weniger sicheres Gefühl beim Spieler hinterlässt, ist nur zu verständlich. Hinzu kommt noch, dass nicht gleich ganze Monsterscharen auf den Spieler einstürzen. Die Gegner sind unscheinbarer, weniger klar wahrzunehmen und wirken dadurch auch deutlich bedrohlicher. Doch um perfekte Horror Atmosphäre zu vermitteln, reicht es natürlich nicht, nur furchteinflössende Gegner zu bieten. Der Schauplatz ist ebenso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger. Denn wie Alfred Hitchcock es in Psycho schon vor langer Zeit demonstriert hat, schon ein Haus kann Angst erzeugen. Tecmo scheint sich dieses wichtigen Punktes voll und ganz bewusst gewesen zu sein, denn selten hat ein Gebäude eine solch düstere Atmosphäre ausgestrahlt, wie das Geisterhaus in Projekt Zero.
Dabei ist die Grafik, verglichen mit anderen Games, nicht wirklich aufwendig, alleine der clevere Einsatz von Licht und Schatten sorgt für eine bedrohliche Grundstimmung. Natürlich kommen auch andere, teilweise sogar uralte Stimmungsmittel zum Einsatz, aber in erster Linie wird die Atmosphäre über die sehr gute Beleuchtung aufgebaut. Die Story ist wiederum sicher kein Meilenstein der Spielegeschichte und einen Literaturpreis wird Tecmo dafür auch nicht kriegen, was für ein Spiel oder auch einen Film dieser Art aber eigentlich auch nicht zwingend notwendig ist.
Der Aufbau ist im Prinzip auch nicht viel anders gestaltet, als in duzenden anderen Gruselgeschichten und daher lässt sich die Vorgeschichte auch in einigen Sätzen zusammenfassen. Seit vielen Jahren ranken viele Mythen und Legenden um das alte Geisterhaus von Projekt Zero und als der Bruder der Hauptdarstellerin Miku den vielen unheimlichen Geschichten auf den Grund gehen will, verschwindet er spurlos. Dumme Sache, also müsst ihr als Miku das Heft in die Hand nehmen und dem Geheimnis des Hauses auf die Spur kommen, um ihren Bruder zu retten. Also eine typische Rettungsmission, wobei natürlich Miku nicht so robust wie ein Mitglied einer Spezialeinheit wirkt, was sich wieder positiv auf die Atmosphäre auswirkt.
Technisch ist Projekt Zero sicher nicht das anspruchsvollste Spiel auf der XBox und man bemerkt deutlich, dass es eigentlich nur ein Port ist. Trotzdem wirkt die Grafik sehr stimmungsvoll. Wie bereits erwähnt, bedienen sich die Macher vor allem multipler Spielarten von Licht und Schatten, um Horror und Atmosphäre zu erzeugen. Der Sound ist auch eher rudimentär, Klangfragmente und atonale Einlagen machen den Hauptteil des Soundtracks aus. Dies ist jedoch der Atmosphäre äusserst zuträglich, denn dadurch entsteht echter Horror und man kann sich in der Stimmung verlieren, man vergisst sogar, dass es sich nur um ein Spiel handelt. Technisch kann Projekt Zero sicher nicht mit den Capcom Games auf den verschiedensten Plattformen mithalten, aber das ist auch nicht nötig, denn Tecmo hat mehr als deutlich bewiesen, dass auch einfache Technik dem Spieler einen kalten Schauer über den Rücken jagen kann.
Die Unterschiede zwischen der XBox und der PS2 Version sind sicher nicht so gross, dass PS2 Besitzer noch einmal Project Zero kaufen müssten, um nichts zu verpassen. Neue Kostüme, neue versteckte Charaktere und ein neuer Gegner wurden hinzugefügt, ausserdem gibt es noch ein neues, etwas anderes Ende. Leider wurden aber die hauptsächlichen Probleme, mit der die PS2 Version schon zu kämpfen hatte, nicht überarbeitet.
Die Steuerung wiederum ist ähnlich wie bei den vielen anderen Survival Horror Games. Doch durch das Kamera Feature unterscheidet sich Projekt Zero von den ganzen Konkurrenzprodukten in diesem Genre. Stösst man schliesslich dann doch auf einen Untoten, wechselt man in die First Person Ansicht, um den Geist, im wahrsten Sinne des Wortes, mit der Kamera abzuschiessen. Die Steuerung ist eigentlich durchdacht und auch schnell erlernt, jedoch wird das Spiel mit der Zeit trotzdem etwas unübersichtlich und vor allem später im Spiel hat man schon ab und zu mit der Steuerung zu kämpfen. Hier hätte man die Zeit zwischen den Versionen nutzen können, um die Steuerung noch einmal zu überarbeiten.
Fazit:
Ähnlich wie bei der Grafik ist Projekt Zero ein Spiel mit viel Licht und Schatten, denn irgendwie macht sich nach einigen Stunden Ernüchterung breit. So unglaublich ideenreich Tecmo auch vorgegangen sein mag, so grandios der Einstieg gestaltet wurde, so sehr fehlt dem Spiel doch der letzte Feinschliff. Leider konnte das hohe Anfangstempo nicht durchgehalten werden und das Spiel macht nach ¾ der Strecke schlapp. Man kommt nicht umhin zu bemerken, dass den Entwicklern zu diesem Zeitpunkt wohl entweder die Ideen ausgegangen sind oder man fertig werden musste. Hätte man dem letzten Viertel ähnlich viel Aufmerksamkeit wie dem Einstieg gewidmet, wäre Projekt Zero wohl die neue Referenz in diesem Genre. So reicht es leider nur zu einer hohen, aber nicht sehr hohen Wertung. Schade, denn Potential für mehr wäre vorhanden gewesen und die Zeit zwischen den Versionen hätte für tiefgreifende Veränderungen genutzt werden können.
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