„Bitte erheben sie sich. Wir sind heute hier versammelt um den Fall Professor Layton vs Phoenix Wright: Ace Attorney zu besprechen. Ich als Pflichtverteidiger plädiere, dass die beiden erfolgreichen Serien äusserst gelungen zu einem Titel zusammengefügt wurden und die Fans beider Serien auf ihre Kosten kommen.“
„EINSPRUCH!“
„Stattgegeben.“
„Euer Ehren, die Anklage vertritt die Meinung, dass dieses „Spiel“ einfach zusammengeschustert wurde um den Anhängern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Der Titel bietet keine kreativen Neuerungen und ist von vornherein eine komische Mischung.“
„Ich bitte die Verteidigung ihren Standpunkt dem anwesenden Gericht klar zu machen.“
„Sehr gern euer Ehren, vielen Dank. Seit bereits einer Dekade wurden Gamer weltweit mit den Abenteuern von Phoenix Wright verwöhnt. Der smarte Anwalt verfolgt vor allem eines, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. In seinen bis dato fünf Spielen wurden immer spannende Gerichtsfälle geboten, die es zu lösen galt. Diese wurden wunderschön präsentiert und spielten sich ähnliche wie interaktive Romane. Phoenix musste mit seinen grauen Zellen die Aussagen von Zeugen auseinandernehmen und die Schuldigen ausfindig machen. Die Spiele sind mit Humor gespickt und für ihre prächtigen Animationen bekannt.
Im Gegensatz dazu sind die bisherigen Titel von Professor Layton eher gemächliche Erlebnisse. In den Handlungssträngen gilt es diverse Rätsel zu lösen und gelerntes zu kombinieren. Capcom und Level 5 bieten uns nun eine Kreuzung der beiden und verfrachtet die Helden nach Labyrinthia. Einer mittelalterlichen Stadt in der Magie und Hexenprozesse an der Tagesordnung sind. Somit ist das Eröffnungsplädoyer der Verteidigung abgeschlossen.“
„Lächerliche und haltlose Punkte. Die Anklage möchte ihren ersten und einzigen Zeugen in den Gerichtssaal bitten. The(G)net Redakteur Hamed Abdalla. Bitte nehmen Sie Platz. Schwören Sie eine ungetrübte und unabhängige Aussage zu machen und den Lesern die Wahrheit zu präsentieren?“
„Ich schwöre es bei meiner Ehre als unabhängiger Redakteur.“
„Was ist ihre Meinung betreffend der Mischung der beiden, doch relativ verschiedenen Spielkonzepte? Wie wurden die beiden Hauptcharaktere integriert, funktioniert der Mix?“
„Absolut. Es ist fadenscheiniges Argument den Titel als einfach verdientes Geld abzutun. Es steckt wahnsinnig viel Liebe im Spiel. Es gibt eine über 20 Stunden lange Kampagne zu bestreiten in welcher beide Protagonisten sich das Rampenlicht teilen.“
„Sie geben also zu, dass Professor Layton vs Phoenix Wright ein zusammengebasteltes Werk ist?“
„Nun ja, das ist so. Nichtsdestotrotz, geht die Rechnung auf. Die Kapitel von Wright sind eher lang, manchmal auf mehrere Stunden verteilt. Die Rätsel, welche der Professor mit sich bringt, sorgen für eine hervorragende Mischung. Nach einer Weile verschmelzen die zwei Spielprinzipe immer mehr und in den Verhandlungen wollen später ebenfalls Denksportaufgaben gelöst werden.“
„Könnte die Anklage nicht den Punkt auf fehlende Innovation geltend machen? Immerhin haben wir das alles schon dutzende Male gesehen.“
„Ganz im Gegenteil. Die Gerichtsverhandlungen laufen ganz anders ab. Neu treten mehrere Zeugen gleichzeitig auf. Phoenix kann diese in ein Kreuzverhör nehmen und die Körpersprache des einen lesen während der Andere gerade sein Geständnis abgibt. Wie ich finde ist das eine sehr interessante Neuerung im bewährten System, welches zu unzähligen komischen Szenarios führt.“
