Eidos’ neuestes Action-Adventure aus dem Hause Quantic Dreams, ein Mix zwischen Blade Runner und Shenmue, ist nach etlichen Verschiebungen nun doch noch erschienen. Grund für den Verzug war anscheindend die deutsche Sprachausgabe. Jetzt können wir also nur noch hoffen, dass sich die Warterei auch gelohnt hat!
Stellt Euch folgendes Szenario vor: Ein gigantischer Computer (in unserem Fall der Dreamcast persönlich – ja, das gehört zur Story!) reguliert das Leben in Omikron, einer futuristischen, virtuellen Stadt in einer parallelen Welt. Diese Welt braucht logischerweise Dreamcast-Spieler um zu existieren - und sobald Ihr als Zocker auf den verzweifelten Hilferuf von Kayl 669 im Intro eingeht, saugt es Euch auch schon in den gewaltigen Datenspeichern des virtuellen Universums, auf Nimmerwiedersehen! Denn von Omikron ist noch kein Spieler lebendig zurückgekehrt! Man sagt es gäbe dort Demonen, die einem die Seele rauben!
Na? Hört sich doch gut an, oder!? Lest auch unser Preview, wo Ihr neben weiteren Story-Schnippseln auch noch andere Screenshots betrachten könnt. Ihr müsst also diese Demonen vertreiben. Das ist gar nicht so einfach, denn Omikron ist riesig, grösser als beispielsweise Yokosuka (Shenmue). Auch hier dürft Ihr mit (fast) allen Personen quatschen, Shops, Restaurants oder Wohnungen besuchen, Fahrzeuge benutzen, an Kampfturnieren teilenehmen, oder sogar in Peep-Shows oder an illegale Konzerte (David Bowie “live”) gehen. Überall warten Teile eines riesigen Puzzles auf Euch, die die Storyline und somit den Plot langsam entfalten. Dabei spielt die Reihenfolge der gelösten Rätsel keine grosse Rolle. Die riesige Dimension des Spiels und das völlig unlineare Gameplay haben aber nicht nur Vorteile. So fühlt Ihr Euch zu Beginn ziemlich allein gelassen in dieser riesigen Stadt, ohne Clue was als nächstes zu tun ist. Ihr braucht viel Zeit und Geduld um alle Infos zu lesen und um nach weitverstreuten und kleinen Hinweisen zu suchen, die Euch in die richtige Richtung lenken.
Ist Euch der Einstieg gelungen bevor Ihr genervt das Pad in die Ecke werft, erwartet Euch dafür ein wirklich atemberaubendes Abenteuer! Lasst uns zu der technischen Seite von Omikron übergehen. Das Spiel lädt im Hintergrund und unterbricht das Gameplay eigentlich nicht, wenn da nicht die Ruckelorgien während des Ladevorgangs wären. Ihr müsst fast stehenbleiben und warten bis das Omikron-Lade-Logo wieder vom Screen verschwindet. Grafisch hat sich gegenüber der PC-Version überhaupt nichts verändert. Die Texturen sind teilweise recht verwaschen und etwas pixelig anzusehen, vorallem im 1st Person Mode. Die Charaktere haben zwar eine sehr gute Gesichts-Mimik, sind aber doch recht kantig und zum Teil steif. Innerhalb von Gebäuden läuft Omikron absolut flüssig, ausserhalb bekommt Ihr allerdings Nebel und stockende Frameraten zu Gesicht. Clipping-Fehler hab ich ebenfalls gesehen, wenn auch nicht häufig. Kurz, technisch sicherlich kein Meisterwerk, eher guter Durchschnitt. Dafür ist der Sound gut gelungen, nicht zuletzt dank Meister David Bowie, der ganze 8 Stücke aus seinem neuesten Album beigesteuert hat. Kommen wir zur Steuerung. Auch hier gibts Grund zur Beanstandung.
Der Adventure-Mode mit seiner Code-Veronica-Steuerung geht ok, aber die Fight- und Shooting-Szenen steuern sich recht träge. Ich weiss nicht wer auf die Idee kam, im 1st Person Mode mit dem Digi-Pad zu steuern und mit dem Analog-Stick zu zielen!? Ich hab doch keine drei Hände! Von den schlecht zu spielenden InGame-Fights fang ich jetzt gar nicht erst an. Die Steuerung ist alles in allem hackelig und ziemlich gewöhnungsbedürftig. Zum Glück wird in Omikron mehr gerätselt als gekämpft. Das hört sich jetzt vielleicht alles ziemlich negativ an, Ihr könnt mir aber glauben, dass Omikron trotz diesen Schwachpunkten Laune macht. Das liegt an der genialen Story (ich will Euch hier nichts verraten), den abwechslungsreichen Puzzles und der super Atmosphere. Jeder noch so abgebrühte hardcore Gamer wird in Omikron viele neue Dinge sehen und erleben. Auch ein Schuss Erotik fehlt nicht, was ich in den meisten Adventure-Games irgendwie vermisst habe. Die Städte (und andere Orte) sind überdimensional gross und laden zum frohen Erkunden ein.
Es gibt unglaublich viele Dinge zu sehen und zu erleben und sogar Side-Quests fehlen nicht, sprich Mini-Abenteuer die mit der eigentlichen Story nichts zu tun haben. So kann z.B. ganz ungezwungen an Kampfturnieren teilnehmen um etwas Geld zum machen (vorausgesetzt man gewinnt), in Sex-Shops gehen (und einkaufen!) oder sich in den Waffen-Shops in virtuellen Shooting-Arenas die nötige Treffsicherheit antrainieren. Euer Charakter wird im Laufe des Spiels ständig stärker und lernt neue “Kampftechniken” wie z.B. den Körpertausch - oder auch virtuelle Reinkarnation genannt. Ihr könnt in Omikron in einen xbeliebigen Körper schlüpfen (a la Shiny’s Messiahs), um nicht aufzufallen. Gerade dieser Aspekt ist genial und macht unheimlich Spass, auch weil das Game ja non-linear aufgebaut ist. So könnte man Omikron sogar mehrmals mit unterschiedlichen Charakteren beenden.
Zuletzt sei noch die gute, deutsche Sprachausgabe mit mehreren Antworten bei Konversationen erwähnt, die von den deutschen Synchron-Sprecher von Jack Nicholson, Al Pacino, Kevin Costner oder Pamela Anderson beigesteuert wurde. Unter all diesen Gesichtspunkten kann man den einen oder anderen technischen Ausrutscher durchaus verkraften und verzeihen, denn Omikron ist dadurch verdammt abwechslungsreich.
Fazit:
Ein nicht ganz ausgeglichener Genre Mix (Fighting, Shooting, Adventure) mit technischen Schwächen, der dank genialem Design, guter Ambiente, jeder Menge neueartiger, abwechslungsreicher Puzzles und dem Soundtrack von David Bowie dennoch überzeugen kann. Grafisch etwas arm, aber durchaus ein stimmungsvolles und abwechslungsreiches Sci-Fi Action-Adventure. Unbedingt mal Probespielen!
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