Ich pirsche mich langsam durch das hohe Gras als ich ein entferntes Rascheln vernehme. Ich drehe mich um und da steht es vor mir, ein wildes Pokémon. Ein Taubsi, das fehlt noch in meinem Pokédex. Mein verlässliches Igamaro sollte keine Probleme mit dem Federvieh haben. Nach dem ersten Angriff werfe ich meinen Pokéball und warte. Bange Sekunden vergehen, das Pokémon versucht sich zu befreien. Ich halte den Atem an, kurz darauf gehört das Taubsi zu meinen Mitstreitern. Ich mache mich wieder auf den Weg, ich will der allerbeste sein, wie keiner vor mir war.
Alle paar Jahre erleben wir eine Evolution in der Videospiel Industrie, dieses Jahr ist es wieder einmal so weit. Ich rede nicht von den bevorstehenden Veröffentlichungen der neuen Konsolengeneration, nein, ich rede von den neuen Pokémon Titeln X und Y. Die mittlerweile sechste Generation der Monsterjagd ist ein weltweites Phänomen und es ist nicht immer leicht in Worte zu fassen was diese Faszination ausmacht. In unserem Review gehen wir dem Phänomen auf die Spur.
Das Abenteuer versetzt uns nach Kalos, einer Welt die einem Klischeehaften Frankreich entspricht. Es gibt einen Eiffelturm, alle Bewohner tragen Bérets oder sitzen in Strassenkaffes. Alles ist extrem sorgfältig und mit viel Liebe dargestellt und man fühlt sich wie ein Tourist in einem Land, dass man schon länger nicht mehr besucht hat.
Die Welt seht ihr aus den Augen von heranwachsenden Trainern, die das erste Mal auch individuell angepasst werden können. Die Mode ist auch im virtuellen Paris wichtig, so gibt es zahlreiche Boutiquen um auch das passende Outfit für die Jagd zu bieten.
Der neuste Ableger der inzwischen 15 jährigen Serie ist ähnlich gestrickt wie die vergangenen Klassiker, doch läuft diesmal alles ein wenig schneller ab. Schon nur nach einer Stunde hatte ich einige Pokémons beisammen und meinen ersten Arena-Orden, plus schnittige Rollerblades, welche mir helfen die grosse Welt schneller zu erkunden. Erfahrungspunkte werden nun geteilt, die Zeit von nervenden Trainings zum Aufbau von eurem Lieblingsschützling ist endlich vorbei.
Die solide Grundstruktur der Pokémon Spiele wurde von Game Freak weiter verfeinert. Das erste Mal können wir uns in einer kompletten 3D Welt auf die Suche nach den putzigen Viechern machen, der Übergang in die dritte Dimension funktioniert nahtlos. Alte Bekannte wie Glurak sehen besser aus denn je.
An der Präsentation des Titels gibt es sehr wenig auszusetzen. Auch wenn es nicht das schönste Spiel auf dem Handheld ist, muss ich die Detailverliebtheit loben. Die Welt ist lebendig und farbenfroh und das Paradestück eines jeden Pokémontitels, die Duelle, sehen fantastisch aus. Die Animationen sind flüssig und passen zu den jeweiligen Monstern wie die Faust aufs Auge.
Allerdings rede ich hier von der 2D Funktion. Kaum schiebt man den 3D Regler nach oben bricht die Framerate dramatisch ein und die meisten Gebiete der Oberwelt werden nicht mal in 3D dargestellt. Es scheint klar, dass der Tiefenfaktor für Game Freak eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Dann wird mir auch klar, warum Nintendo den allseits belächelten 2DS bald lancieren wird.
Natürlich finden sich in diesem Ableger auch einige mehr Pokémon als bisher, genauer gesagt gibt es über 700 einzufangen. Das ist eine gigantische Zahl im Vergleich zu den 150 die es in der Urversion zu fangen gilt. Die Mischung aus neuen und klassischen Biestern ist gelungen, doch natürlich gibt es bei dieser Masse auch das eine oder andere Pokémon welches lieber nie entdeckt worden wäre.
Seit der zweiten Generation wurde kein neuer Typ mehr in die Serie aufgenommen, das ändert sich in diesen Versionen mit dem neuen Typ Fee. Dieser wurde in erster Linie eingeführt um den übermächtigen Drachentypen ein wenig Paroli bieten zu können. Ein weiteres Novum findet sich in der Form von Mega Evolutionen. Diese funktionieren anders als die herkömmlichen Evolutionen, welche mit Erfahrungspunkten und gestiegenen Levels eintreten. Mega Evolutionen finden in einem Kampf statt und sind temporär, besitzt man sowohl den Mega Stein als auch den Mega Ring können manche Pokémon über ihre Grenzen hinausgehen und so den Kampf meist zu euren Gunsten entscheiden.
Für Spieler der alten Garde mag das blasphemisch sein, doch jüngere Spieler werden sicher ihre Freude an dem Feature haben. Überraschungen und Entdeckungen warten an jeder Ecke und dank dem weltweit gleichzeitigen Release kann die ganze Community zur selben Zeit an der Reise teilnehmen.
Fazit:
Gamefreak ist erneut ein echt grosser Wurf gelungen. Sie haben es geschafft, eine in die Jahre gekommene Serie wieder frisch zu gestalten. Es ist mehr eine Evolution als eine Revolution, doch Anhänger werden mit Freude wieder eintauchen und zahlreichen Neulingen dürfte es wie mir ergehen als ich die rote Version damals auf meinem Game Boy zum ersten Mal gespielt habe. Im Grunde geht es doch bei Pokémon darum Neues und Faszinierendes mit anderen zu teilen, das hat sich zum Glück über die Jahre nicht geändert.
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