“Who Wants to Live Forever” haben schon Queen im Jahre 1986 gesungen. Und auch heute sind viele Leute am ewigen Leben interessiert. In der Welt von Nobody Wants to Die (der Titel verrät es schon), wird dieser Traum endlich Realität. Zumindest für diejenigen, die es sich leisten können. Und wenn es um Geld geht, ist oft die Kriminalität nicht weit. Critical Hit Games hat sich diesem Thema angenommen und schickt uns in diesem narrativen Detektiv-Thriller in eine düstere Neo-Noir-Welt.
Wir schreiben das Jahr 2329 in New York. Mittlerweile ist es möglich, dass Verstorbene ihr Bewusstsein in einen neuen Körper transferieren können, wenn sie genug Geld auf den Tisch legen. Ewiges Leben sozusagen. Woher die neuen Körper kommen, ist nochmal ein anderes Thema. Natürlich sind nicht alle mit dieser Technologie einverstanden.
Bald passiert der erste brutale Mord und Detective James Karra wird auf den Plan gerufen. Dies allerdings illegal, da er selber eine düstere Vergangenheit hinter sich hat. Als Unterstützung (und zur Überwachung) bekommt er von seinem Vorgesetzten Sara Kai an die Seite gestellt, die ihn per Knopf im Ohr begleitet. Bereits in den ersten Minuten wird klar, dass James keine Frohnatur ist und daher perfekt in das Setting passt. Hier zeigt sich schnell, wie gut die Charaktere und die Geschichte geschrieben sind.
Am ersten Tatort eingetroffen beginnt James sofort mit seiner Detektivarbeit. Dabei helfen ihm feine futuristischen Gadgets. Mit dem UV-Gerät entdeckt er Spuren und mit dem mobilen Röntgengerät kann er sehen, was sich unter einer Oberfläche befindet. Noch viel praktischer ist der Reconstructor an seinem linken Arm. Mit diesem kann er stellenweise die Zeit vor- und zurückspulen und neue Hinweise analysieren. Das ganze passiert in der Ego-Perspektive, was für ein Spiel dieser Art eher neu ist und auch noch verdammt gut aussieht.
Nicht nur die Grafik macht einiges her, sondern die ganze Spielwelt lässt einem direkt in die düstere Atmosphäre eintauchen. Seien es die neonfarbigen Lichter oder der prasselnde Regen. Das Spiel vermischt eine Cyberpunkt-Welt mit bekannten Elementen aus dem Film-Noir-Genre. Dazu kommen der passende Soundtrack und die bissigen Kommentare des Protagonisten.
Spielerisch sollte man allerdings keinen Tiefgang erwarten, eben so wenig actiongeladene Schusswechsel. Leider wiederhohlen sich die Ermittlungen immer wieder an den verschiedenen Tatorten. Zwar gibt es in den Dialogen verschieden Auswahlmöglichkeiten, diese haben aber nur einen minimalen Einfluss auf die Story und deren Ausgang. Trotzdem ist diese spannend erzählt und es gibt den einen oder anderen Twist.
Fazit:
Wie bereits bei meinem letzten Review zeigt auch Nobody Wants to Die, dass gute Spiele nicht zwingend von einem grossen Entwickler kommen müssen. Selbst mit 5 - 6 Spielstunden, wie in diesem Fall, kann man sehr gut unterhalten werden. Und auch hier sind wieder die Atmosphäre, die Grafik und die Geschichte das Highlight. Wenn James zuerst ein paar Pillen gegen seine Halluzinationen schluckt, kurz an seinem Flachmann nuckelt (der scheinbar nie leer ist) und lässig die Zigarette wegschnippt, bevor er den Tatort betritt, hat das einfach Style. Auch über das flache Gameplay kann ich hinwegsehen. Stattdessen denke ich darüber nach, wer denn nun der wirkliche Bösewicht in dieser Geschichte ist. James, der eine illegale Ermittlung führt und Dreck am Stecken hat? Die grossen Firmen, die mit dem Tod anderer Geld verdienen oder der Serienmörder, der gegen das System ankämpft? Ich habe mich auf jeden Fall sehr gut unterhalten gefühlt und wer sich ein paar ruhige Stunden mit Detektivarbeit in einer wunderbar düsteren Welt einlassen will, sollte hier zugreifen.
Nobody Wants to Die ist digital für PS5, Xbox Series X|S und PC erhältlich. Wir haben uns die PS5 Version angesehen. Das Test-Muster stammt von Critical Hit Games, wofür wir uns herzlich bedanken!
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