Der Sommer nähert sich seinem Ende, die Tage werden kürzer, die ersten Gedanken zu Weihnachtsgeschenken nähern sich dem eigenen Grosshirn. Nicht nur das, auch das neuste Pro Evolution Soccer steht wieder vor der Tür. Zu früh für ein Weihnachtsgeschenk; das hat uns nicht daran gehindert, einen Blick darauf zu werfen.
Seit 2001 buhlt Konamis Fussball Simulation um die Gunst der Käufer. Damals noch für die erste PlayStation erhältlich und unangefochtener Platzhirsch. Tatsächlich dominierte PES die virtuelle Fussballlandschaft über Jahre. Viele bekennende FIFA Spieler wechselten in der Area der ersten PES-Spiele zum japanischen Konkurrenten. Gegen 2009 zeigte sich eine Tendenz in die entgegengesetzte Richtung. FIFA holte massiv auf, überholte gar den alteingesessenen König in vielerlei Hinsicht. Konami steuert nun seit einigen Jahren hart gegen und versucht mittels erstklassigem Gameplay und eigenen Lizenz-Deals dem EA-Produkt den Rang abzulaufen.
Gleich vornweg: PES 2018 sieht so gut aus wie noch nie. Von den Zuschauer-Rängen über den Rasen bis hin zu den Spielern, das wirkt alles wie aus einem Guss. Geschmeidige Animationen und spektakuläre Torraum-Szenen überzeugen Fussball-Spieler auf der ganzen Linie. Dennoch: FIFA 18 macht aufgrund der Demo grafisch etwas mehr her, dort zeigt die Frostbite Engine, was sie kann. Bislang wenig berauschend war die Menüführung. Aber selbst hier legten die Japaner nach. Zwar wirkt der Umgang mit den PES Spieloptionen noch immer nicht so frisch wie bei FIFA, es wurde aber deutlich Staub abgelegt, verglichen mit den Vorgängern. Wo wir schon bei der audio-visuellen Qualität des Titels sind: Das Kommentatoren-Duo ist leider nach wie vor alles andere als überzeugend. Oft wiederholen sich die belanglosen Phrasen gar innert einem Spiel und wirken genauso oft deplatziert. Auch die akustische Unterstützung der Fans im Stadion kann nach wie vor nicht ganz mit der erstklassigen Vertonung von FIFA mithalten, wurde aber einmal mehr verbessert.
Ein weiterer stiefmütterlich behandelter Part in PES sind seit jeher die vorhandenen Lizenzen. Die Japaner machen, was sie können. Um wenigstens einige der Top-Clubs ins eigene Spiel zu integrieren, sind strategische Partnerschaften eingegangen worden. So ist bspw. Borussia Dortmund oder der FC Barcelona originalgetreu im Spiel vorhanden (jenes gute Dutzend Teams wird auch gerne in Trailern gezeigt) und sehen erstklassig aus. Die Stadien dieser Teams sind gar exklusiv im Konami-Titel zu finden. So gut diese Teams umgesetzt wurden, so unerfreulich ist es nach wie vor, dass viele andere Top-Clubs und gar ganze Ligen nicht zu finden sind. Aus der Bundesliga beispielsweise befinden sich nur der bereits erwähnte BVB, Schalke sowie Leipzig auf der Disc. Den FC Bayern suchen wir vergebens, jener ist mit EA eine Exklusiv-Partnerschaft eingegangen. Eine für den Fussball-Fan letztendlich schlicht unerfreuliche Entwicklung; aber das kennt jener bereits aus der Vergabe der TV-Rechte im deutschsprachigen Markt.
Wo PES seit jeher auftrumpft, das wissen nicht nur Fans der Serie: Gameplay und taktische Einstellungen sind wieder mal über jeden Zweifel erhaben. Speziell Letztere bieten extrem detaillierte Möglichkeiten, benötigen aber auch einiges an Einarbeitungs- und Test-Zeit, ansonsten wird man als angehender Meister-Trainer rasch überfordert. Notwendig sind die taktischen Scharmützel aber selbstverständlich nicht, auch in der Standard-Konfiguration lassen sich die Teams erstklassig über den Rasen bewegen. Nun dank strategischem Dribbeln gar noch eindrucksvoller, je nach aktivem Spieler versteht sich. Unterschiedlichste Ballannahmen, brachiale Fouls, wunderschöne Seitenwechsel und perfekt angeschnittene Weitschüsse, hier gibt es alles. Die Schusskraft wurde im Verhältnis zum Vorgänger wieder ein wenig abgeschwächt, eine erfreuliche Tatsache, wirkten jene doch etwas gar unrealistisch. Zu guter Letzt wurden die Standards etwas modernisiert und wirken nun etwas besser ins Spiel integriert. Ganz so simpel wie in FIFA lassen sich aber die Standard-Situationen noch immer nicht in ein gegnerisches Tor umsetzen.
Wie EA das vorgemacht hat, ist auch bei Konami schon länger der eine oder andere Spielmodus mehr vorhanden. So geht es in Freundschaftsspielen, dem Meister-Liga Modus, Liga, Pokal oder gar Champions- oder Euro-League zur Sache. Nach wie vor dürfen wir auch im Ultimate Team Konterpart „MyClub“ antreten und virtuelle Spieler erspähen. Mittels Echtgeld-Einsatz geht das selbstverständlich auch im fernen Osten einfacher und schneller. Ein Geschäftsmodell, dass sich als äusserst lukrativ erwiesen hat und somit auch gerne von Konami eingesetzt wird. Einen Story-Modus, wie es FIFA im vergangenen Jahr eingeführt hat, suchen wir aber noch immer vergebens. Zu guter Letzt geht es natürlich auch wieder online zur Sache, neu auch kooperativ. Wie gut und schnell die Verbindungen zu den potentiellen Gegnern zu Stande kommen und auch ablaufen, konnten wir mangels aktiven Server-Verbindungen leider noch nicht testen. Erfahrungswerte zeigen, dass hier die Probleme der Japaner liegen.
Fazit:
PES spielt sich erstklassig, bietet schier unendliche taktische Möglichkeiten und sieht wahrhaftig sehr hübsch aus. Menüführung und die verschiedenen Modi ausgenommen, jene wurden zwar um ein Vielfaches verbessert, können aber noch immer nicht mit dem kanadischen Konkurrenten mithalten. Auch Modi wie Myclub überzeugen im Gesamtbild nicht im gleichen Masse wie das bei Ultimate Team der Fall ist. Hier spielt die optische Darstellung eine nicht unwesentliche Rolle. Das Gefühl der Ballbehandlung hingegen spricht nach wie vor für PES. 2018 sieht es derzeit danach aus, dass die Entscheidung, welchen Fussi-Titel man sich nach Hause holen möchte, völlig individuell ausfallen wird. Sollte das später in diesem Monat erscheinende FIFA nicht völlig in eine andere Richtung gehen als dessen Vorgänger, wird es schlicht eine Frage des persönlichen Geschmacks sein. PES jedenfalls ist ein Top Fussball Spiel, klar besser als seine direkten Vorgänger und mit viel Liebe rund um das Spiel mit dem runden Spielgerät programmiert. PES Verfechter haben den Titel bereits zu Hause, FIFA Anhänger spielen wenigstens Probe.
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