„Was ist mit der Handlung? Dies kommt sicherlich zu kurz.“
„Auch hier muss ich die Anklage leider enttäuschen. Das Skript wurde dem Erfinder der Phoenix Wright Serie, Shu Takami überlassen, was sich als äusserst cleverer Schachzug herausstellt. Ein wichtiger Teil des Plots, ist das der Storyteller, der Herrscher Labyrinthias, sich zwingt Geschichten für die Bewohner der Stadt zu kreieren. Während er aber mit dem Schreiben beschäftigt ist, vernachlässigt er infolgedessen sein eigenes Kind. Es ist ein faszinierender Einblick in die Psyche eines kreativen Kopfes und wenn man bedenkt, dass Shu Takami über ein Jahrzehnt mit der Serie beschäftigt war, steckt sicher einiges Autobiographisches in der Thematik.“
„Ihre Interpretation ist völlig aus der Luft gegriffen. Uns und den ehrenwerten Richter interessieren Fakten.“
„Die typischen Wendungen und unerwarteten Ereignisse, welche wir uns von der Phoenix Wright Serie gewohnt sind, fehlen natürlich nicht. Mehr als einmal war ich wirklich überrascht von der Entwicklung der Geschichte. Wie oft kommt das in Videospielen schon vor? Wenn ich einen Mangel nennen müsste, dann kann jeder der in den letzten 20 Jahren einen Hollywood Film gesehen hat den Schluss bereits zwei Stunden vor dem eigentlichen Ende erraten. Es ist ein Jammer, denn die Route bis zum Ausklang ist eine fantastische Achterbahnfahrt.“
„Aha, sie geben also zu, dass das Spiel nicht perfekt ist. Langsam aber sicher haben wir sie festgenagelt“
„Natürlich, einige Altlasten der beiden Serien haben es bedauerlicherweise auch in dieses Game geschafft. Die Rätsel von Professor Layton bieten ein abgestuftes Hilfesystem, aber die ganze Lösung wird nie preisgegeben. Das kann zu manchen Frustmomenten führen, da es sehr knifflige Aufgaben drunter hat. Die Verhandlungen von Phoenix hingegen können manchmal ein wenig stumpfsinnig wirken.“
„Wussten wir es doch. Verbessert wurde nichts und das Opfer, der Kunde, wird für dumm verkauft“
„So ist es dann doch wieder nicht. Fehler können mit den Layton Münzen ein wenig ausgebügelt werden. Es ist mit dem Hilfsmittel möglich, unwichtige Items in einer Verhandlung verschwinden zu lassen und sich somit auf die wichtigen Beweismittel konzentrieren zu können.“
„Verflucht! Aber teilen sie den Geschworenen doch mit, ob einer der Hauptdarsteller zu kurz kommt. Die Geschichte scheint sehr auf Phoenix Wright konzentriert zu sein.“
"Zugegebenermassen ist das ein kleiner Makel. Anhänger von Professor Layton haben nicht ganz so viel zu tun. Insgesamt gibt es ca. 70 Rätsel zu knacken, was weniger als die Hälfte eines waschechten Layton Titels ist.“
"Euer Ehren, meine Damen und Herren Geschworenen. Die Anklage hat keine weiteren Fragen an den Zeugen.“
Fazit:
„Nachdem ich beide Plädoyers und die Ausführungen des Zeugen gehört habe kann ich mit gutem Gewissen eine Entscheidung fällen. Ich denke die Verteidigung hat seht valable Argumente angebracht und ich bin überzeugt, dass das Game äusserst gelungen ist. Kraft meines Amtes erkläre ich hiermit, dass Professor Layton vs Phoenix Wright: Ace Attorney den Editors Choice Award erhält“
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