Die langen Sommertage neigen sich langsam dem Ende zu, der Herbst steht in den Startlöchern. Damit steht nicht nur ein Temperatur-Umschwung an, auch das neuste Pro Evolution Soccer macht sich auf zum Händler des Vertrauens. Wir sind gespannt, was der neue Jahrgang mit sich bringt.
Was sich auch in diesem Jahr nicht ändert: Es stellt sich als gar nicht mal so einfach heraus, ein Review zum nur in wenigen Punkten veränderten Fussball Spiel der Japaner zu schreiben. Jedenfalls nicht, ohne sich in ständigen Wiederholungen zu verfangen. Dasselbe trifft aber selbstredend auch auf die kanadische Konkurrenz zu. Auf dem Markt gibt es seit bald zwei Jahrzehnten faktisch nur PES und FIFA. Ab und an versuchten sich andere daran, ihr Produkt im absatzstarken Fussballspiele-Markt zu etablieren; geklappt hat das nie. Das hat seine Gründe: Sowohl FIFA wie auch PES haben seit jeher zweifelsfrei ihre Stärken und damit einhergehend eine treue Anhängerschaft. So stellt sich in diesem Review einmal mehr die Frage, ob langjährige FIFA Spieler in diesem Jahr zur Konkurrenz wechseln würden oder PES-Fans gar nicht mehr mit ihrem Liebling zufrieden sein sollten.
Wirklich viel hat sich nicht geändert in dieser Hinsicht. Auch 2018 werden PES-Jünger die Stärken der heiss geliebten Serie zu würdigen wissen. Und ebenso werden FIFA-Spieler sich über den ein oder anderen Makel beim Konami-Spross ärgern. Wenig überraschend gehören hierzu auch in diesem Jahr die mangelnden Lizenzen. Zwar hat es Konami geschafft, neue (unwichtige) Ligen zu lizenzieren, doch ersetzen jene in keinster Weise fehlende Top-Ligen. Zwar befinden sich jetzt offiziell lizenzierte Teams der belgischen wie auch der russischen Liga mit auf der Disc, Premier League und Bundesliga fehlen aber nach wie vor. Für den einen oder anderen Schweizer sicherlich interessant ist die voll lizenzierte Swiss Super League. Den Mangel an Top-Lizenzen mag man Konami nicht vorwerfen können, dem Gesamtbild und vor allem der Atmosphäre rund herum um das Geschehen hilft die Situation aber erneut nicht.
Zugutehalten darf man den Japanern in diesem Jahr die wirklich sehr gelungene Grafik. Speziell die lizenzierten, bekannten Spieler und Stadien sehen atemberaubend gut aus (unbekanntere Spieler im Gegenzug sehr schwach). Genau so hübsch sind die Animationen der Spieler-Modelle. Was gar nicht geht und schlicht nicht mehr zeitgemäss ist, sind ausnahmslos alle Menüs im Spiel. Diese waren schon vor zehn Jahren keine Schönheit, wirken im Jahr 2018 aber schlicht nur noch erbärmlich. Kann man sich damit noch arrangieren bzw. sich daran gewöhnen, nerven noch immer die zig Wiederholungen mitten im Spiel. Gefühlt jede zweite Aktion wird mit einem Replay «belohnt». Besonders ärgerlich dabei: Das Filmchen darf nicht mittels X bzw. A Button abgebrochen werden, sondern der Spieler wird immer aufgefordert, die viel umständlicher liegende Option bzw. Start Taste zu drücken. Auch das kennen PES Spieler seit Jahren, genau wie bei den Menüs stellt sich die Frage, wieso eine derart einfach zu behebende Sache nicht endlich mal angegangen wird. Das gilt übrigens auch für die akustisch schwache Stadion-Atmosphäre inklusive wenig berauschendem Kommentar dazu.
«Entscheidend is auf’m Platz» sagte schon Alfred Preißler, ehemaliger BVB Kapitän aus dem letzten Jahrtausend. Das zählte auch in den vergangenen Jahrzehnten bei Videospiel-Umsetzungen unseres heiss geliebten Sports. Und so ist es auch heuer. PES 2019 spielt sich nochmal eine Stufe besser als sein bereits gelungener Vorgänger. Das Spiel wirkt insgesamt etwas entschleunigt, und damit noch eine Prise realistischer. Dazu trägt auch der merklich grössere Energie-Verzehr von Dauer-Rennen bei. Die Spieler haben neu «magische Momente». Konami bezeichnet damit individuelle Spielstile einiger Rasensportler.
