Obversavtion ist eine anspruchsvolle Erfahrung, etwas für Leute mit Grips. Hier geht es nicht um Alien-Rassen, telekinetische Kräfte oder abgefahrene Laser-Knarren, sondern vielmehr um das Umlegen von Schaltern, dem authentifizieren von Befehlen und einer zentralen, philosophischen Frage, die die Menschheit seit jeher beschäftigt.
Wir übernehmen die Rolle der künstlichen Intelligenz S.A.M. (System Administration and Maintenance) an Bord der Raumstation Observation, welche nach einem „Zwischenfall“ von der Astronautin Emma Fisher neu gebootet wird. Was genau passiert ist, und warum die meisten Crew-Mitglieder wie vom Erdboden verschluckt sind, das gilt es in rund fünf Stunden herauszufinden.
Unsere Aufgabe ist es Emma bei ihrer Suche zu unterstützen. Sie gibt uns Anweisungen oder stellt Fragen, auf welche wir durch Erkundung der Umgebung Antworten liefern sollen. Der Spielablauf erinnert prinzipiell an einen „Walking-Simulator“ und tatsächlich sind wir spielerisch sehr eingeschränkt. Wir suchen mit Hilfe von Bord-Kameras die Räume ab, legen virtuelle Schalter um, hacken Computer-Terminals und lösen Puzzles, um die Story voran zu treiben. Die vielen Mini-Games sind klever inszeniert, setzen auf Kombinations- und Gedächtnis-Aufgaben. Leider gingen den Entwicklern gegen Mitte des Spiels in dieser Hinsicht ein wenig die Ideen aus, weshalb wir die gleichen Aufgaben immer und immer wieder erledigen.
In jedem Segment der Station befinden sich normalerweise drei Kameras, die unterschiedliche Perspektiven auf den Raum bieten. Sobald wir als SAM die Kontrolle über einen bestimmten Raum bekommen, können wir die Kameras schwenken, das Bild vergrössern und verkleinern, um einen besseren Blick auf unsere Umgebung zu erhalten und mit Objekten zu interagieren. Haben wir etwas entdeckt, können wir das Emma melden. Dann entstehen oft interessante Dialoge mit multiplen Antwortmöglichkeiten und mit der Zeit entsteht sogar so etwas wie eine freundschaftliche Bindung zwischen der hübschen Wissenschaftlerin und der kühlen Bord-KI. Ein Scheitern durch Fehler ist übrigens nicht möglich. Es wird einfach so lange probiert und gesucht, bis die vorgegebene Lösung gefunden wurde.
Später erhalten wir einen physischen Körper in Form einer mit Schubdüsen angetriebenen Drohnen-Kugel. Fortan dürfen wir uns völlig frei innerhalb und auch ausserhalb der Raumstation bewegen. Das macht die Sache aber überhaupt nicht einfacher, was der ziemlich üblen Flugsteuerung zu verdanken ist. Nicht selten verlieren wir komplett die Übersicht, wissen nicht mehr was oben und unten ist oder wo wir als nächstes hin müssen. Nicht das Gameplay, sondern die Navigation durch die sterilen und oft identisch aussehenden Räumlichkeiten wird dann zur nervenaufreibenden Zerreissprobe. Das toll designte User-Interface mit samt einer (nichtssagenden) Karte liefert leider keine Abhilfe.
Zum Glück macht Observation diesen fundamentalen Fehler mit einer überaus spannenden Story und seiner herausragenden Optik wieder wett. Das Spiel sieht sensationell gut aus und baut eine tolle Atmosphäre auf. Es ist aber kein Horror-Spiel und wenn so etwas wie Angst entsteht, dann nicht durch billige Jumpscares. Es ist die Unwissenheit und in diesem Zusammenhang die eigene Fantasie die uns verängstigt. Das ist faszinierend und motivierend zugleich. Man will einfach wissen, wie es zu Ende geht, was dahinter steckt. Einzig die puppenhaften Animationen und der emotionslose Gesichtsausdruck unserer Heldin ruinieren die ansonsten perfekte Illusion, sich tatsächlich auf einer echten Raumstation zu befinden. Gerade bei Ausflügen ins All wirkt die Grafik nahezu fotorealistisch. Gut gemacht, Hut ab!
Fazit:
Observation erinnerte mich in den Trailern sofort an Stanley Kubricks 2001: Odyssey im Weltraum. Es gibt sogar eine eigene Version des Monolithen. Das war auch der Auslöser dafür, dass ich mir das Spiel unbedingt anschauen wollte. Das, und die Alien Isolation-mässige Sci-Fi Ästhetik, mit ihren 80er Jahre Soundeffekten und veralteten Computern hatten es mir sofort angetan. Tatsächlich gelingt es den Entwicklern, mich von Anfang bis Ende bei der Stange zu halten, trotz verkorkster Steuerung und dem vielen ziellosen Herumirren durch meist gleich aussehende Räume. Es ist die brilliante Atmosphäre die mich begeistert, die hübsche Grafik und die spannende Story. Auch wenn das Ende sehr fadenscheinig daher kommt und bei weitem nicht alle Fragen beantwortet (was vermutlich gerade der Punkt sein soll), bleibt mir als Science Fiction Fan das Erlebte sicher noch lange in Erinnerung.
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