Willkommen zurück in der Traumwelt! Was auf Sega Saturn seinen Anfang nahm, wird nun auf Nintendo Wii fortgesetzt. Mit Nights: Journey of Dreams veröffentlicht SEGA ein wunderschönes, gewaltfreies Abenteuerspiel. Kann es an den über 12 Jahre alten Vorgänger anknüpfen? Dies und andere Fragen versuchen wir in unserem Review zu beantworten.
Anno 1996... hach, das waren noch Zeiten! Die Playstation war noch grün hinter den Ohren und der Sega Saturn protzte mit vielen exklusiven und tollen Titeln. Einer davon war Nights into Dreams. Dem Sonic Team gelang ein wunderschönes Abenteuerspiel, wie es so bis dato noch keines gab. Auf vorgegebenen Bahnen flog man mit einem Harlekin durch quietschbunte Levels voller Ringe und sammelte Blaue Orbs ein. Zusammen mit dem Spiel veröffentlichte Sega noch den ersten Analogcontroller für Konsolen, welcher die Steuerung noch präziser machte.
In Fankreisen zählt Nights darum immer noch als DAS Kultgame und wird noch heute von vielen gespielt. 12 Jahre und ein paar Konsolengenerationen später, bringt nun das Sonic Team den Nachfolger für Nintendos Wii. Wie im Klassiker, habt ihr die Auswahl zwischen 2 verschiedenen Handlungssträngen. Die Hauptakteure heissen Will und Helen. Beide haben Familiäre Probleme und werden durch gewisse Umstände in eine Traumwelt befördert. Dort lernen sie den fliegenden Harlekin Nights kennen. Dieser erklärt ihnen, dass ein böser Harlekin Namens Wizeman, das Nightopia (die Traumwelt) unterjochen will und so allen Leuten Alpträume bescheren würde. Der Auftrag ist also klar. Rettet mal wieder die Welt und dieses mal sogar die Traumwelt.
Die Story ist sehr kindlich gehalten. Dies macht sich sofort bemerkbar und fängt auch früh an zu nerven. Für Kinder sicher in Ordnung, doch für ein bisschen ältere Spieler eine wahre Zumutung. Das sich die Zwischensequenzen nicht abbrechen lassen, ist umso tragischer. Nach gut 20 Minuten Gequatsche und Tutorial könnt ihr euch endlich ins Abenteuer stürzen. Ausgangspunkt ist immer die kleine Oberwelt, von welcher aus ihr die verschiedenen Level durch Türen betreten könnt. Jeder Level besteht meistens aus 5 verschiedenen Aufgaben und Abschnitten. Von einfachen "finde-den-Schlüssel", über "durchfliege eine bestimmte Anzahl an Ringen", bis hin zu Rettungsmissionen werdet ihr ein breites Spektrum an Aufgaben erleben. Betretet ihr einen Level, müsst ihr euch zuerst in der menschlichen Form auf die Suche nach Nights machen. Habt ihr diesen gefunden, fliegt ihr auf vorgegebenen Routen durch diesen Level. Hier findet ihr haufenweise Ringe und blaue Orbs. Wenn ihr diese Durchfliegt, sammelt ihr Punkte, welche euch am Ende des Abschnitts ein Rating beschert.
Da Nights auf vorgegebenen Bahnen herumfliegt, ist die Steuerung ziemlich simpel gehalten. Ihr fliegt meistens von Links nach Rechts. Die Kamera wechselt öfters und ihr seht das Geschehen daher vielfach aus verschiedenen Perspektiven. Ihr könnt die Bahnen aber zu keiner Zeit verlassen. So könnt ihr euch voll und ganz auf das Einsammeln der verschiedenen Items konzentrieren. Ihr könnt Nights mit der Wiimote, mit Wiimote und Nunchuck, dem Classic Controller oder dem Gamecube Controller zocken. Am angenehmsten geht es mit Wiimote und Nunchuck. Leider ist die Steuerung nicht 100% präzise, so dass ihr zum Teil Ringe oder Gegenstände verpasst. Dies aufgrund der Octagon Form des Nunchuck Analogsticks. Durch die Achteckigkeit lassen sich Loopings oder dergleichen einfach nicht „rund“ ausführen. Neben den Fluglevels kommt ihr auch noch in den Genuss von Jump n Run Abschnitten mit den Kindern. Diese waren schon im Saturn Original eine Zumutung. So auch in dieser Fassung. Sie sind extrem schlecht und nerven einfach nur.
