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The(G)net Review: Phantom Fury (Console Edition)

Ich bin der der Blütezeit der Ego-Shooter aufgewachsen und habe die Entstehung des Genres quasi vom ersten Tag an miterlebt. Wolfenstein, Doom, Half-Life, Duke Nukem, you name it! Klar, dass ich mich als GenX-ler zu den modernen "Boomer-Shootern" hingezogen fühle. Davon gibt es mittlerweile ziemlich viele. Der zur Zeit neueste ist Phantom Fury.


Phantom Fury Console Edition Xbox Series X Test Review Testbericht PlayStation Nintendo Switch

Phantom Fury hat einen Vorgänger; Ion Fury aus dem Jahre 2018. Dieser nutzte damals noch eine jahrzehntealte Grafik-Engine, gefiel mir persönlich aber eigentlich ganz gut. Im Jahr 2024 schlüpfen wir nun erneut in die Rolle von Shelly "Bombshell" Harrison im Nachfolger "Phantom Fury", der dieses Mal die Unreal Engine 4 nutzt und darum schon seit einiger Zeit auf meiner Watch-List steht. Ion Fury setzte noch auf 2D-Sprites für Charaktere und Feinde. Hier werden polygonale 3D Assets eingesetzt, was dem Look-and-Feel eines Half-Life oder Quake sehr nahe kommt.


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Wie bei jedem retro-inspirierten Shooter spiegelt sich der Schwierigkeitsgrad von Phantom Fury in seinem Leveldesign wider, was sich für diejenigen, die nicht an ältere FPS-Spiele gewöhnt sind, oft als stumpf oder vage anfühlt. Als Fan des ursprünglichen Half-Life fand ich das aber erfrischend, weil man einfach nicht dauernd an die Hand genommen wird - abgesehen von einigen Begegnungen und Rätseln gegen Ende des Spiels, die eher dazu dienten, die Spielzeit künstlich aufzublähen. Obwohl die Levels linear verlaufen bleibt genügend Raum für Erkundungen mit dem"Aha-Effekt", den moderne Single Player Shooter nicht mehr bieten.


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Wie schon im ersten Teil verfügen die meisten Waffen in Phantom Fury über eine sekundäre Funktionsweise. Ganz neu in der Fortsetzung ist jedoch eine umfangreiche Liste freischaltbarer Power Ups für Shellys neuen bionischen Arm (und später den Poweranzug), der die Fähigkeiten weiter ausbaut und verbessert. Mit subtilen, aber nützlichen Upgrades wie der Möglichkeit, beidhändig geführte Waffen nicht nachladen zu müssen, einem Energieschild oder einer starken Lade- und Aufziehfunktion für die bionische Faust gibt es eine Menge Möglichkeiten, den manchmal überwältigenden Gegnermassen Herr zu werden. Im Laufe des Spiels bauen wir uns ein grosses Arsenal auf, von Pistolen über Schrotflinten bis hin zu Sturmgewehren und Energiewaffen. Einige stammen aus Ion Fury, wie z.B. die Energiearmbrust, die Bowlingbomben und Shelly's kultiger Loverboy-Revolver. Via krudem Upgrade-System verpassen wir den Schiesseisen neue Feuermodi oder erweitern die Funktionalität des bionischen Arms. Einige dieser Upgrades sind für das Gameplay durchaus sinnvoll, wie z.B. die Betäubungsfunktion der Schrotflinte oder die Projektile des Plasmagewehrs, die von Wänden abprallen. Andere sind schlicht unnötig oder gar unnütz.


