Konamis Pro Evolution Soccer geht in die Jubiläums-Saison. 20 Jahre vergnügen wir uns bereits mit dem Fussi-Spiel. Mal mehr, mal weniger. Was wir im aktuellen Jahr erwarten dürfen und ob uns PES endlich wieder so richtig in seinen Bann ziehen konnte, haben wir uns kurzerhand angesehen.
Seit Winning Eleven 1995, damals sowohl auf dem Super Nintendo wie auch auf der PlayStation, verzückt uns Konami mit PES. Die fortwährende Begeisterung, die ihren Höhepunkt mit PES 5 auf der PlayStation 2 erlangte, konnte leider nicht in die Neuzeit gerettet werden. Vergangene Jahrgänge waren zwar immer sehr gute Fussball-Spiele, aber der Glanz vergangener Jahre erreichten die Japaner jeweils nicht mehr. Erschwerend hinzu kam sicherlich, dass die Konkurrenz in Form von Electronic Arts sich seit 2009 selbst übertrifft. Ebenso wenig hilfreich, die nach wie vor verzwickte Lizenz-Situation. Konami muss Jahr für Jahr ein Spiel mit kaum vorhandenen original Spielern und Teams an den Mann bringen.
Soviel sei schon verraten: Auch im jubiläums-Jahr ändert sich nur wenig an dieser Tatsache. PES ist seit jeher nicht durch eine übermässige Auswahl original Mannschaften bekannt. Bundesliga Kenner freuen sich selbstverständlich über die Bayern, weiterhin darf jetzt auch der (wohl für niemanden interessante) VFL Wolfsburg mit ran. Zudem starten die Gladbacher möglicherweise besser in die virtuelle Saison, als das in der Realität der Fall ist. Alle anderen Teams, inklusive der in der Champions League vertretenen Leverkusner, fehlen gänzlich. Spanien und Frankeich hingegen befinden sich mit auf der Disc, aus anderen Ligen spielen vereinzelte Teams im aktuellen PES mit. Ansonsten gilt wie immer: Eine blühende Fantasie hilft beim Erkennen der restlichen Mannschaften.
Genauso karg verhält es sich mit dem lizenzierten Champions League Modus sowie dem altbekannten Meisterliga Bereich. Zwar wurde in einigen Bereichen nachgebessert, eine wirklich überzeugende Leistung ist das aber leider noch lange nicht. Neben dem Platz will hier schlicht zu wenig Stimmung aufkommen. Übrigens auch auf dem Platz nicht. Wenig überzeugende deutsche Kommentatoren (Fuss wechselte zur Konkurrenz) sowie äusserst bescheidene Stadion-Atmosphäre, das hilft leider auch nicht, den Gesamteindruck zu verbessern. Dazu kommen Kleinigkeiten wie das optisch katastrophal anmutende und unübersichtlich wirkende Menü, an welches Dauerspieler sich freilich dennoch schnell gewöhnen werden. Wo der Rasen genauso wenig überzeugt, wirken zumindest die Spieler schön modelliert und oft mit sehr hübsch nachgestalteten Gesichtern.
Offensichtlich bringt PES auch nach 20 Jahren noch keine anständige Präsentation neben den Rasen, geschweige denn ist es in der Lage, mit dem EA Drumherum mitzuhalten. Am Ende gewinnt, wer die Tore schiesst. Nach diesem Motto liegt PES weit vorne. Der ansonsten so mit Fokus auf Simulation bedachte Titel überrascht mit einem weitaus Action orientierterem Spielgefühl. Mit schnellem und durchdachtem Passspiel hebeln wir die gegnerische Verteidigung aus und lassen Gewaltschüsse auf dessen Tor los. PES spielt sich so gut wie lange nicht, die Spielgeschwindigkeit wirkt aber einen Tick zu hoch. Die Schüsse teilweise wahnwitzig schnell. Die Offensive zu stark. Insgesamt spielt sich der aktuelle Jahrgang wesentlich flüssiger als seine direkten Vorgänger und gefällt somit auch deutlich besser.
Fazit:
Ich würde PES so gerne richtig gut finden. Im Vorfeld freue ich mich über Konamis Ankündigungen und erhoffe mir eine Rückkehr zur alten, unangefochtenen Serien-Stärke. Zwar ist PES 16 einen grossen Schritt in die richtige Richtung vorangegangen was das Spielgefühl angeht, in anderen Bereichen aber auf der Stelle getreten oder gar unnötig zurückgelaufen. Die Menüführung sowie die Stadionatmosphäre gehen gar nicht, hier gibt es auch keinerlei Ausreden. Bei der mangelhaften Lizenz-Situation dagegen schon. Das kreiden wir den Japanern aber nicht an. Irgendwie wird man aber das Gefühl nicht los, dass Konami sich bewusst in eine andere, mehr Arcade fokussierte Spielrichtung bewegt, um sich von FIFA zu distanzieren; aber das funktioniert. PES ist ein sehr gutes Fussballspiel, das aktuell neben FIFA gespielt werden kann. Speziell in geselliger Runde macht der Titel ohne Zweifel Laune. Spieler die Wert legen auf Lizenzen, das ganze Drumherum, sowie unzählige, richtig gut gemachte Spielmodi, werden bei PES nicht das grosse Glück finden. Redaktions-Intern erhält PES die Position des Zweit-Spiels, ideal zur Abwechslung. Fussball-Fans die mehr auf Arcade-Kicks stehen, können sich in diesem Jahr möglicherweise noch mehr mit PES anfreunden.
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