Motocross Spiele geniessen den Status der Seltenheit. Entsprechend gefreut habe ich mich im Vorfeld über MXGP3 von Milestone – doch konnten die Erwartungen erfüllt werden?
Milestone wollte bei MXGP3 offensichtlich mit der grossen Kelle anrühren. Dank neuer Unreal Engine 4 sollte die Grafik wie auch das Handling eine neue Stufe erreichen. Denkt man an den letzten Ableger zurück, wurden in der Vergangenheit so einige Fehler begangen. Mit insgesamt 75 Motorrad-Marken und über 300 Komponenten wird dem Herzen des Motocross-Fans in diesem Jahr sehr viel geboten. Die Strecken wurden detailgetreu nachgebildet und haben auf den ersten Blick einen gewissen Charme. Doch bei genauerer Betrachtung muss ich leider sagen, dass die Renn-Umgebung leblos wirkt und schnell auch ein Gefühl der gepflegten Langeweile entsteht. Im ganzen Spiel und vor allem auf dem Motorrad erscheint die Grafik immer wieder sehr unscharf. Ich fühlte mich, als hätte ich vergessen meine Brille aufzusetzen.
Durch die vielen Lizenzen, den original Sponsoren und den unzähligen Einstellmöglichkeiten am Bike, ist der erste Eindruck gut. Leider verfliegt die Euphorie dann auf der Strecke ziemlich schnell. So sind die überaus langen Ladezeiten wieder mal ein Graus und spätestens nach zwei bis drei Rennen nervt die Warterei nur noch. Die Lenkung des Motorrades ist in der Theorie komplex. So bediene ich mit dem linken Stick das Motorrad und mit dem rechten den Fahrer; selbst die Wahl der vorderen oder hinteren Bremse bleibt dem Spieler überlassen. Doch im Renngeschehen sind diese Feinheiten kaum zu spüren. Beim Versuch das eigene Motorrad kunstvoll über den Hügel zu schwingen, ist ein Sturz meist an der Tagesordnung. Also lässt man die ganze Trickserei am besten gleich ganz bleiben.
Dank Gummiband-Effekt ist es selbst nach einem Sturz und dem daraus resultierenden Verlust von zehn Positionen ohne weiteres möglich, sich schnell wieder der Spitze zu setzen. Hat der Spieler erst mal den Dreh raus, sind die Gegner selbst auf der mittleren Schwierigkeitsstufe keine Konkurrenz mehr.
Schlimm wurde es dann, als das erste Regenrennen stattfand. Nicht nur, dass der Regen gefühlt wie anno 1990 dargestellt wird, es liegt gar die Vermutung nahe, dass Monster Energy den Regen gesponsert hat. Das Wasser war nämlich grün und irritierte extrem im Rennen. Als ich dann auf einem meiner Kontrahenten landete und auf seinem Kopf weiterfuhr, wurde mein Spielspass gänzlich in die Schüssel gespült. Die Stürze sehen zwar spektakulär und real aus, doch wenn dann die Bikes durch das eigene Konterfei hindurch glitchen und es den anderen Fahrern nichts ausmacht, dass man selbst am Boden liegt, wirkt das Spiel einfach nicht mehr fertig.
Milestone versprach uns mit der Unreal Engine 4 und den Lizenzen ein Spiel, dass sowohl Freude wie auch Revolution bedeuten und gegenüber dem letzten Ableger auch eine gewisse Steigerung mitbringen sollte. Leider ist es wie so oft bei solchen Nischen-Games; die Qualität verliert gegen die Quantität und der Spielspass verfliegt schon nach kurzer Dauer. Wenig "Simulation", viel "Arcade" und die Grafik entspricht einer Zeit, die man schon lange hinter sich (geglaubt) hat.
Klar gibt es das eine oder andere, das man positiv erwähnen darf, wie z.B. den kernigen Motoren-Sound und die original Fahrer, Lizenzen und Sponsoren. Trotzdem denke ich, dass selbst Motocross-Fans sich dieses Spiel nicht lange antun werden. Schon bei der Menüführung hätte Milestone etwas mehr Übersicht schaffen können, um so wenigsten den Tuner und Motocross-Liebhabern eine Freude zu bereiten.
Fazit:
Mit einer Enduro durch den Dreck rotzen, das hat schon was! Trotzdem rate ich von einem Kauf zum Vollpreis ab. MXGP3 mag für Zwischendurch spassig sein, insgesamt ist es aber einfach zu schlicht und zu dürftig ausgefallen. Die Grafik ist sehr durchzogen, der Fahrstil eher arcadig und die allgemeine Stimmung im Spiel insgesamt eher langweilig. Die Musik mag begeistern und der Motoren-Sound kommt gut rüber, doch dem eigentlichen Renngeschehen fehlt dann doch an allen Ecken und Enden an Feinschliff, um MXGP3 zu einem Aspiranten auf die Motocross-Krone zu machen. Angesichts der mangelnden Konkurrenz kann man sich das Spiel dennoch einmal ansehen.
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