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Genreüblich ist der Spielverlauf im Grunde eine Schlüsselkartenjagd, aber Phantom Fury versucht, diese Struktur durch Puzzle-Elemente aufzumischen. Ähnlich wie in den Half-Life-Spielen gibt es eine Reihe physikbasierter Rätsel und solche, bei denen man z.B. die Energie umleiten muss, um verschiedene Bereiche eines Levels zu erreichen. Für "alte Hasen" freilich nichts Neues. Frisch fand ich, dass die Puzzles teilweise mit dem Level-Design verknüpft waren. An vielen Stellen wird nicht sofort klar, wie man an bestimmten Hindernissen vorbeikommt. Das ist richtig "old-school" und gefällt mir persönlich ganz gut, da ich gerne knoble. Ich kann aber verstehen, wenn jüngere Spieler keine Nerven für sowas haben. Seht das Folgende als Warnung: Objekte, mit denen man interagieren kann, werden nicht hervorgehoben. Es gibt auch Elemente wie Türen und Aufzüge, von denen man einige öffnen und betreten kann. Andere sind statisch, sehen aber identisch aus. Gefällt euch das nicht, lasst ihr lieber die Finger von Phantom Fury.


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Ein zentraler Punkt in Phantom Fury ist hingegen tatsächlich ziemlich schlecht: Die KI der Feinde ist extrem inkonsistent. Meistens rennen alle wie vom Affen gebissen durch die Räume oder stehen einfach nur still, bis sie abgeknallt werden. Das hohe Gegneraufkommen ist stellenweise echt ermüdend, was mich gegen Ende dazu bewogen hat, einfach an den hirntoten Schlaumeiern vorbeizulaufen. Die Probleme mit den Feinden spiegeln sich auch bei den Bosskämpfen wider. Diese bieten aufgrund ihrer Aufmachung meist ein wenig Spektakel und sehen oberflächlich betrachtet ziemlich cool aus. Im Grunde genommen sind sie aber einfach nur Standardgegner mit mehr Lebensenergie. Dass viele der Bosse später auch noch mehrfach recycelt werden, fühlt sich ebenfalls wenig prickelnd an.


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Technisch konnte mich das Spiel auch nicht ganz überzeugen. Die Steuerung geht noch halbwegs in Ordnung, auch wenn man als Konsolen-Spieler ohne aktivierte Zielhilfe oft ins Leere schiesst. Eine stotternde Framerate sollte bei dieser kruden Optik auf der Xbox Series X allerdings nicht sein und störte meinen Spielspass erheblich. Selbst ein VRR-Display hilft hier nicht. Hoffentlich können die Entwickler das Geruckle bald wegpatchen.



Fazit:

Meine Gefühle zu Phantom Fury sind insgesamt gemischt. Es ist bei weitem kein schlechtes Spiel. Ich hatte stellenweise wirklich Spass und es gibt hier einiges, was man mögen kann. Zum Beispiel die Half-Life-ähnliche Präsentation und das fantastische Level-Design. Im Kern weiss Phantom Fury jedoch nicht, was es wirklich sein will. Was eine grossartige Hommage an all die klassischen First Person Shooter hätte sein können, von denen es offensichtlich beeinflusst ist, wirkt stattdessen wie ein Mischmasch von Spielmechaniken, die ohne roten Faden zusammengewürfelt wurden. Wenn man dann noch die für heutige Verhältnisse bizarren technischen Unzulänglichkeiten und den Grafik-Schluckauf hinzunimmt, wird es Phantom Fury schwer haben. Selbst für die Zielgruppe, die immer auf der Suche nach retro-inspirierten Egoshootern sind, gibt es bereits viele bessere Alternativen. So bleibt Phantom Fury leider ein sehr durchschnittlicher Boomer-Shooter, der nicht an das herankommt oder sich darüber hinaus entwickelt, was seine Vorbilder bereits vor Jahren erreicht haben.


Phantom Fury Console Edition Xbox Series X Test Review Testbericht PlayStation Nintendo Switch

Phantom Fury ist digital für PC über Steam sowie für PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series X|S und Nintendo Switch erhältlich. Wir haben das Spiel auf der Xbox Series X getestet. Das Test-Muster stammt von 3D Realms, wofür wir uns herzlich bedanken!

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