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AutorenbildSascha Böhme

The(G)net Review: MXGP - The Official Motocross Videogame

Milestones neuestes Rennspiel, MXGP: The Official Motocross Videogame, ist ab sofort für PS3, PS Vita, Xbox 360 und PC erhältlich. Der Titel basiert auf der offiziellen Motocross-Weltmeisterschaft, inkl. echten Fahrern und Strecken. Die Entwickler versprechen uns viel Staub, Emotionen und unglaubliche Sprünge beim Kampf um den ersten Platz.


MXGP - The Official Motocross Videogame Test, Review, Testbericht.

Die italienischen Rennspiel-Entwickler von Milestone sind kein unbeschriebenes Blatt, zeichnen sie sich doch für das eher bescheidene MUD verantwortlich. Jetzt haben die Jungs ein realistisches Motocross-Spiel auf den Markt gebracht, komplett mit neuer Grafik-Engine und runderneuerter Steuerung. Schon der Titel lässt wahre Motorsport-Fans aufhorchen und projiziert im Kopf Bilder von dreckigen Maschinen, staubigen Pisten und schlammbespritzten Fahrern. Und tatsächlich; Das Spiel ist noch gar nicht richtig gestartet, schon bringt ein peppiges Video die Gefühle in Wallung. In rasanten Szenen jagen sich die Fahrer über die Strecke und versuchen sich mit waghalsigen Sprüngen zu übertrumpfen. Der erste Eindruck ist durchwegs positiv und mach Lust auf Mehr.


MXGP - The Official Motocross Videogame Test, Review, Testbericht.

Um ein Feeling für das Spiel zu bekommen, bietet sich direkt das "Schnelle Spiel" an, bei dem Fahrer, Motorrad und die Strecke frei gewählt werden können. Doch bevor es dann endlich auf die Strecke gehen kann, werden in einem Video-Tutorial alle Funktionen, Techniken und Kniffe gezeigt. Direkt der erste Clip gibt uns einen Einblick in die neue Steuerungs-Mechanik. Mit dem linken Stick können wir den Neigungswinkel der Maschine ändern, mit dem rechten Stick wird die Sitzposition des Fahrers und somit die Kontrolle über die Gewichtverteilung des Bikes beeinflusst. Die Vorderradbremse garantiert den kürzesten Bremsweg, wohingegen die Hinterradbremse zwar weniger effektiv ist, dafür aber in engeren Kurven eine bessere Linie ermöglicht. Außerdem wird näher auf die richtige Sprungtechnik, die Möglichkeit der Lenkung in der Luft und auf Scrubs eingegangen. Sinn und Zweck eines Scrub-Manöver ist, dass sich Fahrer und Maschine in der Luft zur Seite legen und somit ein kurzer Sprung ermöglicht wird, damit wieder schneller beschleunigt werden kann. Die Steuerung ist tricky! Nur mit viel Geduld und Übung wird man hier zum Cross-Profi. Wer auf schnellen Arcade-Spass aus ist, kann hier getrost aufhören zu lesen. Insgesamt hängt viel von der richtigen Brems- und Fahrweise ab, was dem Spiel die nötige Note Realismus einhaucht.


MXGP - The Official Motocross Videogame Test, Review, Testbericht.

Grafisch gesehen ist MXGP - Das offizielle Motocross Videospiel nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Die Texturen wirken verwaschen und die Kantenglättung ist unsauber wie die Maschine nach den ersten Metern im Dreck. Störend ist dies aber nur in der Vorschau, denn die Rennen sind so rasant und machen unglaublich Spaß, dass die Grafik in den Hintergrund rückt. Die Umgebung wirkt abseits der Piste starr und leblos. Auf vielen Strecken sind für ein Meisterschaftsrennen einfach zu wenige Zuschauer am Streckenrand. Ja, Motocross ist eine Outdoor-Veranstaltung und bei schlechten Wetter ist sicherlich der Zuschauerstrom äußerst gering, was aber leider nie der Fall ist, denn das Wetter ist immer heiter und schön. Mit dem fehlenden Wettersystem wird auch gleichzeitig ein großer Knackpunkt angesprochen. Motocross lebt von den Witterungsbedingungen, die starken Einfluss auf die Beschaffenheit der Strecke hat. Ist es trocken und heiß, wie es in dem Spiel oft der Fall ist, so müsste aufgrund der fehlenden Feuchtigkeit wesentlich mehr Staub vom Boden aufgewirbelt werden und massiv die Sicht einschränken. Leider haben die Entwickler dieses wesentliche Detail nicht mit eingearbeitet. Bei Regen, was in dem Spiel nie der Fall ist, wird die Piste schlammigen und sehr rutschig, was die Rennen sehr abwechslungsreich und spannend gemacht hätte.


