Böse! Jeder will es doch insgeheim einmal sein. So richtig böse und ohne die Konsequenzen fürchten zu müssen. Overlord bietet genau das. Der Spieler darf wahlweise gut oder böse sein. Egal welcher Weg gewählt wird, bei Overlord geht so richtig die Post ab.
Als erstes lernen wir Gnarl kennen. Bei ihm handelt es sich um den Hofzauberer, welcher zu jeder Zeit dem Spieler mit gutem Rat zur Seite steht. Er setzt diesen Vorsatz auch gleich in die Tat um und führt den Spieler in ein angenehm kurzes Tutorial, in welchem die Steuerung erklärt wird. Nicht, dass dies wirklich nötig wäre, da sie recht einfach und intuitiv gehalten wurde. Trotzdem ist das Tutorial hilfreich und erspart das Rumprobieren. Jetzt kann es so richtig los gehen. Am Anfang steht der Overlord doch noch ziemlich alleine in seinem baufälligen Turm da. Gnarl schlägt daher vor, sich in einem ersten Schritt um den Wiederaufbau der Ruine zu kümmern und schickt uns durch ein Portal in die Nähe eines Dorfes. Vor diesem grasen ein paar Schafe auf einer Wiese. Nachdem diese geschlachtet wurden, geben sie gelbe Orbs frei, welche eingesammelt werden. Jeder dieser Orbs entspricht einem Leben für einen eurer Schergen.
Diese "Gremlins" werden an bestimmten Portalen herbeigerufen. Die demonischen Schergen haben ihren Zweck. Ein Overlord will sich ja nicht die Hände mit dem Blut der zahlreichen Opfer beschmutzen. Daher schickt er lieber seine Günstlinge in die Schlacht. Zu Beginn ist die Anzahl der Lakaien noch auf 10 Stück limitiert. Doch im weiteren Verlauf der Geschichte, wird diese Anzahl kontinuierlich erhöht. Natürlich können die Günstlinge des Overlord noch mehr, als nur Mensch und Tier nieder zu metzeln. Auf Befehl räumen sie grosse Gegenstände aus dem Weg, sammeln die freigesetzen Orbs ein, zerstören rumstehende Kisten, Amphoren und Fässer und bereichern sich an derem Inhalt. Das Gold fliesst dabei in die Kasse des Overlords. Die gefundenen Waffen behalten die Lakaien gleich selbst. So ausgerüstet sind sie auch etwas stärker und im Falle von Rüstungen auch besser geschützt.
Auch mit dem Overlord kann gekämpft werden. Sein Schwert trägt er ja nicht nur zur Zierde. Besser ist es, mit ihm aber etwas im Hintergrund zu bleiben, seine Schergen zu befehligen und zwischendurch etwas Magie, z.B. in Form von Feuerbällen, einzusetzen. So gerüstet wird die Umgebung erkundet. Dabei ist die dem Spiel beigelegte Karte immer mal wieder hilfreich, denn eine 'in game'-Karte existiert nicht. Da es jedoch so viel zu entdecken und erkunden gibt, fällt das nicht so sehr ins Gewicht. Erst wenn ein Auftrag an einem bestimmten Ort durchgeführt werden soll und der Spieler sich erst dort hin begeben muss, dann wird es etwas mühsam. Zumindest, bis die Umgebung bekannt ist. Im Verlauf des Spieles werden 3 weitere Arten von Günstlingen gefunden, welche ganz unterschiedliche Fähigkeiten haben. Die Roten sind imun gegen Feuer, können durch die grösste Feuersbrunst marschieren und Brände löschen, ohne das ihnen nur ein Haar auf dem ansich kahlen Schädel gekrümt wird. Im Kampf werfen sie Feuerbälle und sind daher gut als Kämpfer in der zweiten Reihe geeignet. Die Grünen wiederum sind resistent gegen Giftgas und eignen sich dank Sprung-Attacken für den Nahkampf. Die blauen Schergen können als einzige schwimmen und bereits gefallene Kameraden wiederbeleben. Dafür können sie aber nicht kämpfen.
Die anfänglich erwähnten braunen Lakaien sind quasi die Infantry. Der Kampf ist ihre Stärke und sie sind nicht so leicht umzubringen. Gnarl und auch die Leute aus den Dörfern geben uns die "Quests". Sei dies die Befreiung von Menschen, welche als Sklaven gefangen gehalten werden oder eine Braut zu finden. Die Aufträge sind sehr vielfältig und abwechslungsreich. Dabei ist nicht auf anhieb ersichtlich, ob es sich dabei um Haupt- oder Nebenaufgaben handelt. Aber das macht dem Spass keinen Abbruch. Es werden immer wichtige Gegenstände gefunden. So entdeckt ihr bei einem Auftrag z.B. die Schmiede, mit der die Lakaien gegen ein Entgeld für euch neue Waffen und Rüstungen herstellen.
Durch andere gefundene Objekte wird der Lebens- und Magiebalken des Overlords verlängert. Sobald das Burgfräulein gefunden und eingezogen ist, darf sogar der Turm verschönert werden. Grafisch ist Overlord einfach nur erste Sahne. Die Kornfelder bewegen sich beim Durchschreiten, Bäume lassen sich anzünden, das Wasser reflektiert die Umgebung und bei den Häusern können praktisch die Backsteine gezählt werden. Blumen lassen die Umgebung in einer farbigen Pracht erblühen. Das Ganze erinnert irgendwie an Fable. Einige Lokationen sind eher düster und unheimlich gehalten. Das Licht der Fackeln reflektiert sich an den Höhlen- und Hauswänden. Man kann locker stehen bleiben und den Anblick der detailverliebten Grafik geniessen.
Das Ganze wird mit stimmungsvoller Musik und witzigen Soundeffekten untermalt. Die dezente Hintergrundmusik wird nach einer Weile nicht mehr bewusst wahrgenommen und das spricht für sie. Anders verhält es sich bei den Sound-FX. Die sind zu jedem Zeitpunkt present. Das Klingen der Schwerter, wenn Metal auf Metal trifft, das dumpfe Geräusch, wenn ein Körper getroffen wird, und immer die fies klingenden Stimmen der Schergen, wenn sie einen Befehl quittieren oder sich auf die Opfer stürzen. Bleibt der Spieler zu lange inaktiv, dann meldet sich auch Gnarl zu Wort und treibt euch an. Overlord, so wie es daher kommt, ist eines der Topspiele 2007. Die Idee wurde zwar damals mit Pikmin eingeführt, die Umsetzung in diesem Spiel weiss jedoch besser zu gefallen. Hoffentlich wird diese Franchise weitergeführt und die Spielergemeinschaft mit einem zweiten Teil verwöhnt.
Fazit:
Wer damals Pikmin mochte, der wird sofort Gefallen an Overlord finden. Aber auch den anderen Spielern wird dieses puzzlelastige Spielkonzept gefallen. Overlord vereinigt kurzeweilige, actiongeladene Kämpfe mit knackigen Rätseln. Dazu wurde noch eine Prise zartbitterer Humor beigefügt. Overlord ist ein neuer und vielverstprechender Stern am Spielehimmel und wer es nicht gespielt hat, der hat definitiv ein geniales Spiel verpasst.
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