Wenn ein neues Ninja-Game auf meinen Tisch flattert freue ich mich in meiner Eigenschaft als "wanna-be-Ninja" ganz besonders. Wenn der Entwickler dann noch "Team Ninja" heisst und es sich um eine Fortsetzung des 8-Bit Kult-Klassikers "Ninja Gaiden" handelt...
...ist es um mich geschehen! Was nicht bedeutet, dass ein weniger objektiver Test folgt, im Gegenteil. Gerade weil mir die Klassiker so ans Herz gewachsen sind, lege ich besonderes Feingefühl in dieses Review.
Tecmo hat den Release mehrere Dutzend mal verschoben, weswegen ich jetzt sehr gespannt auf das Resultat bin, zumal man sagt, dass solches 'Fine-Tuning' durchaus lohnenswert sein kann. Da wartet man gerne etwas länger, wenn das Resultat hält, was die Verschieberei verspricht. Aber genug geblubbert, lasst uns anfangen! Prinzipiell ist Ninja Gaiden ein typischer Vertreter der Gattung 'Beat'em All', also ein 'Prügel-dich-durch-Horden-von-Monster-bis-zum-Level-Boss'-Spiel. Speziell wird es durch die wirklich unübertroffene und pfeilschnelle Grafik und dem ausgereiften Fighting-System. Man könnte fast sagen, es sei eine Mixtur aus Dead or Alive (ebenfalls von Tecmo) und dem Capcom-Renner Devil May Cry. Der Adventure-Touch beschränkt sich aber meist auf das Lesen von Büchern und das Finden von Schlüsseln und Schaltern. Schön ist's trotzdem, auch weil die Story mit atemberaubenden CG-Cutscenes - Marke 'hängende Kinnlade' - erzählt wird.
Dabei kann die Story eigentlich clichéhafter nicht sein: Ein legendäres und allmächtiges Schwert wird gestohlen, dass über 450 Jahre lang von einem Ninja-Clan behütet wurde. Besagter Clan wird zu allem Überfluss dann auch noch ausgelöscht, bis auf einen: Ryu Hayabusa, und in dessen Schuhe schlüpft natürlich der Spieler. Rache ist Blutwurst, kann man da nur sagen.
Als Super-Ninja hat Ryu eine ganze Reihe Tricks auf dem Kasten. Schwert- und Nahkampf ist dabei natürlich das A und O und gerade in diesem Sektor trumpft Ninja Gaiden zum ersten mal richtig auf. Die Moves-Liste muss sich nicht vor der eines Dead or Alive oder Virtua Fighter verstecken und wenn man bedenkt, dass diese je nach Waffe auch noch variiert, kann man sich nur ehrfurchtsvoll verneigen und mit dem Training anfangen. Ohne ausgiebiges Training habt ihr in Ryus Welt keine Chance! Daher gleich die Warnung vorne weg: Ungeduldige und Leute ohne viel Zeit oder Geschick, sollten tunlichst die Finger von Ninja Gaiden lassen. Selbst für mich als alter Spiele-Tester - und selbst im Normal-Modus - stellt das Spiel eine ganz neue Herausforderung dar. Das ist aber typisch für die Serie, schon die Klassiker waren damals hammerhart. Dem Spieler werden zu jeder Zeit alle Mittel in die Finger gegeben, den zahlreichen aggressiven Gegnern Herr zu werden, man muss sie nur kennen und richtig anwenden. Darin liegt der Knackpunkt. Wer das begreift - und mit den oben erwähnten Charakter-Eigenschaften ausgerüstet ist - wird schon bald selbst zum Ninja!
Die Messlatte für das Gameplay bei Action-Games wurde mit diesem Spiel sicherlich neu definiert, weil es abwechslungsreicher nicht sein könnte. Mehr Moves und Möglichkeiten zur Selbstverteidigung gibt es in keinem Genre-Vertreter und gab es bisher auch nur in 1-on-1 Kampfspielen. Nicht nur Schwert und Shuriken gehören zu der Ausrüstung eines Hayabusa-Ninja, sondern mit der Zeit auch Pfeilbogen (mit Zoom!), Nunjakus, ein Zweihänder, diverse magische Armbänder und Items und sogenannte 'Ninpo'-Scrolls - also Smartbomb-artige Ninja-Magien, die durch simplen Druck eines Buttons ausgeführt werden.
Ryu selbst wird im Verlauf des Spiels immer stärker, sprich der Energievorrat vergrössert sich und die Waffen werden nach und nach aufgepowert. Muramasas Shops bieten zudem Potions und andere brauchbare Items an. Dort kann man auch gleich die gefundenen 'Scarabs' einlösen und erhält dafür geheime Waffen, Items und später sogar Ninja Gaiden 1 - den 8Bit Classic! Als wäre das nicht schon genug, kann man noch das Original Ninja Gaiden 2 und 3 freispielen.
Der Perfektionismus, der im ganzen Spiel deutlich spürbar ist, wird eigentlich nur durch ein Manko getrübt, und das ist die gewöhnungsbedürftige Kamera - ein leidiges Thema bei praktisch allen 3rd Person Action-Games. Im Speziellen jedoch hier, weil Ninja Gaiden ein extrem schnelles Spiel ist. Es kommt auf Reflexe und hundertstel Sekunden an. Man muss daher quasi genau soviel Training in die Kamera-Manipulation investieren, wie in die Einarbeitung der Moves. Teufel noch mal, man muss sogar die Kamera-Manipulation in die Combos einbauen, will man stets die beste Sicht!! Weil der Rest des Spiels aber praktisch perfekt rüber kommt, sieht man über dieses Problem lächelnd hinweg.
Fazit:
Als Spiele Tester darf man nicht "hypen"... ach, scheiss drauf! Mit Ninja Gaiden wirst Du garantiert zum Ninja! Holy Ninjaness!! Ich kann das Teil jedem Action-Fan nur wärmstens an Herz legen. Alles was ihr braucht sind Nerven aus Stahl, sehr viel Zeit für's (Kamera-) Training und eine XBOX! Ein fast perfektes Spiel in fast allen Belangen (Sound, Gameplay, Grafik) und mit sensationellen Secrets, wie ich finde. Wo bekommt man schon das ultimative Ninja-Gaiden Pack zum "popeligen" Preis eines einzigen XBOX-Spiels!? Über die Kamera-Sache sehe ich hinweg, schliesslich plagt dieses Problem die meisten Genre-Vertreter und Tecmo hat die Sache in meinen Augen gut gelöst. Ohnehin keine leichte Aufgabe bei dem Speed, mit dem das Geschehen on Screen abgeht. Gratulation Team Ninja, ihr bekommt von mir einen Gold Award - übrigens das erste mal seit wir für die XBOX Spiele testen!
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