MXGP - The Official Motocross Videogame Test, Review, Testbericht.

Sind wir auf der Strecke die erste Runde gefahren, so bilden sich Spurrillen auf der Fahrbahn. Im Motocross sind diese tückisch, denn einmal im falschen Winkel angefahren oder gar ganz übersehen, schon ist der Sturz kaum noch abzuwenden. In der Motocross-Simulation sind diese zwar vorhanden, wirken sich aber nachhaltig nicht auf das Fahrverhalten aus. Wird eine Kurve doch mal unterschätzt und mit zu hoher Geschwindigkeit genommen, findet man sich neben der Strecke wieder. Mit viel Glück ist kein Gegenstand im Weg und die Maschine wird einfach auf die Strecke zurückversetzt. Mit Pech prallt der Fahrer gegen ein Pappschild, was dabei so hart und unnachgiebig wie eine Betonmauer ist. Auf ein Schadenmodell an der Umgebung und an den Bikes haben die Entwickler komplett verzichtet. Schade, aber dafür macht das die wirklich gelungene Fahrphysik wieder wett.


MXGP - The Official Motocross Videogame Test, Review, Testbericht.

Auf der Strecke spielt die richtige Sprungtechnik, die Neigung der Maschine, das Verhalten des Fahrers und das genaue Timing von Beschleunigung und Bremsen eine wichtige Rolle. Um optimale Zeiten fahren zu können, muss jeder Sprung richtig abgeschätzt und vor der Kurve mit der richtigen Bremstechnik gearbeitet werden. Um das Ganze zu vereinfachen oder eben auch sehr realistisch zu erschweren, gibt es verschieden Schwierigkeitsstufen und Einstellungsmöglichkeiten. Zum einen gibt es natürlich die KI-Schwierigkeit, welche von einfach bis hin zu schwer und sogar realistisch einstellbar ist. Auf den höheren Schwierigkeitsgraden, erweist sich die KI als wirklich schwerer Brocken. Zum anderen ist die Fahrphysik individuell veränderbar. Je nach Talent kann so die Neigung des Fahrers entweder selber übernommen oder dem Computer überlassen werden. Mit den verschieden Schwierigkeitsstufen hat Milestone erreicht, dass MXGP - offizielle Motocross Videospiel nicht nur was für hartgesottene Motorrad-Freaks ist, sondern auch etwas für Neueinsteiger und für diejenigen, die sich bisher eher auf vier Räder wohlgefühlt haben.


MXGP - The Official Motocross Videogame Test, Review, Testbericht.

Das Herzstück der offiziellen Motocross-Simulation sollte natürlich der Kampf um den Weltmeistertitel sein. Am Besten ist man da im Karriere-Modus aufgehoben. Vor jedem Rennwochenende werden uns Zielvorgaben gegeben und nebenbei läuft der interne Kampf mit dem Teamkameraden. Werden die vorgegebenen Ziele erreicht und der Teamkollege geschlagen, werden als Belohnung Erfahrungspunkte ausgeschüttet und ihr steigt so in dem Ranglevel auf. Mit jedem höheren Level werden neue Teams, Fahrer und Bilder freigeschalten. Außerdem steigt das Interesse der anderen Teams, bei dem dann ein neuer Vertrag unterschrieben werden kann. Zwischen den Rennen kann dies jederzeit abgerufen werden. So wird auch ersichtlich, ob ein Team aus der höheren MX1-Klasse Interesse hat. Des Weiteren kann der WM-Punktestand angezeigt, die Anzahl der Fans abgerufen, die Kleidung angepasst und das neue Motocross-Magazin angeschaut werden, wobei da nur ein Blick auf die Titelseite geworfen werden kann. Mehr Möglichkeiten bietet der Karrieremodus zwischen den Rennen nicht. Hier hätte doch sehr gut mit Showevents gearbeitet werden können, um zusätzliche Fans, Geld und weitere Werbeverträge zu gewinnen.


MXGP - The Official Motocross Videogame Test, Review, Testbericht.

