Ein 'Open-World-Arcade-Shooter' in der Tradition des 93er Shareware-Hits Zone 66, mit Anleihen an die beliebte Desert Strike Serie? Das hätte doch eigentlich Potential zum Überraschungs-Hit.
Einflüsse der unvergesslichen Klassiker Desert Strike und/oder Zone 66 kann Project Root Entwickler OPQAM wahrlich nicht abstreiten. Auch hier steuert ihr ein kleines Raumschiff aus einer leicht asymetrischen Perspektive durch mehrere offene Level. Auch hier müsst ihr innerhalb einer Missionen mehrere Aufgaben abarbeiten. Und auch hier dürft ihr zwischen Luft-Boden und Luft-Luft Angriffen wechseln. Die recht langen Level (Dauer zwischen 10 und 40 (!) Minuten) verlangen meist nicht mehr als die Zerstörung strategischer Ziele. Ab und zu stehen auch Eskort-Missionen auf dem Programm. Nichts weltbewegendes oder gar Neues. Einfache Retro-Shooter Kost. Euer Raumgleiter verfügt über einen unerschöpflichen Vorrat and Munition und Luft-Boden-Raketen, einen Slot für Extra-Waffen (die man innerhalb der Level von zerstörten Feinden aufsammelt) und einen stattlichen Schild, der viele Treffer verträgt. Die Gegner: Flugzeuge und Raumschiffe aller Art, AA-Stellungen, Panzer, MG-Türme, zielsuchende Raketen und Laser-Barrieren. Am Ende einer Mission wartet jeweils ein besonders fetter Gegner, auch Endboss genannt. Bis hier hin ist immer noch alles im Grünen.
Das Problem mit Project Root ist der völlig verkorkste Schwierigkeitsgrad. Auf Stufe 'Easy' schläft euch fast das Gesicht ein, während bereits auf Stufe 'Normal' so viele Projektile und Raumschiffe durch die Gegend schwirren, dass man meint im falschen Film zu sein. Die Schwierigkeit eines Bullet-Hell Shooters liegt doch normalerweise im Erkennen und Analysieren des Kugelhagels? Da gibt es immer eine Struktur, einen Pattern, so dass man sich eine Strategie ausdenken kann. Nicht so in Project Root. Hier wird man einfach nur konstant und unkontrolliert mit Schüssen und Feinden zugespammt, die dann meist auch noch aus dem Nichts auftauchen. Ich habe wahrlich kein Problem mit schweren Spielen oder Arcade-Shooter im speziellen, wenn eine gewissen Fairness zu erkennen ist. Dies ist hier leider nicht der Fall.
Das zweite grosse Problem ist die Schwerfälligkeit des eigenen Gleiters. Das Ding ist unheimlich langsam, und es gibt keinen Boost oder ähnliches. Adrenalin? Fehlanzeige. Zwar kann man sein Raumschiff mit gesammelten Erfahrungspunkten aufrüsten, dies auch in der Kategorie 'Speed'. Bis diese Upgrades jedoch spürbar sind, vergehen viel zu viele Stunden, in denen man dröge und unterpowert durch die Gegend fliegen muss. Nur die ganz hartgesottenen Shooter-Fans werden diese Geduldsprobe durchstehen. Durch den ständigen und konstanten Beschuss bleibt auch keine Zeit, die grossräumigen Level zu erkunden oder die vielen eingeblendeten Texte zu lesen, die Missionsziele erklären oder die Geschichte erzählen. So macht sich leider viel zu schnell unerträgliche Langeweile breit.
Fazit:
Das Schlimmste ist das quälend langsame Tempo des Spiels, gepaart mit den vielen unfairen Passagen. Da kommt schnell Frust auf. Es gibt auch keine Checkpoints innerhalb der teilweise (zu) langen Missionen (bis zu 40 Minuten!), weswegen man viele Stellen, die eigentlich nicht sonderlich schwierig sind, mehrmals spielen muss. Das macht Project Root eher zur Arbeit als zum Vergnügen oder zumindest zur Geduldsprobe. Die Anstrengungen der Entwickler in Sachen Technik sind akzeptabel (1080p/60fps), auch ohne aufwändige Level-Architektur oder High-Res Texturen. Grafisch wäre durchaus mehr drin gewesen, aber das Gebotene geht völlig in Ordnung. Vielleicht kann Entwickler OPQAM das Spiel mit Patches gameplaytechnisch etwas ausbügeln. Im gegenwärtigen Zustand bleibt Project Root leider nicht mehr als ein 'netter Versuch'. Schade, denn Potential wäre genügend vorhanden.
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