Der auffälligste Akteur auf dem Rasen ist und bleibt aber der Ball, bzw. dessen Physik. Jener war schon immer der grosse Unterschied zur EA-Konkurrenz. Das Gameplay fühlt sich insgesamt weniger konstruiert an, der Spieler erhält stets das Gefühl, alleine für erfolgreiche oder misslungene Spielsituationen verantwortlich zu sein. Ein bei FIFA oft kritisiertes Momentum finden wir bei PES nicht. Was wir aber finden sind abstruse Torwart-Aktionen, oder eben nicht-Aktionen. Oft bewegen sich die Hintermänner nur widerwillig von der Linie weg, was etwas sonderlich wirkt und nervenaufreibend sein kann. Zu guter Letzt wurden die starken Kopfbälle abgeschwächt, aktuell gestaltet es sich deutlich schwerer, einen Eckball erfolgreich zu verwandeln. Wie so oft geht es auch bei PES meist nur in die eine oder andere Richtung; in einem Jahr wird es dem Spieler zu einfach gemacht, im darauffolgenden grenzt es an Unmöglichkeit.
Zu guter Letzt bietet auch PES diverse Spielmodi an. Der Managermodus bleibt grösstenteils unverändert und gerade im Singleplayer-Betrieb fällt die hässliche Menü-Führung noch mehr ins Auge. Online geht es in der Liga zur Sache oder aber im myClub Modus. Letzterer bietet jetzt unter anderem auch Spieler der Woche Karten, also Spieler mit verbesserten Werten aufgrund deren Performance im realen Liga-Alltag. Damit hinkt der Modus der EA Konkurrenz hinterher; aber immerhin bleibt er noch im Rennen. Dennoch macht der FUT-Modus bei FIFA in jeder Hinsicht mehr her. PES Spieler freuen sich dennoch über kleine Verbesserungen und dürfen selbstverständlich mittels Echtgeld der perfekten Elf nachhelfen. Online warteten wir übrigens eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich der erste Gegner gefunden wurde, sowohl mit einem drei- wie auch einem vier-Sterne Team. Ist das Spiel mal gestartet, läuft das Geschehen je nach Leitung des Gegners flüssig.
Fazit:
Ich gehöre zu den bekennenden Bundesliga-Fans, schaue mir nach Möglichkeit jedes Bayern-Spiel an. Die Lizenzierung macht bei mir einen wesentlichen Spass-Faktor aus, wenn ich mit meiner Elf online antrete. Die gesamte Aufmachung die Sky wöchentlich bietet, das Flair der TV-Ausstrahlung, authentische und atmosphärische Zuschauerränge, all das gehört für mich zu einem Vertreter der Top-Fussballspiele mit dazu. Leider mangelt es PES auch heute noch an vielen Punkten. Oft quäle ich mich durch die altbackenen Menüs um endlich im eigentlichen, mit grossartigem Gameplay unterlegten Spiel anzukommen. Dort ärgere ich mich erneut über nur mittels Start-Button wegdrückbare und viel zu häufige Replays und kaum Stadion-Atmosphäre, und das trotz der erstklassigen Grafik. Das ist alles schade, denn das vermittelte Ballgefühl sucht seinesgleichen. Auch PES 2019 wird nur wenige FIFA Spieler zum Abwandern bewegen, umgekehrt dürfte das selbe eintreffen. Mein Traum ist noch immer eine Symbiose der beiden Marken – leider bleibt der wohl auf ewige Zeiten unerfüllt. PES 2019 ist auf dem Rasen Top, ansonsten aber oft nur Durchschnitt – das reicht leider nicht, um FIFA den Rang ab zu laufen. Wer auf die halbgaren Nebenschauplätze verzichten kann holt sich ein erstklassig spielbares Fussball-Spiel nach Hause. FIFA Anhänger spielen zumindest Probe, es lohnt sich.
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