Da auf solche Events verzichtet wurde, fahren wir stupide 14 Saisonrennen ab. Ein Rennen findet immer an einem Wochenende statt und besteht aus einem freien Training, um die Strecke kennenzulernen, einem Qualifying und zwei Rennen. In der Qualifikation wird die Reihenfolge festgelegt, wer sich zuerst ein Startgatter aussuchen darf. Ziel ist es, so nah wie möglich an der ersten Kurve zu starten, um sich somit einen eklatanten Vorteil verschaffen zu können. Auch wenn die Karriere eintönig wirkt, so machen die Rennen doch unglaublich Spaß, denn das Motocross-Feeling ist auch am Fernseher merklich spürbar. Wer in einem weißen Trikot und einem hellen Bike startet, der kann sich schon mal auf die Wäsche nach dem Rennen freuen. Es dauert nur ein paar Meter und das gesamte Outfit ist von oben bis unten mit Schlamm und Dreck besudelt. Der kernige Motorensound rundet das Renngeschehen ab und verwandelt vollends das Wohnzimmer zu einer dreckigen Rennpiste. Schön ist auch die Einstimmung vor dem Rennen, bei dem zu jeder Strecke ein dazugehöriges Live-Video gehört, um die Vorfreude weiter anzuheizen. Da trüben auch manche fragwürdigen Rempler nicht das Bild, bei denen nichts passiert und die involvierten Fahrer von einem eigentlich absehbaren Sturz verschont bleiben.

Was noch? Ah, Online-Rennen! Ja, auch dieses Rennspiel verfügt über einen Online-Modus, um sich mit den Spielern in der ganzen Welt messen zu können. Da gibt es beispielsweise eine Art Online-Liga, bei dem für die gefahrenen Rennen Punkte vergeben werden. Wird eine bestimmte Punktzahl erreicht, dann steigt der Spieler in die nächsthöhere Liga auf. Wird hingegen das geforderte Limit unterschritten, ist der Abstieg besiegelt. Neben dem Liga-Modus, gibt es noch die Möglichkeit eine Meisterschaft und einen Grand Prix zu absolvieren, welche schon aus dem Einzelspieler-Part bekannt sind. Zu erwähnen ist, dass zum Testzeitpunkt die Server wie leergefegt wirkten und kein Spiel über vier Personen möglich war. Aufgefüllt werden die fehlenden Plätze mit der KI, die je nach Liga unterschiedlich stark eingestellt ist. Schlussendlich hat der Mehrspieler-Modus sein Potenzial nur im Ansatz gezeigt, was aber nicht an dem Spiel liegt, sondern an den fehlenden Spielern. Ein Rennen mit 12 menschlichen Mitspielern, würde den Anreiz erheblich steigern und sich somit auch positiv auf die Spielzeit auswirken. Da dies (zumindest in der Testphase) nicht der Fall ist und in der Lobby gut und gerne fünfzehn Minuten Wartezeit für ein Spiel mit 4 Mitstreitern verloren geht, kann der Online-Modus auf den ersten Blick nicht punkten. Auch aus dem gemeinsamen Motocross-Abend mit Freunden wird nicht viel werden, da der Entwickler auf einen Splitscreen-Modus verzichtet hat.



Fazit:

Man kann mit MXGP Spass haben, wenn man viel Geduld mitbringt. Und man sollte vorher über die veraltete Grafik hinwegsehen und die Erwartungen hinsichtlich des Karrieremodus auf ein Minimum herunterschrauben. Abstriche müssen auch im Umfang gemacht werden. Trotz des vollgepackten Lizenzpaketes und der Auswahl von 14 Rennstrecken, wirkt die offizielle Motocross-Simulation auf Dauer eintönig. Schuld daran ist vor allem der wenig attraktive Karrieremodus. Wenn der Spieler als einzige Entscheidungsmöglichkeit die Auswahl eines Teams hat und die Karriere im Endeffekt nur aus einer Aneinanderreihung von Rennen besteht, dann kann von einer Langzeitmotivation keine Rede sein. Hier hätten Sponsorenwettbewerbe oder Showevents Wunder gewirkt. Auch der Online-Modus kann sich am Ende nicht mit Ruhm bekleckern. Dies liegt aber keinesfalls am Spiel selbst, sondern daran, dass im Moment zu wenig Spieler auf den Servern vertreten sind. Man wartet gut und gern 15 Minuten in der Lobby, bis ein Rennen endlich startet. Aber vielleicht ändert sich das mit der Zeit. Was wirklich schmerzt ist das Fehlen eines Split-Screen Modus. Schlussendlich ist MXGP - Das offizielle Motocross Videospiel aber immer noch ein gelungenes und über weite Strecken realistisches Rennspiel. Der Entwickler Milestone hat es tatsächlich geschafft, die Motocross-Atmosphäre in unser aller Wohnzimmer zu transportieren. Es macht Spaß, über die hügelige Piste zu brettern und um den Sieg zu kämpfen. Wer also ein Herz für den Motocross-Sport hat, der kann getrost zugreifen.


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