ie Kamera ist unglaublich träge, die Steuerung schwammig und die Kinder verhalten sich störrisch. Highlight des Spiels sind die 2x in jeder Welt auftretenden Bosskämpfe. Die sind wirklich fantastisch inszeniert und überzeugen mit vielen interessanten Ansätzen. Jeder Boss hat ein anderes Angriffsmuster und eine andere Taktik um ihn zu verletzten. Mal müsst ihr Bowling mit einer Opernsängerin spielen oder aus einem Fisch kleine farbige Blasen machen, um diese dann zu zerbersten. Die Ideen sind schräg aber toll und machen Laune. Visuell ist Nights so eine Sache. Positiv fällt die wirklich Farbenfrohe Grafik auf. Knallbunt und voller Leben vermittelt sie sofort eine gute Stimmung. Die Weitsicht ist zum Teil wirklich enorm und bietet malerische Ausblicke. Nights wurde sehr schön animiert und sieht sehr graziös aus, wenn er herumfliegt. Zu guter letzt sind noch die Bosskämpfe zu erwähnen. Dort wird ein wahres Feuerwerk an psychodelischen Effekten abgebrannt. Leider endet der positive Eindruck, sobald ihr näher gen Boden fliegt. Verwaschene Matschtexturen zieren die Landschaften. Grob aufgelöste, stark verpixelte Charaktere. Clipping Fehler... Der Tiefpunkt erlebt ihr aber bei den Jump n Run Abschnitten. Diese sehen einfach nur noch hässlich aus.
Musikalisch ist Nights dafür brillant. Wunderschöne Melodien verzücken eure Ohren während des traumhaften Abenteuers. Viel Gesang in den Liedern lässt euch völlig abschalten und beruhigen ungemein. Viele alte Musikstücke feiern ein Comeback und lassen ein Retrofeeling aufkommen. Leider ist die Sprachausgabe völlig am Ziel vorbei geschossen. Wie eingangs erwähnt wird die Kinderschiene gefahren. In den Zwischensequenzen werdet ihr euch nicht selten, aufgrund der völlig hirnlosen Dialoge, an den Kopf greifen. Da man sie nicht einmal überspringen kann, seid ihr diesem Frevel schutzlos ausgeliefert. Zum einmaligen Durchspielen werdet ihr knapp 6 Stunden benötigen. Danach könnt ihr noch versuchen in allen Levels das höchste Rating zu holen und so noch geheime Sachen freischalten.
Zusätzlich findet ihr auf der Disk noch den Abschnitt: My Dream. Dieser ist ein Level, welcher ihr nach eurem Geschmack einrichten könnt. Figuren und Gegenstände findet ihr zuhauf während des Abenteuers. Es bietet sogar die Möglichkeit Freunde Online einzuladen oder deren „Traum“ zu besuchen. Zu guter letzt bietet Nights noch einen 2 Player Modus. Die 2 Spielmodis: Rennen und Battle sind selbsterklärend. Im Splitscreen leidet die Übersicht sehr. Prakisch unspielbar. Online macht es eine Zeit lang Spass, doch auch hier ist die Luft schnell raus.
Fazit:
Ich konnte es kaum glauben. Einer meiner Alltime Favorites vom Saturn kommt für Wii. Die Erwartungen die ich in den Titel gesteckt hatte waren riesig. Leider wurde ich doch schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Das Spielkonzept fühlte sich anno dazumal einfach frischer und neuer an als heute. Irgendwie merkt man, dass sich Sega bei der Neuauflage doch ein bisschen mehr hätte überlegen sollen. Vor allem die Jump n Run Abschnitte sind eine Frechheit. Nichtsdestotrotz hat mir Nights gefallen. Die farbenfrohen Fantasiewelten bieten immer wieder etwas Neues und es macht halt irgendwie doch Spass durch zahllose Ringe zu fliegen und zu versuchen, immer besser zu werden. Wenn doch nur die Steuerung präziser wäre.
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